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ag-bauen-verkehr - Re: [Ag-bauen-verkehr] Energetische Gebäudesanierung Antworten

ag-bauen-verkehr AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Bundes-AG Bauen und Verkehr Diskussionsliste

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Re: [Ag-bauen-verkehr] Energetische Gebäudesanierung Antworten


Chronologisch Thread 
  • From: LeChuck <LeChuck AT news.piratenpartei.de>
  • To: ag-bauen-verkehr AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [Ag-bauen-verkehr] Energetische Gebäudesanierung Antworten
  • Date: Sun, 08 Jul 2012 19:26:22 +0000
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-bauen-verkehr>
  • List-id: Bundes-AG-Bauen-und-Verkehr <ag-bauen-verkehr.lists.piratenpartei.de>
  • Organization: Newsserver der Piratenpartei Deutschland - Infos siehe: http://wiki.piratenpartei.de/Syncom/Newsserver


Holger Gerken schrieb:
Es gibt in der Tat vereinzelt schlecht durchgeführte Wärmedämmmaßnahmen und geschmackliche Entgleisungen bei Fassadendämmmaßnahmen. Aber können diese der Grund sein, die Gesellschaft daran zu hindern sich auf die kommenden Energiereserven vorzubereiten? Was meinst Du wie verfügbar Energie sein wird, wenn jeder Inder und jeder Chinese einen Kühlschrank hat? Wir sind gut beraten uns darauf frühzeitig einzustellen.

Ich habe mir sagen lassen, daß wir unseren Enkelkindern mit Wärmedämmverbundsystemen ein in vielen Fällen ganz unnötiges Entsorgungsproblem aufhalsen werden - ähnlich wie bei den asbesthaltigen Wärmedämmplatten, die in den siebziger Jahren verbaut wurden, die unbestreitbar in den letzten vierzig Jahren am Haus meiner Mutter ihren Zweck erfüllt haben, nämlich den Energieverbrauch meßbar zu verringern. Wir haben uns entschieden, das Entsorgungsproblem an die Enkelgeneration zu vermachen und den Kram jetzt versiegeln und neu anstreichen zu lassen, damit es bis dahin wieder hübsch aussieht.

Meiner Meinung nach wäre es sinnvoll, Kalkulationsmodelle zu entwickeln, in welchen Fällen Wärmedämmverbundsysteme, über deren Lebensdauer von ca. 30 Jahren betrachtet, überhaupt nennenswerte Vorteile beim Energieverbrauch bieten, und wann sie auch aus Umweltperspektive so wenig Vorteile bieten, daß man sie eigentlich von vornherein bleiben lassen kann. Irgendwie habe ich nämlich das Gefühl, daß die Rechnung bei der Wärmedämmung, auf deren Lebenszeit betrachtet, in vielen Fällen gar nicht aufgeht. Dieser Polystyrolkram muß ja auch erst mal produziert werden, dann verbraucht man beim Transport Energie, bei der Verarbeitung und so weiter. Später kommt dann das Entsorgungsproblem. Das alles muß doch mit einkalkuliert werden.

Und dazwischen spart man natürlich immer Heizenergie - aber wie viel eigentlich? Wenn ich die Fenster erneuere, das Dach und die Kellerdecke dämme und zusätzlich dazu auch noch ein Wärmedämmverbundsystem anbringe, wie viel von meiner Energieeinsparung läßt sich dann eigentlich auf die Dämmung zurückführen, die die meisten Kosten verursacht? Bin ich wirklich ein geiziges Umweltferkel, wenn ich mich auf Fenster, Dach und Keller beschränke, und zwar dann, wenn Fenster und Dach ohnehin langsam mal wieder erneuert werden müßten, oder habe ich in Wirklichkeit vielleicht sogar einen rationelleren Umgang mit der Energie bewiesen?

Und wie sieht das denn bei verschiedenen Gebäudearten aus? In der Siebziger-Jahre-Schuhschachtel bei mir um die Ecke liegen die Heizkosten ungefähr doppelt so hoch wie in meinem Gründerzeit-Altbau, dessen Fenster vor vierzig Jahren letztmals erneuert wurden, da kann mir doch niemand weismachen, daß ich durch Wärmedämmung genausoviel am Energieverbrauch wie die dortigen Nachbarn einsparen kann.

Ich habe nicht das Gefühl, daß irgendwer schon ernsthaft versucht hat, die Bereiche etwas genauer einzukreisen, in denen sich besonders hohe Einsparungen erzielen lassen, und andere, in denen sich mit einfacheren Mitteln - wieder auf dreißig Jahre kalkuliert und sämtlichen Energieaufwand von der Produktion bis zur Entsorgung mit einbezogen - eine fast ebenso hohe Wirkung erzielen läßt. Das Mißtrauen gegen Wärmedämmverbundsysteme kommt ja gerade daher, daß das Maximalprogramm unterschiedslos jedem als Allheilmittel empfohlen wird, anstatt den Leuten realistische Modellrechnungen als Entscheidungsgrundlage vorzulegen.

Was ich mich außerdem frage: Wird nicht womöglich so viel Theater um Wohngebäude gemacht, weil die Industrie heilfroh ist, wenn die Leute sich nicht fragen, wie viel von deren Energieverbrauch eigentlich leicht vermeidbar wäre. Was mich beispielsweise immer stört, ist die Vorstellung, wie viele Male ein Becher Fruchtjoghurt wohl quer durch Europa gefahren wird, bis er beim Verbraucher ankommt. Das kostet ja auch alles Energie. Wobei ich davon ausgehe, daß sich das Problem mit steigenden Spritkosten früher oder später von alleine löst. Den Zeitpunkt werden wir daran erkennen, daß plötzlich wieder überall mehr regionale Lebensmittel angeboten werden.




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