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Betreff: Mailingliste des Kreisverbands Ennepe-Ruhr der Piratenpartei
Listenarchiv
- From: Stefan Borggraefe <stefan.borggraefe AT piratenpartei-nrw.de>
- To: nrw-ennepe-ruhr AT lists.piratenpartei.de
- Subject: [Ennepe-Ruhr] Stellungnahme
- Date: Thu, 10 Nov 2022 10:41:51 +0100
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Hallo zusammen,
leider ist Jojo von seinem Amt als Kreisschatzmeister zurück getreten. Ich
bedaure das sehr und will mich an dieser Stelle einfach für seine lange Zeit
als „Schatzi“ bedanken! Seit Gründung des Kreisverbands 2016, vor mehr als
sechs Jahren, hat er dieses Amt verantwortungsvoll und zuverlässig
ausgefüllt. Es macht mich traurig, dass und wie er nun zurückgetreten ist.
Welche formalen Folgen sich daraus meiner Ansicht nach ergeben, könnt Ihr in
der Mail, die ich gerade von der Vorstandsmailingliste weitergeleitet habe,
nachlesen. Für einen weiteren politischen Erfolg der Piratenpartei im
Ennepe-Ruhr-Kreis braucht es Menschen, die in der Partei politische Arbeit
und Verwaltungsarbeit übernehmen. Wenn Jojo nicht erneut als Schatzmeister
kandidieren sollte, dann brauchen wir unter anderem ein neues Mitglied des
Kreisverbandes, welches diesen Job übernimmt.
Ich selbst werde nicht mehr als Vorsitzender kandidieren, da ich zwar nach
wie vor von den Inhalten und Zielen der Piratenpartei überzeugt bin, aber
nicht mehr daran glaube, dass man sie mit unserer Partei gut durchsetzen
kann. Hinzu kommt meine persönliche Situation in dieser Partei und in der
Piratenfraktion Witten. Ich habe in den letzten Jahren immer mehr Aufgaben
übernommen. Nicht weil ich scharf drauf war, sondern weil die Partei
geschrumpft ist und sonst niemand mehr da war, der die Aufgabe übernehmen
wollte. Zuletzt habe ich drei weitere Gremien im Stadtrat von Elaine geerbt,
da Detlef weniger Gremien machen will (was völlig in Ordnung ist). Viele
Termine, für die ich zuständig wäre, finde ohne die Piratenfraktion statt,
weil sie zeitgleich stattfinden oder wir aufgegeben haben diese Gremien zu
bespielen (Sportausschuss und Betriebsaussschuss ESW). Es gibt im Wittener
Stadtrat kein anderes Ratsmitglied, welches in so vielen Gremien ist, wie ich.
Ein Sympton des Zustands der Partei ist auch, dass inzwischen alle
sachkundigen Bürger der Fraktion parteilos sind. Einer davon wäre glaube ich
gerne Mitglied, ist aber an unseren nicht mehr funktionierenden Strukturen
daran gescheitert, erfolgreich einen Mitgliedsantrag zu stellen. Es
existieren einfach keine Piraten mehr in Witten, die politische Arbeit in der
Fraktion übernehmen.
Ergebnis meiner ganzen Arbeit ist häufig Frustration. Sei es, weil zum
Kreisparteitag so wenige Mitglieder erscheinen, dass er nicht beschlussfähig
ist, sei es, weil die Medien mühsam formulierte Pressemitteilungen wegen
leider inzwischen fehlender Relevanz der Piraten ignorieren, sei es, weil man
uns um Stadtrat hemmungslos und unsachlich niedermachen kann, weil wir kein
Machtfaktor mehr sind. Sei es, weil Arbeit so einfach verpufft und keine
Auswirkungen auf den öffentlichen Diskurs hat.
Ich spreche regelmäßig Menschen an, ob sie nicht Mitglied werden wollen oder
in der Fraktion mitarbeiten wollen. Ich bekomme auch von einigen Menschen Lob
für meine politische Arbeit. Aber es tritt niemand in die Partei ein oder
macht dann tatsächlich tatkräftig mit. Ich vermute, dass die meisten Menschen
keine Sinn darin sehen, Zeit in eine Partei zu stecken, die im öffentlichen
Diskurs immer weniger vorkommt und die seit Jahren einen Abwärtstrend
aufweist.
Über viele Jahre haben wir im Ennepe-Ruhr-Kreis gekämpft und vor allem in
Witten konnten wir eine kleine Hochburg aufbauen. Darauf können wir stolz
sein. Durch den Weggang von Patrick Bodden wurde aber sehr viel zerstört. Das
war eine Erfahrung, die mich psychisch enorm belastet und traumatisiert hat.
Durch den Weggang von Patrick Bodden kommt es in der Ratssitzung am Montag zu
einer Neuwahl der Ausschüsse. Seine neue Fraktion Stadtklima hat dies
beantragt. Rechtlich führt kein Weg dran vorbei: die veränderten
Kräfteverhältnisse müssen sich auch in den Ausschüssen widerspiegeln. Durch
das Wahlverfahren nach Hare/Niemeyer ist diese Spiegelbildlichkeit aber rein
juristisch zu verstehen. Tatsächlich wir es so sein, dass es in den meisten
Ausschüssen eine Mehrheit der Rechten und Konservativen geben wird, obwohl im
Stadtrat SPD+Grüne+Linke+Piraten eine Mehrheit von einer Stimme besitzen.
Insbesondere im Ausschuss für Mobilität und Verkehr gab es in der
Vergangenheit oft knappe Abstimmungen. Dort wird unser sachkundiger Bürger
Andreas Redecker sein Stimmrecht nun verlieren und eine progressive
Verkehrspolitik wird nicht mehr so leicht möglich sein.
Dies war in der Tat Anlass für Gespräche. Wir wollten diesen weiteren Macht-
und Bedeutungsverlust nicht hinnehmen. In Absprache mit Detlef und der ganzen
Fraktion sind wir dabei auch auf die Grünen zugegangen. Das Ziel dabei war,
dass alle sachkundigen Bürger und Ratsmitglieder der Piratenfraktion ihr
Stimmrecht behalten und es in den Ausschüssen, die Patrick Bodden besetzt
hatte, zurück zu erhalten. Über diese Gespräche habe ich den Vorstand des
Kreisverbandes und die Mitarbeitende der Fraktion informiert. Dabei habe ich
ausdrücklich auf die Vertraulichkeit der Gespräche hingewiesen. Es ist
enttäuschend, dass es hier zu einem Vertrauensbruch gekommen ist.
Für die Zusammenarbeit mit den Grünen hat sich die gesamte Fraktion
ausgesprochen und ihre angestellten Mitarbeiter ausgesprochen.
Und ja: ich habe Jojo gegenüber auch geäußert, dass ich eher einen
Parteiwechsel mache als diese Gespräche scheitern zu lassen. Der Grund dafür
ist, das bei mir der Akku leer ist und ich mich überlastet fühle. Wem das
nicht gefällt, soll bitte den Arsch hoch bekommen und in der Piratenfraktion
oder im Kreisverband Arbeit übernehmen! Hilferufe von mir gab es in der
Vergangenheit viele. Häufig spare ich sie mir inzwischen, weil es nur
zusätzlich frustriert, wenn man sich Zeit nimmt, z.B. hier eine Mail auf der
Mailingliste zu schreiben und dann niemand antwortet.
Noch ein Aspekt: nein, ich kann auch nicht einfach mein Mandat abgeben und
ein anderer Pirat rückt nach. Da mir gesagt wurde, dass die nächste Person
auf der Liste das Mandat nicht annehmen würde, würde als nächstes Roland
Löpke folgen. Roland hat aber bereits öffentlich gemacht, dass er nun in der
Wählergemeinschaft Bürgerforum mitarbeitet und tatsächlich tut er das. Ein
Mandatsverzicht von mir oder Detlef würde somit bedeuten, dass nicht die
Piratenpartei, sondern das Bürgerforum ein Mandat erhält – die
Doppelmitgliedschaft, die bei der Piratenpartei erlaubt ist, macht es möglich!
So, ich hoffe, dass ich Euch somit umfassend und transparent informiert habe,
soweit mir das möglich ist. Verzeiht Tippfehler, ich habe es eben schnell
runtergeschrieben und muss jetzt dringend zur Arbeit.
Liebe Grüße
Stefan
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-
[Ennepe-Ruhr] Stellungnahme,
Stefan Borggraefe, 10.11.2022
- Re: [Ennepe-Ruhr] Stellungnahme, Marius Schreiber Privat, 10.11.2022
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