ag-bauen-verkehr AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Bundes-AG Bauen und Verkehr Diskussionsliste
Listenarchiv
- From: "Robert Merz" <romerz AT gmx.de>
- To: Bundes-AG-Bauen-und-Verkehr <ag-bauen-verkehr AT lists.piratenpartei.de>
- Subject: Re: [Ag-bauen-verkehr] Trinkwasser in Toiletten
- Date: Fri, 19 Jul 2013 13:48:48 +0200 (CEST)
- Importance: normal
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-bauen-verkehr>
- List-id: Bundes-AG-Bauen-und-Verkehr <ag-bauen-verkehr.lists.piratenpartei.de>
- Sensitivity: Normal
Ahoi hans - minimalist,
ahoi Bau- und Verkehrspiraten, zunächst zum
Abwasser
Es gab früher die Alternative zur Schwemmkanalisation, nämlich die Güllegrube und den Jauchewagen. Die war damals sogar echt wertvoll! In Stuttgart wurde sie auf Züge verladen, ins Umland gefahren, von den Bauern abgeholt und auf die Felder ausgebracht. Tatsache! Wollen wir doch aber nicht zurück! Klärschlämme werden heute oft verbrannt, auch eine sinnvolle Nutzung des Energiegehalts. Andere Nutzung ist kritisch, denn sie enthalten leider auch Schadstoffe aller Art, von Rauschgift über Medikamente bis Quecksilber. Diese werden so teils vernichtet, der Rest weitgehend durch Abgasfilter zurückgehalten. Diese Filterstäube werden z.B. in leeren Abbaukammern des Salzbergwerks Heilbronn endgelagert.
Kläranlagen werden möglichst außerhalb der sonstigen Baugebiete angelegt - und der fließende Transport über Leitungen im Boden ist für dieses Massengut die günstigste Möglichkeit. Spülknopf drücken - das ist ein echter Fortschritt!
Ein Teil der Abwasserkanäle ist leider sanierungsbedürftig, da versickert Dreck im Untergrund der Stadt. Sieht man nicht gleich, deshalb wird da gespart. Aber wir Piraten machen das mal besser!
Vor einiger Zeit war mal in einem Hotel in der Türkei in der Toilette wirklich der Hinweis angebracht, man solle die "Wurst" nicht hinunterspülen, das würde die Kanalisation verstopfen - sondern in eine Plastiktüte einpacken und in den Abfallbeutel tun! Für uns unglaublich, aber wahr! Der echte Grund war wohl die fehlende Kläranlage. Abwasser fließt oft unterirdisch nach einigen 100 Metern direkt vor dem Hotel ins Meer. ... !!!
Es gibt regonale Unterschiede zwischen Trenn- und Mischkanalisation.
Bei der Trennkanalisation werden 2 Wege für Abwasser angelegt. Das normale Abwasser wird immer unterirdisch, das Regenwasser mal unterirdisch, manchmal auch oberirdisch in Vertiefungen bis zum nächsten Bach/Fluss geleitet.
Bei der Mischkanalisation wird nur ein Kanal angelegt. Das ist billiger. Allerdings fließt bei starken Regenfällen ein Teil des dann stark verdünnten Abwassers an der Kläranlage vorbei direkt in den Fluss. Das ist aber historisch so gewachsen und der relativ kleine Nachteil ist mit vertretbarem Aufwand nicht zu korrigieren. Und die gute Sauberkeit des Rheins beweist dies. Die "Dreckbrühe" bei starken Niederschlägen ist hauptsächlich abgeschwemmte Erde!
Die System-Frage stellt sich immer nur bei der Neuanlage eines größeren Baugebietes in der Nähe eines Vorfluters (Fachbegriff für Bach/Fluss).
Frischwasser
Ein Durchschnittshaushalt von etwa 2 Personen zahlte 2010 in D. im Schnitt für 80 Kubikmeter Frischwasser ca. 200 Euro, sowie etwa 220 Euro Abwassergebühr einschließlich Einleitung von Oberflächenwasser aus 80 m².(Wikipedia)
Stuttgart liegt mit 2,34 € über dem Schnitt. Der Versorgungsbetrieb EnBW gibt im Geschäftsbericht die Beschaffungkosten mit 33% an, was 77 Cent ausmacht. Ein Großteil des Wassers kommt von der Bodensee-Wasserversorgung. Diese gibt in ihrem Geschäftsbericht einen Abgabepreis von 43,5 Cent/m³ an. Die Differenz könnte in der Verrechnung von Notbrunnen ... liegen, die dem Bezug zugerechnet werden, und auch der MWSt.
Mit den 43,5 Cent ist alles bezahlt. Etwa 20 % macht daran der Strom aus, denn vom Bodensee wird das Wasser zunächst 300 Meter höher gepumpt und fießt dann von selbst noch über 200 km. In Stuttgart selbst kommt das Wasser auf einem Hügel vor der Stadt an. Der Versorgungsbetrieb gewinnt mit Turbinen zur Druckminderung im Verteilnetz 50% mehr Strom, als dass er verbraucht! Aber letztlich bleibt das etwa gleich. Andere Betriebe müssen das Wasser höchstens 100 m selbst hochpumpen, dafür wird im Verteilnetz nichts zurückgewonnen. Der Rest sind hauptsächlich Personal- und Leitungskosten.
Etwas mehr als die Hälfte unseres Aufwands für Wasser macht also das Abwasser mit den Kanal- und Kläranlagenkosten aus.
Beim Frischwasser macht die Verteilung etwa 3/4 der Kosten aus. Der Stromanteil liegt am Endpreis bei etwa 5 Prozent, damit am gesamten Aufwand für Frisch- und Abwasser bei etwa 2 Prozent.
Gesamtwassermenge
In den Bodensee fließen im Jahr 11 Mrd. m³ Wasser. Die gesamte Wasserabgabe in D. ist etwa die Hälfte dieser Menge.
Die Bodensee-Wasserversorgung entnimmt für 4 Millionen Einwohner von B.-W. 126 Mio m³, das ist etwas über 1 % des Zuflusses. 99 % der früheren Wassermenge erfreuen immer noch am Rheinfall in Schaffhausen die Besucher.
Wasserversorgung in Bürgerhand - ein ganz piratiges Thema
In Stuttgart will das eine Initiative wieder erreichen, denn die derzeitigen Preise sind überhöht. Dann entscheidet wieder jeder einzelne Gemeinderat über den Wasserpreis mit, den er selbst auch bezahlen muss. Das ist die beste Strategie für günstige Wasserpreise für alle Bürger. Ansonsten macht das ein Konzernmanager, der Gewinn und davon abhängige eigene Prämien einstreichen will! Ihr Glücklichen in den anderen Städten, setzt dieses kommunale System bitte nicht aufs Spiel!
Piratige Grüße
aus der Gegend von Stuttgart
Robert Merz
Gesendet: Donnerstag, 18. Juli 2013 um 22:33 Uhr
Von: minimalist <minimalist AT news.piratenpartei.de>
An: ag-bauen-verkehr AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Re: [Ag-bauen-verkehr] Trinkwasser in Toiletten
Von: minimalist <minimalist AT news.piratenpartei.de>
An: ag-bauen-verkehr AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Re: [Ag-bauen-verkehr] Trinkwasser in Toiletten
Wir haben hierzulande meist eine Schwemmkanalisation, die ordentlich
Wasser braucht, damit auch geschwemmt wird ;) Keine Ahnung was es an
Alternativen gibt, ob und welche Vorteile die hätten. Wenn könnte man
das nur im Zuge einer Sanierung der Kanalisation oder in Neubaugebieten
einführen.
Das teuerste an unserem Wasser ist der Energieaufwand für Förderung,
Aufbereitung und abschließende Klärung und nicht das Wasser selbst! Drum
ist elektrisch Rasieren umweltfreundlicher als nass Rasieren ;)
Grüßle, hans
--
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- [Ag-bauen-verkehr] Trinkwasser in Toiletten, Hessaia, 18.07.2013
- Re: [Ag-bauen-verkehr] Trinkwasser in Toiletten, Ralph A. Schmid, dk5ras, 18.07.2013
- Re: [Ag-bauen-verkehr] Trinkwasser in Toiletten, "claudia.steimann", 18.07.2013
- Re: [Ag-bauen-verkehr] Trinkwasser in Toiletten, henning . luebbers, 18.07.2013
- Re: [Ag-bauen-verkehr] Trinkwasser in Toiletten, Ulrich Bär, 18.07.2013
- Re: [Ag-bauen-verkehr] Trinkwasser in Toiletten, henning . luebbers, 18.07.2013
- Re: [Ag-bauen-verkehr] Trinkwasser in Toiletten, "claudia.steimann", 18.07.2013
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- Re: [Ag-bauen-verkehr] Trinkwasser in Toiletten, Robert Merz, 18.07.2013
- Re: [Ag-bauen-verkehr] Trinkwasser in Toiletten, minimalist, 18.07.2013
- Re: [Ag-bauen-verkehr] Trinkwasser in Toiletten, Robert Merz, 19.07.2013
- Re: [Ag-bauen-verkehr] Trinkwasser in Toiletten, minimalist, 19.07.2013
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- Re: [Ag-bauen-verkehr] Trinkwasser in Toiletten, minimalist, 21.07.2013
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- Re: [Ag-bauen-verkehr] Trinkwasser in Toiletten, minimalist, 21.07.2013
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- Re: [Ag-bauen-verkehr] Trinkwasser in Toiletten, minimalist, 19.07.2013
- Re: [Ag-bauen-verkehr] Trinkwasser in Toiletten, Markus Bloch, 19.07.2013
- Re: [Ag-bauen-verkehr] Trinkwasser in Toiletten, minimalist, 19.07.2013
- Re: [Ag-bauen-verkehr] Trinkwasser in Toiletten, Markus Bloch, 19.07.2013
- Re: [Ag-bauen-verkehr] Trinkwasser in Toiletten, Ralph A. Schmid, dk5ras, 18.07.2013
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