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nrw-ak-tierschutz - Re: [nrw-ak-tierschutz] Antrag Verbot von Zoophilie

nrw-ak-tierschutz AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Mailingliste des Arbeitskreis Tierschutz NRW

Listenarchiv

Re: [nrw-ak-tierschutz] Antrag Verbot von Zoophilie


Chronologisch Thread 
  • From: Klaus Reuter <aachener42 AT googlemail.com>
  • To: Mailingliste des Arbeitskreis Tierschutz NRW <nrw-ak-tierschutz AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [nrw-ak-tierschutz] Antrag Verbot von Zoophilie
  • Date: Tue, 17 Apr 2012 07:13:45 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/nrw-ak-tierschutz>
  • List-id: Mailingliste des Arbeitskreis Tierschutz NRW <nrw-ak-tierschutz.lists.piratenpartei.de>

Hallo Karsten,

ich finde deine beiden Beiträge sehr gut.

Viele Grüsse, Klaus

Am 16. April 2012 10:43 schrieb Karsten Zöller <Karsten.Zoeller AT gmx.de>:
Hallo Claudia und alle anderen Interessierten!

Zuerst muss ich sagen, dass eine Mailingliste durchaus ein geradezu optimaler Raum für diese Debatte ist, da hier sachliche Argumente viel besser ausgetauscht werden können als in einem persönlichen Gespräch, das viel zu oft in unsachlicher Streiterei endet. Zudem sollte gerade diese verschwiegene Thema öffentlich debattiert werden.

Du hast in deiner letzten Mail festgestellt, dass Tiere rechtlich keine Entscheidungsfähigkeit haben. Ich musste erst eine ganze Weile darüber nachdenken, welche Bedeutung dieser Einwand auf das Thema hat. Denn auch wenn dem Tier vom Gesetz her keine Entscheidungsfähigkeit zugesprochen bekommt, bedeutet dies ja nicht, dass Tiere keine Entscheidungen fällen können und man diese Entscheidungen respektieren sollte. Natürlich nur im Rahmen des Sinnvollen, ein Tier will z.B. selten freiwillig zum Tierarzt und dennoch sollte man es entgegen seinen Wünschen dorthin bringen.
Aber ich betrachte diese Sache wieder aus den Augen eines Menschen, der davon ausgeht, dass Menschen Tiere respektieren und verantwortungsvoll mit ihnen umgehen. Das ist natürlich nicht grundsätzlich der Fall, kann man von einem Tier (Mensch) auch nicht erwarten, wenn er nicht einmal mit seinen eigenen Artgenossen vernünftig umgeht.
Das Problem ist, so interpretiere ich deinen Einwand, falls ich mich täusche korrigiere mich bitte, dass der Mensch keine Rücksicht auf die Meinung des Tieres nehmen muss, weil das Tier rein rechtlich keine Entscheidungsfähigkeit hat.
Das ist in der Tat ein Problem, kann aber durch ein spezifisches Gesetz, dass Tiere nicht zu sexuellen Handlungen entgegen ihren Willen GEZWUNGEN werden dürfen beheben!

Du führst erneut deine persönlichen Erfahrungen an. Es tut mir sehr leid, dass du diese schlechten Erfahrungen gemacht hast. Ich selbst kann es nicht ertragen ein Tier leiden zu sehen. Wenn ich es mit einem Menschen zu tun hätte, der Tiere quält oder missbraucht, würde ich vermutlich auch ausgesprochen ungehalten reagieren. Aus beiden Gründen arbeite ich auch nicht in diesem Berufsumfeld. Erneut stelle ich aber auch die Frage, ob die Verhaltensstörungen durch die sexuelle Handlung an sich entstanden sind oder durch den Akt der Vergewaltigung. Da bin ich einfach anderer Ansicht als du. Diese Frage kann aber nur durch wissenschaftliche Studien abschließend getroffen werden, die sich mit den Tieren selbst beschäftigen.

Mit einer einfachen Google Suche habe ich schon folgende Studien gefunden, die sowohl negative als auch positive Meinungen umfassen. Leider sind letztere beide keine Studien, die sich mit den Einfluss von Zoophilie auf die Tiere befassen.

http://www.uni-protokolle.de/Lexikon/Zoophilie.html
http://othes.univie.ac.at/10279/
http://www.tierimrecht.org/de/PDF_Files_gesammelt/Zoophilie-Studie1042005neue_fussnote.pdf

Du bezweifelst ausdrücklich, dass Tiere Sex genießen. Gleichzeitig gibst du an, dass sowohl Menschen als auch Menschenaffen Sex aus Spaß haben. Andere Tiere würden nur ihren Trieben folgen.
Lange Zeit wurden Tieren jegliche Intelligenz abgesprochen. Mittlerweile wissen wir, dass sie sogar ausgesprochen intelligent sein können, so wie z.B. Krähenvögel und Menschaffen. Tiere können auch träumen. Menschen haben Spaß beim Sex, Menschenaffen haben Spaß beim Sex, warum also nicht andere Tiere auch? Nur weil es keine Studien dazu gibt? Ich finde hier wird den Tieren wieder eine Eigenschaft unnötig abgeschrieben, besonders da es schon Gegenbeispiele gibt.

Ich finde es auch problematisch Triebe und Spaß voneinander zu trennen. Warum hat der Mensch denn Spaß am Sex? Er befriedigt seinen Sexualtrieb! Und da er verhüten kann, kann er seinen Sexualtrieb immer wieder befriedigen ohne die üblichen Konsequenzen befürchten zu müssen. Wir haben einen Trieb zu schlafen, zu essen, Sex zu haben u.a. Wenn wir einen Trieb befriedigen fühlen wir uns wohl. Haben wir genug geschlafen, fühlen wir uns besser, als wenn wir nicht genug Schlaf bekommen haben. Konnten wir unseren Hunger stillen, sind wir zufrieden. Wenn wir Sex hatten, haben wir unseren Sexualtrieb befriedigt und fühlen uns gut. Der Sexualtrieb dient der Fortpflanzung, dennoch ist unser Trieb schon befriedigt, wenn man Sex bzw. einen Orgasmus hatte und nicht erst, wenn die Frau geschwängert wurde.
Wenn wir eine Handlung durchführen, durch die wir uns gut fühlen, haben wir Spaß daran! Und das ist bei Tieren auch nicht anders. Wenn man mit einem Hund Ball spielt oder Stöckchen wirft oder Ähnliches, kann der Hund z.B. seinen unterschiedlich stark ausgeprägten Jagdtrieb befriedigen. Er hat Spaß!
Warum soll es beim Sex anders sein? Tiere onanieren schließlich auch. Elefanten nutzen ihren Rüssel um sich zu stimulieren, andere Tiere reiben ihre Genitalien an Gegenständen, Menschenaffen führen sogar Stöcke oder andere Gegenstände in ihre Geschlechtsteile ein. Niemand kann mir erzählen, dass die Tiere sich nicht bewusst sind, dass Selbstbefriedigung nicht der Fortpflanzung dient. Warum onanieren/masturbieren Tiere dann? Weil sie ihren Sexualtrieb befriedigen, sie fühlen sich gut dabei/danach. Selbstbefriedigung führt zu einem guten Gefühl, demnach haben sie auch Spaß daran!

Jetzt kann man berechtigt fragen, warum man Tiere so selten beim Sex aus Spaß sieht. Ich denke, da muss man zunächst unter den domestizierten und wildlebenden Tieren unterscheiden. Domestizierte Tiere haben schlichtweg nicht die Gelegenheit auf sexuellen Kontakt, da männliche und weibliche Tiere in der Regel voneinander getrennt gehalten werden.
Wildlebende Tiere sind ihrem Umfeld unterworfen. In den gemäßigten Breiten haben wir zwei ausgeprägte Jahreszeiten. Es ist nur sinnvoll Junge zu bekommen, wenn sie auch durchgebracht werden können. Dementsprechend ist die Zeitspanne in der Tiere fruchtbar sind auch eingeschränkt. Da Tiere nicht verhüten können, hat die Evolution dafür gesorgt, dass die Möglichkeit auch eingeschränkt ist. Was nicht damit gleichzusetzen ist, dass die männlichen Tiere keine Lust hätten. Sie müssen sich entsprechend selbst behelfen. Zudem kann eine langfristige Bindung der beiden Tiere beim Geschlechtsakt, wie bei den Wölfen und entsprechend bei Hunden, auch eine unnötige Gefahr für die Tiere darstellen, falls Feinde in der Nähe sind.
Menschen und Menschenaffen leben oder stammen zumindest aus den Tropen, wo es keine bemerkbaren Unterschiede in den Jahreszeiten gibt. Es ist also unbedeutend wann sie ihre Jungen großziehen und so gibt es auch keine Einschränkung in der Paarungszeit. Das gleiche gilt für den Jaguar. Andere Tiere aus den Tropen habe ich jetzt nicht nachgeschaut. Für die Tiere in den Tropen spricht also nichts dagegen Sex zu haben wann immer sie wollen und es würde mich nicht überraschen, wenn durch zukünftige Studien belegt wird, dass so manche Tierart dies auch tut.

Dass nicht alle Tiere Spaß am Sex haben mag sein. Du nennst das Beispiel der Katzen. Ich bin kein Biologe und erst recht kein Evolutionsbiologe, daher weiß ich nicht warum es bei den Katzen so ist wie es ist. Einen evolutionären Vorteil wird es allerdings haben, sonst würde das heute nicht mehr so sein. Die Literatur zu diesem Thema ist leider sehr alt und daher nicht direkt zugreifbar. Die zig tausend Katzenhalter Webseiten sind mir zu unwissenschaftlich, um ein basierten Urteil zu fällen. Dass Katzen bei der Kopulation Schmerzen haben stelle ich hier nicht in Frage, ob das gleichzeitig auch bedeutet, dass sie keine Lust dabei empfinden kann man zumindest in Frage stellen. Schmerz und Lust liegen nahe beieinander. Es wäre mir schleierhaft, warum Katzen sich fortpflanzen sollten, wenn es für sie nur mit negativen Eindrücken versehen ist. Selbst bei Spinnen konnte man schon Sexualverhalten beobachten, das nicht der Fortpflanzung diente.

Wie ich in meiner ersten Mail bereits geschrieben habe ist artübergreifender Sexualverkehr durchaus natürlich und kann bei vielen Tieren auch in freier Wildbahn beobachtet werden. Da der Mensch auch nur ein Tier ist, und ja er ist natürlich ein Wirbeltier, gibt es keinen Unterschied darin, ob ein Spitz Sex mit einem Huhn betreibt oder ein anderer Hund vom Geruch menschlicher Sexualorgane betört wird und dort sein Glück versucht.

Deswegen spreche ich mich für folgende Punkte aus:
-Zoosadismus muss eindeutig verboten werden.
-Tiere zum sexuellen Verkehr mit Menschen zu ZWINGEN muss verboten werden. In dieser Hinsicht kann dem Tier auch ein gesetzlich verankertes Recht auf Selbstbestimmung zugesprochen werden.
-Angeregt werden wissenschaftliche Studien, die sich mit den Auswirkungen von Zoophilie auf die Tiere beschäftigen, so dass ein womöglich notwendiges generelles Verbot von Zoophilie auf wissenschaftlicher Basis geschlossen wird und nicht auf Annahmen und Vermutungen.
Ich begrüße es sehr, dass ihr Kontakt zu entsprechenden Forschern aufnehmen wollt! Hättet ihr aber, das muss hier auch gesagt werden, schon machen sollen, bevor dieser Antrag gestellt wurde.
-Das gesellschaftliche Tabu über dieses Thema zu reden, muss durchbrochen werden, damit offene und sachliche Debatten möglich werden.

Ich spreche mich eindeutig gegen ein pauschales Verbot von Zoophilie aus, da es ein unnötiger, tiefer Eingriff in die Freiheiten des Menschen ist und Menschen kriminalsiert, die ihren Tieren niemals mit Absicht Schaden zufügen würden. Wenn durch wissenschaftliche Studien (d.h. mehr als eine!) bewiesen wird, dass Zoophilie grundsätzlich zu einer psychischen oder physischen Beeinträchtigung der Tiere führt, kann und muss entsprechend darauf reagiert werden.

Mit freundliche Grüßen
Karsten




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