Re: [Ddorf-Talk] Austrittsbekunden via Mailingliste und weiteres

["Sebastian Kreutz | Piratenpartei NRW" <sebastian.kreutz AT piratenpartei-nrw.de>]

Hallo Peter,

 

ich weiß, dass du keine Antwort erwartest, aber ich möchte dazu gerne dennoch etwas sagen.

So sehr ich deine Sichtweise nachvollziehen kann, glaube ich dennoch, dass du nicht den Kern der Problematik triffst. Du nennst ganz klar die Symptome, aber die sind nicht unser eigentliches Problem in Düsseldorf. Aber um das zu erläutern, muss ich ein wenig ausholen.

 

Wie ja viele wissen, habe ich mich trotz meiner langen Crew-Mitgliedschaft bei den Nierspiraten dagegen entschieden, in Düsseldorf einer Crew beizutreten. Nicht etwa, weil ich nicht mitarbeiten möchte oder euch doof finde, sondern weil ich seit meinem Umzug hier etwas weitestgehend still beobachtet habe, was mir gar nicht gefallen hat: Die Piraten, die sich vorher zusammen getan und kräftig angepackt haben, zerstritten sich immer mehr.

Die Lagerbildung fand dabei schon lange vor der KV-Gründung statt: Wie das ganz normal und logisch ist, fanden sich die Leute in Crews zusammen, die gewisse Grundüberzeugungen zur Arbeit in der Piratenpartei haben. Soweit, so gut. Dann aber passierte schleichend etwas, das zu einer fortschreitenden Eskalierung der Sache geführt hat. Bei jeder Aussage – ob persönlich, per Tweet oder Mail – wurde den Autoren stets eine böse Absicht unterstellt, und das von beiden „Seiten“ gegenseitig.

Das wurde sehr deutlich in mehr oder minder subtilen Unterstellungen, die in fast jeder einzelnen E-Mail eingewoben waren. Auf ein Sachargument oder eine Information fielen 3 Unterstellungen oder gar Beleidigungen. Das hat unter Anderem dazu geführt, dass einige vormals aktive Piraten sich zurückgezogen haben – denn man konnte sich ja in keine Diskussion einbringen, ohne selbst irgendwelcher Intrigen bezichtigt zu werden. Im Übrigen auch eine persönliche Erfahrung, obwohl ich mich weitestgehend aus dem Thema herausgehalten habe, ähnlich wie Pandur oder Macsniper.

 

Mir war dementsprechend auch klar: Egal in welche Crew ich eintreten würde, für eine Gruppe von Piraten hätte ich damit immer den schwarzen Peter (nicht Schmelzer), und das war kein Fundament, auf dem ich piratige Arbeit in Düsseldorf machen wollte. Ganz besonders nicht nach der tollen gemeinsamen Arbeit, die ich in Mönchengladbach erlebt habe.

 

Das was hier fehlt, ist das gegenseitige Vertrauen. Wenn wir es nicht schaffen, uns gegenseitig ins Gesicht zu sehen und gemeinsam Sachen zu planen, ohne im Gegenüber ein diffuses Feindbild zu sehen, dann wird das hier in Düsseldorf nix. Weder mit Kreisverband, Piratenbüro oder Crews. Jegliche Strukturfrage ist vor dem Hintergrund vollkommen irrelevant.

Die einen nennen es Blockadehaltung, die anderen Sabotage, die anderen Postengeilheit und wieder die nächsten Durchpeitschen. Aber ganz egal, wie ihr es nennen wollt, die Struktur ist überhaupt nicht das Problem in Düsseldorf. Es ist der zwischenmenschliche Umgang und das Vertrauen.

 

Sehr deutlich wurde das durch den von dir genannten Crewbeschluss mit dem Pavillon. Nachdem ich die Diskussion gestern verfolgt hatte, wurde mir das nämlich umso mehr klar: Bedingt durch die pure Existenz eines Kreisverbandes vertrauten verschiedene Crews einander plötzlich nicht mehr. Genauso wenig vertrauten sie plötzlich der AG Düsseldorf, die sich ja aus allen Crews und crewlosen Mitgliedern zusammen setzt, die dabei mitmachen wollen.

 

An dem Punkt stelle ich einfach mal die Frage in den Raum und bitte darum, diese mal rational und nicht emotional zu reflektieren: Was ist plötzlich an der AG Düsseldorf anders? Was ist plötzlich an den Menschen anders? Bin ich selber nun weniger vertrauenswürdig, weil ich damit einverstanden war, mich zur Beisitzer-Wahl zur Verfügung zu stellen?

 

Denkt mal bitte alle in Ruhe über diese Punkte nach und dann überlegt euch, ob es immer noch Sinn ergibt, sich über die Symptome zu streiten oder die Ursache anzupacken. Fällt eure Wahl dann auf letzteres, seid euch bitte dessen bewusst, dass keine Strukturfrage der Welt das Problem wird lösen können. Das funktioniert in jeder erdenklichen Konstellation nur zwischenmenschlich. In keinem Fall aber dadurch, dass alle die gegenseitige Zusammenarbeit aufkündigen. Das wäre vielmehr die Resignation vor dem Problem.

 

Ich lasse euch mal mit den Gedanken ein wenig allein, wir sehen uns nachher!

 

LG,

Sebastian

 

 

 

-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: nrw-duesseldorf-talk-bounces AT lists.piratenpartei.de [mailto:nrw-duesseldorf-talk-bounces AT lists.piratenpartei.de] Im Auftrag von Peter Schmelzer
Gesendet: Samstag, 4. Dezember 2010 12:25
An: nrw-duesseldorf-talk AT lists.piratenpartei.de
Betreff: [Ddorf-Talk] Austrittsbekunden via Mailingliste und weiteres

 

Ahoi Düsseldorfer Piraten,

insbesondere Bastel, Bob, GrmpyOldman, pthread, Pandur2000, Slash,

 

diejenigen die nicht mit mit dem KV einverstanden sind, teilen dies mal

polemisch, mal nicht, allen anderen mitlesenden Piraten mit.

Was ich mich dabei die ganze Zeit frage ist: Was wollen sie damit bezwecken?

 

Wollen sie nur informieren oder nur die Spaltung weiter vorantreiben.

Die zum Teil angeführten Gründe es läge an Seb im Vorstand halte ich

"persönlich" für an den Haaren herbeigezogen, da es kaum einen aktiveren

Piraten in Düsseldorf gibt. Des Weiteren hätte sich ja auch ein

KV-Gegner in den Vorstand wählen lassen können. Statt dessen ist man

lieber der letzten KMV ferngeblieben.

 

Auch das Argument von wegen "Basisdemokratie" kann man, wenn man mal

ehrlich ist, wohl kaum gelten lassen. Das mag vielleicht 2006-2008

funktioniert haben als die Piratenpartei noch eine kleine

eingeschworene, kaum beachtete, Gemeinschaft "andersdenkender" war. Das

hat sich aber 2009 mit den Masseneintritten völlig geändert. Und wer

jetzt immer noch behauptet Basisdemokratie sei besser als das was andere

Parteien machen, dem sei der letzte LPT2010.3 ins Gedächtnis gerufen der

ein Paradebeispiel dafür war das Basisdemokratie eben nicht

funktioniert. Schlimmer noch, es wurde die die Arbeit der Piraten für

weitere 3 Monate durch gegenseitige Abstimmblockaden behindert. Gleiches

wurde auch mit der KV Gründung in Düsseldorf versucht.

 

Weiterhin wird oft der Grund genannt das eine KV Gründung zu "früh" sei.

Ich kann mich aber leider nicht daran erinnern einen einzigen Grund

gelesen zu haben warum es zu "früh" ist einen KV zu gründen. Vielleicht

klärt mich bitte mal jemand bei Gelegenheit auf.

 

Die absolute Krönung der Spaltung ist, meiner Meinung nach, der Beschluß

der Crews Han Solo, Bacca und Fliegender Düsseldorf selbst einen

Pavillion zu kaufen und damit von der besprochenen Linie der

Düsseldorfer Piraten abzuweichen. Das Argument, von Orangebay auf der AG

Düsseldorf Sitzung, das der Pavillion doch für alle Düsseldorfer wäre,

halte ich _persönlich_ für verlogen, da es wohl in der Diskussion um die

Beschaffung wohl auch um Abgrenzung vom KV ging. Schade das es hierzu

kein Wortprotokoll gibt. Das zeigt aber mir persönlich einmal mehr die

Unfähigkeit einiger Mehrheiten zu akzeptieren.

 

Abschließend möchte ich noch anmerken das das Argument 50% der

Düsseldorfer Piraten wären gegen einen KV definitiv falsch ist. Soweit

mir bekannt hat Düsseldorf 135 Piraten, 9 Piraten haben sich damals bei

der Gründungsentscheidung (nicht Willensbekundung) dagegen entschieden.

10 waren dafür und auf der vertagten KMV Sitzung waren es sogar noch

mehr. Das ist doch eindeutig mehr, oder?

 

Aufgrund der Geschehnisse der letzten Wochen und persönlichen Gründen

beende hiermit für einige Monate meine Arbeit als aktiver Pirat. Dem KV,

meiner Crew und natürlich dem Kassenprüfer Posten im KV bleibe ich

jedoch erhalten.

 

Das geschriebene sind meine persönlichen Gedanken zu den Austritten und

den möglichen Gründen dafür. Ich erwarte keine Antwort auf diese Mail.

Ich würde mir nur wünschen das jeder Pirat mal in sich geht und darüber

nachdenkt was hier gerade mit _uns_ passiert.

 

 

Mit piratigen Grüßen an _alle_ Düsseldorfer Piraten

 

Peter aka. Der-schmelle

 

 

 

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