Re: [AG Bauen und Verkehr] Fw: [bahn] Demo .. Erhalt der Nachtzüge diesen Mittwoch

[Jan David Mörike <david_moerike AT yahoo.de>]

Am 24.09.2014 um 13:17 schrieb Robert Merz:

Ahoi  René,

ahoi Bau und Verkehrspiraten,

 

danke für diese grundsätzlichen Fragen.

Sind sehr berechtigt, denn die Piratenpartei steht für Transparenz.

 

1. Es muss nicht auf "Teufel komm raus" ein Angebot aufrechterhalten werden, das kaum genutzt wird. Anscheinend wird es aber mindestens teilweise sehr gut genutzt. Es wurde hier sogar über ausgebuchte Verbindungen berichtet. Es gibt auch schwächere Zeiten, aber das ist im ganzen Verkehr üblich. Der Wert über das ganze Jahr gesehen ist maßgeblich.

Meine Fahrt vom Bodensee zum #aBPT in Halle. Da wo ich war, erlaubte man mir Freitag tagsüber nicht zu fahren, also mit der CNL von Karlsruhe nach Leipzig. Aufpreis für 6er Liegewagen 10, für 4er Liegewagen 15 Euro.
Das ist nicht viel Geld aber: alle Liege- und Sitzwagen ausgebucht. Also 1. Klasse und zwar Schlafwagen Economy Double, Dusche war vorhanden. Ich weiß den Aufpreis nicht mehr genau, vielleicht 70 Euro.
Die Strecke war in Kombination mit Sparpreis und mit Bahncard25 (geht alles) etwa 70 Euro. Fahrpreis insgesamt also 140 Euro. Und zwar ab Friedrichshafen.
Im Falle des Normaltarifs wäre die einfache Fahrt sicher über 200 gekommen also teurer als Flugzeug aber: am abend sehr spät von FDN nach LEJ wäre wohl nicht gegangen also erst im Laufe des Samstag-Vormittags. Soviel dazu.

2. Ein Teil der Nachtzugverbindungen sei durch schnellere Strecken mit kürzeren Fahrzeiten (und billige Flugtickets) überflüsig geworden. Mag sein, aber für Nachtzugverbindungen gelten andere Prinzipien. Mindestens stand mal ein Schlafwagenzug zwischen Nord- und Süddeutschland unterwegs 2 Stunden, damit er nicht schon um 4 Uhr, also zu früh ankommt. So bieten Nachtzugverbindungen insgesamt eine größere Sicherheit für pünktliche Ankunft, als wenn man morgens mit schnellen Zügen oder mit dem Flieger anreist. Zudem entlasten sie diese oft überlasteten Tagesrandverbindungen.

dito. Der von München - Augsburg nach Berlin / Hamburg hat in Hildesheim, wo die Zugtrennung ist, ungefähr anderthalb Stunden Aufenthalt.

3. Es gibt unterschiedliche Komfortklassen. Abteile im Schlafwagen mit Dusche zum Einheitspreis für bis zu 3 Personen. Daneben Liegewagen-Abteile ohne Dusche, die Economy-Klasse, die mit bis zu 5 einzeln buchenden Personen belegt werden. Es gibt in diesen Wagen jedoch Duschabteile, siehe pdf bei dbautozug dot de. Manche fahren auch nach der Bahnreise gleich in ein Hotel-/Tageszimmer/Fewo und machen sich da frisch - oder verzichten ganz darauf, eine Gesichtswäsche und ein Deo genügt.  Es gibt also unterschiedliche Möglichkeiten je nach Situation, Wunsch und finanziellen Möglichkeiten.

dito.

8. Grund für die Abschaffung und die Umstellung auf Lkw-Transport der Autos (!!) ist das Auslaufen von Fristen für Autotransportwagen, so dass diese nicht mehr verfügbar sind und erst wieder für weitere Jahrzehnte neu beschafft werden müssten. Kaufmännisch stellt das aber eine Investition dar, die erst im Laufe der Nutzungsjahre kostenrechnerisch wirksam wird. Diese Investition wird jedoch gescheut. Dabei sind die weiteren Prognosen des Angebots durchaus mindestens gleichbleibend. Aufwendig ist die Organisation des Nischen-Angebots. Trotzdem müsste eine Kostendeckung möglich sein.

Zumindest für die autolosen Züge, also CNL. Ferner: mindestens ein Zugpaar ist kombiniert. Vielleicht das von München nach Berlin. Es ist Auto-Zug, ist aber - als CNL - auch für Fahrgäste ohne Auto buchbar.

9. Schlafwagen- und Autozüge fahren nicht mit Öl, sondern mit Strom, der aus vielen nachhaltigen Quellen im Inland produziert werden kann. Deshalb ist das ein Beitrag zur Energiewende, d.h. weg vom ölgebundenen Transport auf der Straße und im Luftverkehr. Zudem ist die Fahrt extrem unfallsicher. Eine Abschaffung wäre verkehrspolitisch ein Schritt in die falsche Richtung.

Aber wie mit den hohen Personal- und anderen Kosten fertigwerden?

Piratiger Vorschlag meinerseits: die CNL- und vielleicht auch Autozug - Verbindungen in Mitteleuropa von der russischen Staatsbahn weiter betreiben lassen. Die haben die weltweit größte Erfahrung im Schlafwagenverkehr, siehe Bild :-)

https://twitter.com/ingwerbaer1/status/514905861568077825

 

Piratige Grüße

Robert Merz aus der Gegend von Stuttgart

Beauftragter Bauen und Verkehr des LaVo B.-W.

für den Bereich außerhalb der Region Stuttgart.

Jan David Mörike