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Betreff: Mailingliste des Arbeitskreis Tierschutz NRW
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Re: [nrw-ak-tierschutz] Wildtierverbot in Zirkussen - wie wollen es die Piraten durchführen?
Chronologisch Thread
- From: Carsten Knorr <carsten187.piraten.nrw AT googlemail.com>
- To: SebastianUthoff AT zoowatching.de, Mailingliste des Arbeitskreis Tierschutz NRW <nrw-ak-tierschutz AT lists.piratenpartei.de>
- Subject: Re: [nrw-ak-tierschutz] Wildtierverbot in Zirkussen - wie wollen es die Piraten durchführen?
- Date: Thu, 26 Apr 2012 15:38:20 +0200
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/nrw-ak-tierschutz>
- List-id: Mailingliste des Arbeitskreis Tierschutz NRW <nrw-ak-tierschutz.lists.piratenpartei.de>
Hallo Herr Uthoff,
vielen Dank erst einmal, dass sie sich aktiv im Tierschutz engagieren, sich Gedanken zu dem Thema machen, und die Bestrebungen der PIRATEN diesbezüglich mitverfolgen.
Die Partei hat sich am 15.4.2012 in Dortmund dafür ausgesprochen, das Verbot der Wildtierhaltung in Zirkusbetrieben zu unterstützen. Darüber freuen wir als der Arbeitskreis Tierschutz NRW natürlich sehr. Unser Wahlprogrammspunkt ist relativ knapp formuliert und soll ein grundlegendes Bekenntnis darstellen, die Situation im Sinne der Tiere verbessern zu wollen.
Dies ist der Antragstext mit Begründung und Anmerkung:
Wildtierhaltung in Zirkusbetrieben
Wir unterstützen das Verbot der Wildtierhaltung in Zirkusbetrieben.
Begründung: Es ist nicht möglich, Wildtiere innerhalb eines reisenden Zirkusbetriebes artgerecht zu versorgen und den besonderen Ansprüchen an Haltung, Pflege, Ernährung und Betreuung gerecht zu werden.
Anmerkungen: Die Bezeichnung "Wildtier" bezieht sich nicht darauf, ob das Tier in der Wildnis geboren wurde, da die arteigenen Bedürfnisse, auch in der Obhut des Menschen erhalten bleiben.
Zu den Wildtieren zählen alle nicht domestizierten Tierformen. Die Bezeichnung umfasst auch Folgegenerationen von Wildfängen.
Zirkus ist ein Kulturgut, dass auch unter dem Verzicht auf Wildtiere weiter existieren kann. Hier sei auf den weltbekannten Cirque du soleil verwiesen.
In Griechenland beispielsweise wurde ein Verbot für alle Tiere im Zirkus ausgesprochen.
Da eine Auswilderung in den allermeisten Fällen nicht möglich ist, wird eine Unterbringung in entsprechenden dafür vorgesehenen Einrichtungen, wie Tierparks und Wildgehegen nötig sein. Beispielhaft sei hier der Bärenpark "Vier Pfoten" in Müritz erwähnt.
Der Bundesrat hat sich 2011 für ein Wildtierverbot in Zirkussen ausgesprochen, im Parlament wurde es dann von CDU und FDP abgelehnt.
Gestatten sie mir noch persönliche Anmerkungen:
In vielen Ländern weltweit und in deutschen Kommunen existieren bereits vergleichbare Regelungen. Um die Forderung vernünftig durchsetzen zu können, müssen Politik und aktiver Tierschutz gemeinsam arbeiten und von den Erfahrungen der anderen Länder wie Griechenland, profitieren lernen.
Es ist ausgeschlossen, dass auch nur ein Tier aufgrund dieser Forderung eingeschläfert wird. Im Gegenteil muss für jedes Tier ein artgerechter Verbleib sichergestellt sein. Hier sehe ich die Aufgabe des Staates darin, Strukturen zu unterstützen und zu schaffen, die das sicher stellen.
Ich würde mich sehr freuen, wenn ich sie vielleicht auch demnächst als aktives Mitglied des Arbeitskreises Tierschutz NRW begrüßen dürfte. Zu "ihrem" Thema gibt es sicherlich noch viel Redebedarf und kompetente Ansprechpartner sind das Rückgrat jeder politischen Arbeit.
Dies ist die Wiki-Seite des AKs:
http://wiki.piratenpartei.de/NRW:Arbeitskreis/Tierschutz
Der Termin der nächsten Online-Telefonkonferenz (Mumble) wird dort in Kürze bekannt gegeben.
Beste Grüße
Carsten Knorr
Am 26.04.2012 12:23, schrieb Sebastian Uthoff:
Hallo Herr Knorr,
vorab möchte ich mich für Ihre Arbeit in der Piraten Partei bedanken. Ich
bin den Zielen der Partei sehr zugetan und versuche den interessanten
Entwicklungen zu folgen. Gerade das es auch einen Arbeitskreis Tierschutz
gibt, freut mich sehr.
Ich selbst bin aktives Mitglied im Raubtier- und Exotenasyl e.V. (
http://www.raubkatzenasyl.de/ ), wo ich regelmäßig bei der Tierpflege
ehrenamtlich tätig bin. Das Asyl kümmert sich um Raubtiere und Exoten aus
schlechter oder illegaler Haltung, die sonst eingeschläfert worden wären.
So halten wir Tiger, Pumas, Füchse und Japanmakaken, unter Erfüllung der
entsprechenden Auflagen vom Baumamt, Ordnungamt und Veterinäramt.
Einige der Tiere haben auch eine Zirkus-Vergangenheit. Entsprechend
interessiert mich die Frage, wie man das Dilemma um die Zirkus Haltung
beenden kann. Dabei sehe ich das Vorhaben der Piraten sehr positiv,
Wildtierhaltungen in Zirkussen verbieten zu wollen.
Aber ich glaube, wenn man dieses Vorhaben mit aller Härte umsetzt und
dadurch Wildtiere eingeschläfert werden, hat man die selben Leute gegen
sich, die schon für das Verbot von Wildtieren in Zirkussen waren.
Leider wird es nicht möglich sein, alle Zirkus Tiere in Auffangstationen
wie dem Raubkatzen Asyl unter zu bringen. Mit 6Tigern, 2Pumas, 2Füchen und
2Japanmakaken agieren wir an der Leistungsgrenze. Regelmäßig kommt es
dazu, das wir Tiere nicht aufnehmen können und diese eingeschläfert werden
müssen. Und wir sind die einzige reine Auffangstationen in Deutschland für
Raubtiere dieser Sicherheitsstufe. Einige wenige Tierparks haben in der
Vergangenheit auch Raubtiere aus illegalen oder schlechten Haltungen
gerettet. Aber auch Tierparks sind auch eher ausgelastet. Nur ein Gehege
mit Besatz ist für den Besucher interessant. Und der Besucher erwartet
auch Jungtiere zu sehen, was sich deutlich an den Besucherzahlen äußert.
Entsprechend wird sich diese Situation auch nicht ändern, so das man
Tierparks zu Auffangstationen für Wildtieren aus Zirkushaltung im großen
Maßstab benutzten kann.
Eine interessante Idee wurde im Verein geäußert eine Zwangs-Kastration bei
Zirkustieren durch zu setzen und so die Zirkus-Haltung auf natürlichem Weg
auslaufen zu lassen. Sicherlich eher etwas, was auf Bundesebene
durchgesetzt werden müsste und auch mit seinen Tücken daher kommt. Die
letzten paar Jahre (3-5Jahre) sind Großkatzen nicht mehr so beweglich und
eignen sich nicht mehr für die Vorführung in der Manege. In "guten"
Zirkussen reisen diese Tiere mit und werden weiter Versorgt bis zu ihrem
Lebensende (Beispiel Herr Walliser: http://www.walliser-tiger.de/ ).
Andere schaffen es private Halter zu finden, die sich bis zum Ende um die
Tiere kümmern und bezahlen deren Unterbringung dort (Beispiel Herr
Dittmann: http://www.tigerranch.de/tiere_shiva.php ). Wenn es also zur
Geschäftsaufgabe kommt, bzw. die neue Generation Wildtiere nicht mehr die
"Rentner"-Generation finanziert, ist wieder die Gefahr da, das ein Zirkus
sich Medial aufbäumt und schreit "Die Piraten haben unsere Tiere auf dem
gewissen!".
Um nun auf meine Frage aus dem Betreff zurück zukommen: Wildtierverbot in
Zirkussen - wie wollen es die Piraten durchführen? Was für konkrete
Möglichkeiten sehen Sie das Dilemma um die Zirkustierhaltung zu beenden?
Ich möchte mich sehr herzlich für Ihre Aufmerksamkeit bedanken und hoffe
natürlich auf eine Antwort. Des weiteren wünsche ich Ihnen viel Erfolg im
Wahlkampf und hoffe, das Sie möglichst viel Einfluss in der Politik
gewinnen.
Mit freundlichen Grüßen
Sebastian Uthoff
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http://wiki.piratenpartei.de/NRW:Arbeitskreis/Tierschutz
- Re: [nrw-ak-tierschutz] Wildtierverbot in Zirkussen - wie wollen es die Piraten durchführen?, Carsten Knorr, 26.04.2012
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