ag-bauen-verkehr AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Bundes-AG Bauen und Verkehr Diskussionsliste
Listenarchiv
- From: "Oliver Bayer (Kreon)" <oliver AT duesseldorf-nord.de>
- To: ag-bauen-verkehr AT lists.piratenpartei.de
- Subject: Re: [Ag-bauen-verkehr] City-Maut- Stellungnahme- pro- contra- Fazit
- Date: Sun, 24 Mar 2013 22:35:30 +0100
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-bauen-verkehr>
- List-id: Bundes-AG-Bauen-und-Verkehr <ag-bauen-verkehr.lists.piratenpartei.de>
Moin,
ja, für den nächsten NRW-LPT haben wir das City-Maut-Papier eingereicht.
Ich persönlich habe auch ein Pro- und ein Contra-Schuldenbremsen-Papier eingereicht, weil die NRW-Fraktion an der Stelle völlig uneins ist und eine Entscheidung der Basis diesbezüglich weiterhelfen würde.
Bei der City-Maut ist es nicht ganz so schlimm.
Wir Piraten haben EIGENTLICH keinen Grund, eine City-Maut zu fordern. Man kann damit datenschutzrechtlich und steuerungstechnisch verdammt viel Mist bauen.
Dennoch:
Sie ist EIN Modell von vielen, welches man zur Finanzierung eines fahrscheinlosen oder attraktiveren ÖNPV in GEEIGNETEN Innenstädten heranziehen KANN.
Nun sind wir in unserer Arbeit im Landtag zum fahrscheinlosen ÖPNV in einer Phase, in der es demnächst darum gehen muss, den Kommunen verschiedene Möglichkeiten zur Finanzierung anzubieten und rechtlich möglich zu machen. Ich verweise dabei auf die momentane Situation in Tübingen in BW.
Daher müssen wir wissen, ob eine City-Maut grundsätzlich eine Option sein darf oder nicht. Wenn wir den Kommunen und Regionen diese Option an die Hand geben wollen, müssen wir sie ermöglich – genau wie eine generelle Umlage, Nahverkehrsabgabe etc. (allein, die City-Maut ist rechtlich noch relativ einfach).
Anfang Oktober schrieb ich mal einen Text zur City-Maut:
http://www.oliver-bayer.de/fur-verkehr-bezahlen-kraftstoffabgabe-nahverkehrsabgabe-maut-und-city-maut-fur-verkehrsinfrastruktur-und-verkehrswende/
Vor dem LPT aktualisiere ich den auch noch mal.
Die Soziale Komponente ist natürlich sehr wichtig!!
Das eingenomme Geld darf daher NICHT in die Straßen fließen, sondern muss zweckgebunden der Mobilität derjenigen zu Gute kommen, die sich die City-Maut nicht leisten können.
Siehe auch Punkt 4*.
Ich schrieb in dem oben genannten Text zur City-Maut:
Als flankierende Maßnahme zur Attraktivitätssteigerung und Finanzierung des ÖPNV bei gleichzeitigem Aufbau von Hürden für den Individualverkehr hat die City-Maut einen gewissen Reiz. Sie ist jedoch gegenüber ähnlichen Maßnahmen wie einer verstärkten Parkraumbewirtschaftung auch in der einfachen Variante sehr Aufwändig zu realisieren.
Außerdem muss bei einer City-Maut folgendes beachtet werden:
1* Es darf keine Möglichkeit geben, Bewegungsprofile zu erfassen. Aus Datenschutzgründen kommen daher bestimmte Modelle nicht in Frage.
2* Damit die Verwaltungskosten nicht zu hoch werden, muss das System einfach bleiben.
3* Es muss sich um einen Beitrag mit Zweckbindung handeln.
4* Von der City-Maut müssen vor allem diejenigen profitieren, die sich die City-Maut _nicht_ leisten können. Die Zweckbindung muss sich also auf die Verbesserung des lokalen ÖPNV beziehen. Ansonsten besteht die Gefahr, dass die Innenstädte den wohlhabenderen vorbehalten bleiben, bzw. sie die alleinigen Profiteure der Maut sind.
5* Werden die Innenstädte nicht gleichzeitig durch z.B. einen attraktiveren ÖPNV und ggf. zu Lebensraum umgestaltete ehemalige Verkehrsflächen aufgewertet, so besteht die Gefahr, dass der Maut-Bereich unattraktiv für den Einzelhandel und die Bewohner wird und sich entsprechende Urbanisierungsentwicklungen verlagern.
6* Um Anwohnerinteressen angemessen zu berücksichtigen, sind nicht nur Rabatte interessant: Das ungeliebte System der Anliegergebühren könnte um einen Finanztopf mit regelmäßigen Eingängen aus der City-Maut ergänzt werden. Dass hierbei Hausbesitzer stärker als Mieter berücksichtigt würden, ist allerdings ein diskussionswürdiger Aspekt.
7* Eine City-Maut kann immer um ökologische oder soziale Aspekte ergänzt werden. In einigen Städten anderer Länder zahlen beispielsweise Autofahrer keine City-Maut, wenn sie mindestens einen weiteren Fahrgast haben.
Die City-Maut bietet sich an, wenn eine Stadt eine hohe Zahl an Einpendlern und einen sogenannten Speckgürtel sowie ein bereits starkes ÖPNV-System hat. Zur allgemeinen Finanzierung der Verkehrsinfrastruktur ist sie jedoch nicht geeignet. Richtig ist, sich über die generelle Ermöglichung solcher Maßnahmen für Städte und Regionen zu beschäftigen.
Viele Grüße
Oliver (Kreon)
- Re: [Ag-bauen-verkehr] City-Maut- Stellungnahme- pro- contra- Fazit, Oliver Bayer (Kreon), 24.03.2013
- Re: [Ag-bauen-verkehr] City-Maut- Stellungnahme- pro- contra- Fazit, Bjoern, 24.03.2013
- Re: [Ag-bauen-verkehr] City-Maut- Stellungnahme- pro- contra- Fazit, AlexBu, 24.03.2013
- Re: [Ag-bauen-verkehr] City-Maut- Stellungnahme- pro- contra- Fazit, VerkehrspiratHamm, 26.03.2013
- Re: [Ag-bauen-verkehr] City-Maut- Stellungnahme- pro- contra- Fazit, Benutzer Name, 27.03.2013
- Re: [Ag-bauen-verkehr] City-Maut- Stellungnahme- pro- contra- Fazit, Bjoern, 24.03.2013
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