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nrw-duesseldorf-talk - [Ddorf-Talk] Anti-Castor-Bündnis Düsseldorf

nrw-duesseldorf-talk AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kreisverband Düsseldorf - TALK - (Nordrhein-Westfalen)

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[Ddorf-Talk] Anti-Castor-Bündnis Düsseldorf


Chronologisch Thread 
  • From: Gernot Engler <aerodux AT piratenpartei-nrw.de>
  • To: nrw-duesseldorf-talk AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: [Ddorf-Talk] Anti-Castor-Bündnis Düsseldorf
  • Date: Sun, 20 Mar 2011 19:50:04 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/nrw-duesseldorf-talk>
  • List-id: <nrw-duesseldorf-talk.lists.piratenpartei.de>

Hallo,

anbei eine interessante Diskusion zwischem dem Anti-Castor-Bündnis
Düsseldorf und Sebastian Kreutz auf der Facebookseite. Ich poste das
einfach mal hier weil ja nicht jeder hier bei <evil>Facebook</evil>
angemeldet ist. Trotzdem will ich die Diskusion niemanden vorenthalten,
vor allem nicht denjenigen die evtl. morgen auf die Anti-AKW-Demo gehen
wollen (das Anti-Castor-Bündnis Düsseldorf ist wohl Anmelder/Aufrufer).

#
Sebastian Kreutz:
Eine konstruktive Kritik meinerseits für weitere Kundgebungen: Ich fände
es gerade beim Demozug schöner, wenn klare Aussagen die Spitze des Zuges
zieren. Das "Castor schottern" hat mich (und andere mit denen ich
sprach) beim letzten mal doch arg abgeschreckt. Die Anti-Atom-Bewegung
sollte auch nach außen klar anhand ihrer Argumente und nicht anhand von
Sprüchen identifiziert werden, die dem Bereich von Straftaten zuzuordnen
sind.
#
Anti-Castor-Bündnis Düsseldorf:
Die Anti-Atom-Bewegung überzeugt seit Jahren mit Argumenten und mit
entschiedenen Aktionen. Sie lebt durch ihre politische Breite,
unterschiedlichste Aktionen und von gelebter Solidarität. Deshalb weisen
wir auch die Versuche, die Kampagne ..."Castor Schottern" zu
kriminalisieren, zurück und fordern die Einstellung der
Ermittlungsverfahren gegen AtomkraftgegnerInnen. Erinnert sei nur daran,
dass bis vor wenigen Jahren selbst Sitzblockaden als kriminell galten.
Dass sie häufig nicht mehr so bewertet werden, ist ein Ergebnis gelebter
Solidarität in der Friedensbewegung, der Ant-iAKW-Bewegung und
antifaschistischer Initiativen. Daran sollten wir festhalten, Also:
nicht abschrecken lassen, solidarsich sein! Und welches
Front-Transparent es Montag geben wird, ist einfach noch offen.
#
Sebastian Kreutz:
Ich bin mir dessen bewusst, dass die Anti-Atom-Bewegung weitaus mehr mit
Argumenten überzeugt als unsere werte Regierung - weswegen ich auch ein
Teil davon bin. Gerade aus dem Grund rege ich das ja auch an. Denn
abgesehen von juristischen I...mplikationen (ja, die Kriminalisierung
von Sitzblockaden ist Bullshit) gibt es da auch noch den Faktor der
Außenwirkung. Gerade in einer Zeit, in der die Mehrheit der Bevölkerung
für den Ausstieg ist, sollte man m.E. nicht durch solche Aktionen
Antipathien in Bevölkerungsgruppen erzeugen, die sonst eigentlich
unserer Meinung wären.
In dem Kontext habe ich es beispielsweise auch nie verstanden, was es
bringen soll, sich während einer Demo mal eben auf einer großen
Straßenkreuzung niederzulassen. Klar, das erzeugt Aufmerksamkeit. Wenn
ich mir dann aber die verärgerten Autofahrer, Straßenbahn-Fahrgäste usw.
ansehe, dann stelle ich mir zwangsläufig die Frage, ob das eine positive
Form der Aufmerkamkeit ist. Dann doch lieber die Stromkonzerne als
Quelle der Korruption belagern.
#
Anti-Castor-Bündnis Düsseldorf:
Der Faktor der Außenwikung ist sehr entscheidend und die hohen
Sympathiewerte, die die Schottern-Kampagne in der Bevölkerung des
Wendlands und in vielen Umfagen genießt, nutzen wir deshalb auch.
Antipathien in der Bevölkerung und auch bei
D...emonstrations-teilnehmerInnen in Düsseldorf erzeugt eher, um es ganz
deutlich zu sagen. opportunistisches Verhalten. So hatte - das direkt zu
Dir als Vorstandsmitglied der Piratenpartei - die Piratenpartei in
Düsseldorf noch vor weniger als einem Jahr einen Landtagskandidaten, der
sich dafür ausgesprochen hat, dass NRW sich an der weiteren Erforschung
der Atomkraft beteiligt. Eine öffentlcihe Distanzierung davon gab es
wohl nicht. Nun, nach Fukushima, gibt es plözlich Transparente der
Piratenpartei auf Anti-AKW-Demos - und gleichzeitig in diesem Forum hier
von Dir Angriffe auf Teile der Anti-AKW-Bewegung und ihre Aktionsformen.
Was sollen diese öffentlichen Spaltungsversuche? Sollen die von der
früheren Pro-Atomkraft-Politik in Deiner Partei ablenken?
#
Sebastian Kreutz:
Es macht auch keinen Sinn, sich davon zu distanzieren, denn das ist nach
wie vor offizielle Parteilinie und ich teile diese Meinung auch nach wie
vor. Wir waren schon zur Landtagswahl gegen Energiegewinnung aus
Kernspaltung. Jegliche Atom-F...orschungen einzustellen, wäre aber
vollkommener Unsinn. Gerade in NRW wird am Standort Jülich international
wertvolle Fusionsforschung betrieben. Oder aber auch der Wendelstein 7-X
in Greifswald wird in drei Jahren besonders interessant, wenn es an die
erste Zündung geht. Wenn diese Technologie sich als energieeffizient
erweist, wird sie Spaltungs- und Kohlekraftwerke gleichermaßen ablösen
und konstant emissions- und strahlungsfrei Energie liefern können. Warum
sollte man sich von sowas distanzieren und vor allem: was hat das mit
Fukushima zu tun?
#
Anti-Castor-Bündnis Düsseldorf:
Faktencheck: Illusion Fusion
Die Kernfusion lässt sich schon heute nutzen – in Form von
Sonnenenergie. Alles andere braucht zu viel Zeit und Geld.
Atomkraft auf die andere Art - das ist die Kernfusion. Sie will nicht
durch das Spalten, sonder...n durch das Verschmelzen von Atomkernen
Energie gewinnen. Das Problem: Dafür braucht es Temperaturen von bis zu
150 Millionen Grad, zehnmal so heiß wie die Sonne.
Einziges Beispiel einer menschengemachten Kernfusion ist bisher die
Wasserstoffbombe. Ein irdisches "Fusionskraftwerk", schon in den 60ern
versprochen, ist trotz vieler Forschungsmilliarden auch fünf Jahrzehnte
später nicht einmal annähernd in Sicht. Sollte es je eines geben,
bräuchte es als Brennstoff tonnenweise radioaktives Tritium und würde
neuen gefährlichen Atommüll produzieren.
Hoch am Himmel dagegen arbeitet das größte Fusionskraftwerk unseres
Planetensystems, die Sonne. Es liefert zigtausendfach mehr Energie, als
wir je benötigen werden. Und es lässt sich schon heute völlig gefahrlos
nutzen.
Quelle des Faktenchecks: ElektrizitätsWerke Schönau Vertriebs GmbH in
Zusammenarbeit mit u.a. attac, ausgestrahlt, contra-atom, BUND,
urgewald, NABU, robin wood, germanwatch und zahlreichen anderen
Organisationen. die Haltung de Anti-AKW-Bewegung zur Kernfusion ist
eindeutig ablehnend.
#
Sebastian Kreutz:
Sorry, aber das überzeugt mich nicht und ist auch ziemlich polemisch
formuliert.
1.: Tritium ist ein schwacher Betastrahler, der selbst bei direktem
Kontakt die Haut nicht durchdringt. Wäre Tritium derart gefährlich,
würde man es wohl kaum a...ls kaltes Leuchtmittel verwenden. Außerdem
wird es nach Planung direkt in den Kraftwerken selbst gebrütet und dort
verbraucht.
2.: "Tonnenweise" Brennstoff sollte man bei der Gelegenheit vielleicht
mal in Korrelation zu fossilen Brennstoffen sehen.
3.: Die Materialforschung ist noch in vollem Gange, aber aktuell liegen
die konservativen Einschätzungen der Lagerungsdauer von
Reaktorkomponenten bei 100 Jahren, wonach die Metalle recycled werden
können. Sicher noch nicht optimal, aber kein Vergleich zu einem
Spaltungskraftwerk.

Dass die Prognosen ein Running Gag in der Forschung darstellen, ist mir
auch klar. Aber eines sollte man dabei nicht vergessen: Die notwendige
Rechenpower für detaillierte Simulationen gibt es erst seit den späten
90ern und auch die Hochpräzisions-Fertigungsmethoden, die für den
Stellaratorbau notwendig sind. Gerade jetzt die Forschungen im Bereich
der Plasmaphysik abzubrechen halte ich für äußerst kurzsichtig. Fusion
wird keine kurzfristige Lösung sein, aber die Realität zeigt uns doch,
dass der Energiehunger eher wächst als fällt. Besonders drastisch wird
dieser Anstieg, wenn wir mangels fossiler Brennstoffe in der Mobilität
komplett auf Elektrizität setzen müssen. Solange es da keinen adäquaten
Ersatz für die witterungsunabhängige Grundlast gibt, werden Regierungen
und Energieversorger uns weiter mit ihrer PR vertrösten, aber einen
Teufel tun, Verbrennungs- oder Atomkraftwerke abzuschaffen. Da können
wir noch so viel demonstrieren, fürchte ich. Eines der Hauptprobleme
bleibt die Intransparenz und der Filz in der Energiewirtschaft und weil
sich die einzelnen Staaten gegenseitig den schwarzen Peter zuschieben,
kommt die Forschung (nicht nur Fusion, sondern auch Smart Grids etc.)
nicht voran.

Gruß,

Gernot
--
Gernot "Aerodux" Engler
Piratenpartei Deutschland
Landesverband Nordrhein-Westfalen
Crew: Düssel-Piraten
Wiki: http://wiki.piratenpartei.de/Benutzer:Aerodux




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