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ag-bauen-verkehr - Re: [Ag-bauen-verkehr] Fahrradverkehr

ag-bauen-verkehr AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Bundes-AG Bauen und Verkehr Diskussionsliste

Listenarchiv

Re: [Ag-bauen-verkehr] Fahrradverkehr


Chronologisch Thread 
  • From: Markus Bloch <markus.bloch AT piratenpartei-nrw.de>
  • To: Bundes-AG-Bauen-und-Verkehr <ag-bauen-verkehr AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [Ag-bauen-verkehr] Fahrradverkehr
  • Date: Wed, 30 Nov 2011 21:47:03 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-bauen-verkehr>
  • List-id: Bundes-AG-Bauen-und-Verkehr <ag-bauen-verkehr.lists.piratenpartei.de>
  • Organization: Piratenpartei NRW

On 30.11.2011 21:14, Kai F. Lahmann wrote:
> Am 30.11.2011 17:03, schrieb Thomas Weinert:
>> Der Regelfall ist derzeit das Verwaltungen immer noch bewusst oder
>> unbewusst gegen die StVO verstoßen.
>
> Hier gibt es zwei Probleme. Zum einen wird noch immer an den
> Sicherheitsgewinn von Radwegen geglaubt (übrigens auch durch die
> Radfahrer und weite Teile von deren Lobby!). Zum anderen gibt es das
> Argument der Verkehrsbehinderung.

Ähm... Seit wann haben Radfahrer eine Lobby? Du meinst doch jetzt nicht
etwa den ADFC, oder?

>
>> Das Gefährdungspotential eines Fahrrades liegt deutlich unter dem
>> eines Kraftfahrzeuges.
>
> Ein Großteil der Gefährdungen entsteht perverser Weise durch
> unzulässig benutzungspflichtige Radwege. Wenn man auf einem 1m
> schmalen Weg zwischen Hausmauern und parkenden Autos hindurch fahren
> muss, KANN das nur schiefgehen.

Wenn der Weg nur 1m schmal ist, gibts auch keine Benutzungspflicht. Dann
sollten auch die entsprechenden Gebotsscholder demontiert sein, denn der
Weg ist nach den Buchstaben des Gesetztes zu schmal.

>
>> Helme können keine Unfälle vermeiden
>
> Eher sogar das Gegenteil, weil sich die Leute sicherer führen.
> Ähnliche Konpensations-Effekte kennt man auch dem Auto-Bereich ja auch
> (allem voran beim ABS). Der Einfluss des eigenen Fahrstils auf das
> Unfallrisiko ist beim Fahrrad allerdings wesentlich größer als beim Auto.

Wir verbieten also auch Gurtstraffer, Airbags, ASR, ABS, und was weiß
ich nicht noch alles. Diese Sicherheitstechnik lässt Kraftfahrer
riskanter fahren. *kopfschüttel*

Natürlich können Helme keinen Unfall verhindern, aber auf jeden Fall und
erwiesener Maßen die Folgen mildern.

>
>> Hauptunfallschwerpunkt sind die Abbiegeunfälle bei getrennter
>> Verkehrsführung. Hier kreuzt ein Fahrradfahrer die Spur eines
>> motorisierten Fahrzeuges. Dieses müsste ihm Vorrang gewähren. Es
>> ist die Aufgabe des abbiegenden Fahrzeugführers dies
>> sicherzustellen.
>
> Soweit die Theorie, ja. Ist das ganze bei Radwegen direkt neben dem
> Auto noch machbar, so ist es bei Radwegen, die hinter einem Park-
> und/oder Grünstreifen versteckt sind, komplett hoffnungslos. Als
> Radfahrer ist einem oft nicht bewusst, dass man selbst zwar über ein
> parkendes Auto hinweg sehen kann, ein Autofahrer aber nicht!

§1 StVO: Jeder Verhehrsteilnehmer hat sich so zu verhalten, dass andere
nicht mehr als unbedingt nötig gefährdet oder belästigt werden. (sinngemäß)

Will heißen, der Kraftfahrer hat hier die nötige Sorgfalt walten zu
lassen. Er muss dann entsprechen vorsichtig und langsam fahren, dass er
im Notfall sein Fahrzeug noch anhalten kann. Will er um Kurven driften,
soll er auf die Nordschleife gehen.

>
>> Das Fahren auf der falschen Straßenseite ist meiner Meinung nach
>> ein Kind der Verkehrspolitik der letzten Jahrzehnte.
>
> Ich mache es an einer Stelle _zu Gunsten_ der Sicherheit. ;) So habe
> ich nämlich nur eine einzige weit vorher einsehbare Ausfahrt im Auge
> zu behalten (ansonsten verläuft auf der Seite entweder eine Mauer oder
> ein Brückengeländer), statt auf deren drei sowie diverse direkt an den
> Radweg angrenzende Hauseingänge achten zu müssen. Ein schönes Beispiel
> dafür, dass Theorie und Praxis der Sicherheit nicht immer das gleiche
> sind.

Als Kraftfahrer muss ich aber nicht damit rechnen, dass ein Radfahrer
auf der falschen Seite fährt. Und wenn es erlaubt ist, wird i.d.R. durch
Schilder darauf hingewiesen. Nichts desto trotz muss ich als Kraftfahrer
auch hier die entsprechende Vorsicht walten lassen, denn Kinder, die
noch auf dem Gehweg fahren *müssen* , dürfen auch in Gegenrichtung
unterwegs sein. Außerdem können ja auch Fußgänger kommen ;-)

>
>> Unfälle im Längsverkehr sind selten und fast ausschließlich auf
>> ein grobes Fehlverhalten des Überholenden zurückzuführen.
>
> Allerdings sind genau das die Unfälle, vor denen die meisten Radfahrer
> große Angst haben. Wahrscheinlich, weil man sie durch das eigene
> Verhalten nicht verhindern kann; die Abbiege-Unfälle aber oft schon
> (indem man eben nicht davon ausgeht, dass der Abbiegende schon
> aufpassen wird).

Natürlich muss man immer mit der Doofheit der anderen rechnen. Egal, ab
als Kraft- oder als Radfahrer. Aber einem Radfahrer die Verantwortung
dafür aufdrücken zu wollen, dass er eigentlich alleine für die
Sicherheit auf der Kreuzung zuständig ist, ist eine falsche Richtung.

Bei den "Längsunfällen" sind die häufigsten übrigens Kollisionen eines
Radfahrers mit sich unvermittelt öffnenden Autotüren. Egal, ob Radweg,
oder nicht. Ich kann auch im Straßenverkehr in der City nicht den
vorgeschriebenen Sicherheitsabstand einhalten, da ich dann mitten auf
der Fahrbahn unterwegs wäre. Und das ist unbestritten gefährlicher, als
eine Fahrt auf einem baulich getrennten Radweg.

>
>> Am geringsten davon ist der Komfort zu werten.
>
> Och, das kommt drauf an. Die Abgase sind weiter weg und man muss sich
> nicht mit den hier und da vorhandenen Dauerstaus rumschlagen.
>
> Persönlich bevorzuge ich Radwege, die _völlig_ von der eigentlichen
> Straße getrennt sind. Selbiges ist zwar nicht immer möglich, aber doch
> deutlich häufiger, als es heute getan wird.

Ich bevorzuge Radwege abseits der Straßen. Gerade hier im Ruhrgebiet
komme ich inzwischen sehr gut auf Rad- und Wanderwegen von Stadt zu
Stadt. Entweder an den Kanälen entlang, oder über eine der vielen zum
Radweg umgebauten ehemaligen Bahntrassen. Die wege sind meist gut
ausgebaut, geteert oder feingeschottert.

>
>> Es ist viel bequemer für einen Fahrradfahrer auf Asphalt zu fahren
>> statt auf Pflasterwegen.
>
> Auch das würde ich nicht unterschreiben, denn in beiden Fällen kommt
> es auf den Zustand an. Ich kann dich gerne mal auf eine Asphalt-Straße
> einladen, nach der du einen Waldweg mit Umweg bevorzugst. Für Autos
> gelten auf dieser 20 km/h und auf dem Fahrrad hab ich mehr auch noch
> nicht geschafft...:)

Da bin ich ganz bei Dir, ich brauche mir nur die Straße ansehen, wo ich
wohne ;-)

>
>> Das andere ist der Komfort der Autofahrer. Man denkt das der
>> Verkehr flüssiger wird, wenn man die Fahrradfahrer ausschließt.
>> Erfahrungen zeigen jedoch, dass das Verkehrsaufkommen des MIV
>> stieg.
>
> So pauschal fresse ich das nicht. Das mag für Straßen gelten, auf
> denen eh fast nur die Leute aus der Nachbarschaft fahren. Aber was
> machst du mit einem Stadtring einer Kreisstadt, auf dem sich
> vornehmlich die Pendler aus dem Umland bewegen, die teilweise schon
> eine Stunde Autofahrt hinter sich haben? Denen kannst du wohl kaum
> "nimm doch das Fahrrad" empfehlen. Und über den ÖPNV (sowohl die
> Fahrzeiten wie auch die Häufigkeit) braucht man da auch nicht zu
> reden. Und an genau diesem Stadtring gibt es am Autoverkehr nicht mehr
> viel zu steigern.

Dann nimm die innerstädtischen Straßen, die in die City führen. Die sind
meist chronisch verstopft, und mit dem Fahrrad ärgere ich da so manchen
Autofahrer.

>
> Es gibt schon Abschnitte, wo die Verkehrsbehinderung ein Problem ist,
> dass man nicht völlig ignorieren darf. Die Kunst ist es nun, für diese
> Abschnitte eine Lösung zu finden, die beide Seiten zufrieden stellt.
>

Ich befürchte leider, das wird nicht gelingen. Eine Partei fühlt sich
hier immer benachteiligt, eine win-win-Situation scheint hier beinahe
unmöglich.

Ich habe im Übrigen vor einiger Zeit mal hier auf der Liste Grafiken
verlinkt, wie es in den Niederlanden gemacht wird. Speziell im
Kreuzungsbereich. Da wird durch Linien eine Verkehrsführung erreicht,
die Radfahrer minimal gefährdet, und Kraftfahrer minimal stört. Und das
Ganze ohne bauliche Veränderungen an den Kreuzungen. Ich suche mal, ob
ich das wiederfinde...

--
Piratige Grüße,

Markus Bloch
https://wiki.piratenpartei.de/Benutzer:Cowboy

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