Re: [OWL] Nationalparkinfomesse - Tag der Parke

[Ulrich Beckers <ulrich.beckers AT web.de>]

Hallo Jens,

Am 24.05.12 erhielt ich diese Nachricht:
> Hi. Stefan!
>
> Ich habe mit Interresse deinen Bericht vom Tag der Parke gelesen.
> Ich muß sagen, die einseitige Präsentation scheint bei dir ja voll
> gewirkt zu haben.
>
> Ich als Unterstützer des Positionspapiers der Piraten kann deine
> Argumentation nicht verstehen!
>
> 1) Wenn ich einen Nationalpark einrichte,muß ich den Wald auch sich
> selbst überlassen.Wer legt überhaupt fest welche Baumart in unsere
> Region gehört und welche nicht? Antwort: Der Mensch! 

Der Mensch _legt nicht fest_ welche Baumbestände hier natürlicherweise
hingehören. Der Mensch (bzw. Ökologe) _stellt nur fest_, was hier
natürlicherweise wachsen würde. Man will mit dem NP einen ökologischen
Zustand erreichen, wie er etwa ohne das Eingreifen des Menschen wäre.
Die Fichten, die da heute stehen, sind aber antropgenen Ursprungs,
natürlicherweise wachsen die hier kaum. Jedes Biotop hat seine eigene
Ökologie. Und im Naturbereich Teutoburger Wald/Senne/Egge sind größere
Fichtenbestände kein natürlicher Bestand. Die Fichten zu schlagen und
nicht zu ergänzen hilft dem NP auf die Sprünge.

Leicht hinkende Analogie: Wenn du in der Serengeti Holsteiner
Schwarzbuntes Milchvieh grasen läst und das morgen als NP ausrufst,
dann haben die Kühe da trotzdem nichst zu suche. Da gehören Antilopen,
Löwen, Nilpferde, Elefanten und Co. hin.Und das ist nicht
menschenbestimmt, sondern menschenfestgestellt.

Unabhängig davon kann man über den NP streiten und das Positionspapier
der Piraten ist eigentlich ein sehr guter Kompromiss.


> Außerdem ist
> es doch Sinn eines Nationalparks, das sich die Natur selbst
> überlassen wird.

Richtig, aber nicht unter falschen Startbedingungen. Siehe "meine Kühe
in der hypothetischen Serengeti". Vielleicht würde das mit den Kühen
ein stabiles Ökosystem ergeben, vielelicht würden die Kühe verdrängt,
vielleicht gewönnen sie auch Oberhand und verdrängten Antilope und
Elefant. Fakt ist, dass ohne die Kühe die hypothetische Serengeti
schneller zu einem Zustand zurückkehren würde, wie er ohne menschlichen
Eingriff wäre.

>Dazu gehört auch eine Naturkatastrophe wie Kyrill
> mit all seinen Folgen. Dann blieben die umgekippten Fichten liegen
> und würden mit den Jahren verrotten so wie es sein soll. 

Die Fichten gehören da originär nicht hin, deshalb würde Kyrill in einen
intakten Biotop auch nicht sochen Schaden angerichtet haben.
Ob die gefallenen Fichten einfach so verrotten, oder ob es da zu das
Biotop gefährdenden Komplikationen kommt (z.B. Schädlinge im Totholz)
ist nicht trivial zu beantworten.

>Mit
> nachhaltiger,ökologischer Ressoursennutzung  hat das allerdings
> nichts zu tun. 

[Snip Rest]
Bin beim Rest mehr oder weniger gleicher Meinung. Sich umfassend
informieren und möglichst alle Seiten beleuten ist der piratige Ansatz.
Nur die  oben beschriebenen biologischen ökologischen Aspekte konnte ich
als Biologe so nicht stehen lassen.

/U.
<sb>