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ag-bauen-verkehr - [Ag-bauen-verkehr] Energetische Gebäudesanierung Antworten

ag-bauen-verkehr AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Bundes-AG Bauen und Verkehr Diskussionsliste

Listenarchiv

[Ag-bauen-verkehr] Energetische Gebäudesanierung Antworten


Chronologisch Thread 
  • From: "Holger Gerken" <Energiepiraten AT gmx.de>
  • To: ag-bauen-verkehr AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: [Ag-bauen-verkehr] Energetische Gebäudesanierung Antworten
  • Date: Sun, 08 Jul 2012 19:49:05 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-bauen-verkehr>
  • List-id: Bundes-AG-Bauen-und-Verkehr <ag-bauen-verkehr.lists.piratenpartei.de>


Original Mail vom 07.07.2012
Warum gerade energetische Gebäudesanierung?
Mehr als 3/4 aller Wohngebäude wurden vor der ersten Wärmeschutzverordnung
1978 gebaut und weisen einen sehr hohen
Energiebedarf auf. 72,0% der von den Haushalten verbrauchten Energie entfällt
auf die Raumheizung. Es geht also im Wesentlichen um die Reduzierung des
„Energieverlustes“ über die Außenbauteile (Gebäudehülle). Energie die nicht
benötigt wird, muss nie wieder erzeugt werden.
Konkret geht es bei den Anträgen um den Abbau von Hemmschwellen zur
energetischen Gebäudesanierung. Die Sanierungen sollen ökologisch und
nachhaltig, aber vor allen auch ökonomisch für Mieter vertretbar sein.
Antrag 1 Zweckgebundene energetische Sanierungsrücklage durch
Gebäudeeigentümer
Antrag 2 Warmmietenneutrale energetische Gebäudesanierung

Ausformuliert und begründet habe ich die Anträge im folgenden Pad:

http://piratenpad.de/p/energetische_Gebaeudesanierung

Energiepirat TXL (Holger)
Energiepiraten[at]gmx.de



From: AlexBu AlexBu AT news.piratenpartei.de

wenn Menschen etwas geschenkt bekommen, wie etwa bei der Abwrackprämie, dann
kommen die Menschen sehr schnell in Fahrt. Wenn es dann noch ein begrenztes
Angebot ist, erst recht. Als Beispiel könnte man pro Liter Heizöl, pro Liter
Erdgas 3 Cent erheben.
Dieses Geld kommt in einen Topf. Das Geld aus dem Topf wird an Hausbesitzer
verteilt, die eine energetische Gebäudesanierung nach gewissen Vorgaben
durchführen.
z. B. könnte die Subventionierung 50 Prozent der Gesamtkosten betragen. Das
aber nur, solange Geld im Topf ist. Danach wird gewartet bis wieder eine
Mindestmenge Geld im Topf ist und eine Neuausschüttung beginnt. Dann werden
aber nur noch 45 Prozent der Gesamtkosten subventioniert usw. Ich denke, da
würde das große Rennen anfangen.
Gruß Alex

Antwort an AlexBU

Die Grünen haben eine ähnlich unökologisch und unökonomisches Konzept
entwickelt. Bei Bedarf stelle ich dieses gern mal vor.
Dein Vorschlag würde bedeuten, dass jeder Mieter der in einem energetisch
unsanierten Gebäude leben muss, (weil er sich zum Beispiel die Miete in einem
energetisch sanierten Gebäude nicht leisten kann oder der Eigentümer sich
weigert es zu sanieren) auf ewig in deinen Fördertopf zahlen muss, aus dem
sich dann die Eigentümer bedienen.
Im Falle einer Sanierung zahlt der Mieter die energetische Sanierung dann
über die Modernisierungsumlage nochmal.
Der Wohnungs- und Eigentümerverband würde sich die Hände reiben. Die
energetische Sanierung soll langfristig über die Energiekosteneinsparung
refinanziert werden. Dafür muss aber das System des Energiebedarfs
(Heizkosten) von den Mietern auf den Vermieter umgestellt werden. Bitte lest
den Antrag mit Begründung vollständig. Danke.


From: "Piratenlily | LV Sachsen" ressorts AT piratenlily.net

Hallo Holger,
inwiefern berücksichtigen Deine Anträge, daß es bei historischen Gebäuden
faktisch unmöglich ist, energetisch zu sanieren, ohne ihren ästhetischen Wert
zu beeinflussen?
Zudem steigt durch die vollständige Abdichtung eines Gebäudes die Gefahr, daß
sich Schimmelpilze verbreiten. Hier hat eine Rechtssprechung zum Nachteile
des Mieters stattgefunden, die Mieter anhält, alle zwei bis drei Stunden zu
lüften. Dies ist von einem normal Berufstätigen nicht zu leisten.
http://www.fr-online.de/frankfurt/schimmel-in-der-wohnung--mieter-muessen-alle-paar-stunden-lueften,1472798,16107114.html
Zudem wird durch die hastige energetische Sanierung eine Gefahrenquelle
allererster Güte geschaffen, vor der jetzt viele TV-Magazine warnen: die
Dämmung aus Styropor, welche verwendet wird, weil sie am preiswertesten ist,
ist hochgradig brandanfällig und führt unter Umständen im Falle eines Brandes
zu einem erheblichen beschleunigten Abbrennen der Immobilie.
http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/45_min/hintergrund/waermedaemmung191.html
Ich schlage daher vor, energetische Sanierung erst einmal hintan zu stellen
und uns mit den Grundlagen zu befassen, in welche städteplanerische und
baupolitische Richtung wir als Partei wollen.
Im Moment sehe ich nicht, daß Kosten und Nutzen der energetischen Sanierung
genau abgewogen worden sind, sondern kann hier nur einen hastigen
Schnellschuß seitens der Bundesregierung erkennen.

Viele Grüße,
Lily

Antwort an Piratenlily

Schon heute sind in der Energieeinsparverordnung (EnEV 2009)
denkmalgeschützte Gebäude von allen Anforderungen ausgenommen. Der
ästhetische Wert liegt im Auge des Betrachters. Es gibt in der Tat vereinzelt
schlecht durchgeführte Wärmedämmmaßnahmen und geschmackliche Entgleisungen
bei Fassadendämmmaßnahmen. Aber können diese der Grund sein, die Gesellschaft
daran zu hindern sich auf die kommenden Energiereserven vorzubereiten? Was
meinst Du wie verfügbar Energie sein wird, wenn jeder Inder und jeder Chinese
einen Kühlschrank hat? Wir sind gut beraten uns darauf frühzeitig
einzustellen.
Da ich als Sachverständiger für Feuchte- und Schimmelpilzschäden tätig bin,
kann ich Dir den Zusammenhang erklären und richtig stellen.
Der verminderte passive Luftwechsel kommt nicht durch die Dämmung zustande,
sondern durch den Einbau dichtschließender Fenster. Es gibt keine „atmenden
Wände“ Bauteile sind je nach Sorbtionseigenschaft in der Lage Feuchte
innerhalb der Heizperiode aufzunehmen und während der Sommermonate wieder
abzugeben. Das ist aber ein Prozess der über Monate stattfindet. Er wird auch
nicht wesentlich durch eine Dämmmaßnahme verändert.
Es ist sogar so, dass nach einer Dämmmaßnahme, nach heutigen Vorgaben, es
fast unmöglich ist einen Schimmelpilzschaden zu produzieren. Luft kann, desto
wärmer sie ist, mehr Feuchte in Form von Wasserdampf aufnehmen. Ist eine
Außenwand wärmegedämmt, ist die Innenwandoberflächentemperatur wesentlich
wärmer als an einer ungedämmten Wand. Durch die höhere
Innenwandoberflächentemperatur kann die Raumluftfeuchte wesentlich höher sein
als bei einer ungedämmten Wand.
Bei einer gedämmten Wand kann bei 20,0°C Raumlufttemperatur die relative
Raumluft auf 70,0% ansteigen ohne dass es zur Schimmelpilzbildung kommt
(Außenlufttemperatur -5,0°C).
Bei gleichen Voraussetzungen darf die relative Raumluftfeuchte bei einer
Außenwand, die um 1900 oder in den 50 -60ziger Jahren errichtet wurde, nicht
über 40,0% steigen.
Leider sind am Markt Gutachter tätig, die die Interessen der Auftraggeber in
den Vordergrund stellen.

Brandanfällig sind Vollwärmeschutzsysteme nur bedingt. Die Versuche, die
durchgeführt wurden, waren mit brennenden Müllkontainern an einer
Hausfassade. Würde sich jemand wundern, wenn ein Holzblockhaus, ein
Fertighaus in Holzständerbauweise oder ein Altbau mit Holzbalkendecken bei
der gleichen Brandlast in Flammen aufgeht? Bei diesen PR-Aktion war eher die
Dämmstoffindustrie der Mineralfaserhersteller am Werk. Und ja, man kann auch
die Vorschriften bei der Verwendung von Polystyrol-Hartschaum-Dämmstoffen
verschärfen und Brandsperren einbauen.

Es geht aber bei meinen Anträgen nicht um Ausführungsvorschriften, sondern um
eine grundsätzliche Energiewende. Wer ist künftig für den Energiebedarf und
somit wesentlich für den Energieverbrauch von Gebäuden verantwortlich.
Der Eigentümer der in energetische Sanierungsmaßnahmen investiert, soll die
Möglichkeit haben mehr Nettokaltmiete zu verdienen, als der der die Gebäude
unsaniert lässt. Die Sanierungskosten sollen durch die Energieeinsparung
getragen werden und nicht den Mieter aufgebürdet werden.
Das wichtigste Ziel ist die Reduzierung des Verbrauchs Fossiler-Brennstoffe
und somit eine Verringerung der CO2 Emissionen.

Für alle ökologisch und ökonomisch.

Energiepirat TXL Holger




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