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loerrach - Re: [Piraten Loerrach] Europapolitik und Schuldenkrise

loerrach AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Piraten aus dem Landkreis Lörrach

Listenarchiv

Re: [Piraten Loerrach] Europapolitik und Schuldenkrise


Chronologisch Thread 
  • From: Max Kehm <kehmax AT googlemail.com>
  • To: Mathias Emrich <mathias.emrich AT kabelbw.de>
  • Cc: loerrach AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [Piraten Loerrach] Europapolitik und Schuldenkrise
  • Date: Sat, 4 Aug 2012 22:38:33 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/loerrach>
  • List-id: Piraten aus dem Landkreis Lörrach <loerrach.lists.piratenpartei.de>

Hallo,

Ich beschäftige mich derzeit ebenfalls mit dieser Problematik, hab die
Bücher von Andre Gorz, Rifkin usw gelesen. Auch Marx, (Tendenzieller
Fall der Profitrate). Hab mir gerade das Buch von "Die Große
Entwertung" von Ernst Lohoff und Norbert Trenkle bestellt.
(http://www.amazon.de/gp/product/3897714957/ref=oh_details_o00_s00_i00)
bestellt.

Die Frage ist aber wie wir damit umgehen. Z.b. wird von dieser
Entwicklung auch die mögliche Finanzierung eines BGE berührt. Nehmen
wir mal den Beispiel des Computers, ein mit viel Handarbeit
zusamengesetztes Teil von vor 20 Jahren hat locker mal 5000 Euro
gekostet. Da sind dann evtl 1000 Euro Steuern für den Staat drin
(Mehrwert u. Lohnsteuern) und vielleicht 1000 Euro Gewinn für den
Produzent. Die restlichen 3000 gehen für die Arbeit drauf, also von
der Förderung des Erzes bis zur Montage des Produkts usw. Wenn man so
was nun vollautomatisiert herstellt, siehe Boards wie OdroidX,
Rapsberry usw dann können die schon für 40-150 Euro Gewinnbringend
verkauft werden. Dann macht aber der Produzenz pro Stück weniger
Gewinn und der Staat nimmt auch weniger Steuern ein. Durch die
Konkurrenz zueinander werden die Anbieter in einer Marktwirtschaft
immer gezwungen mehr zu automatisieren und ihre Produkte günstiger
anzubieten. Die rate des Profits pro verkaufter Einheit muss also
abnehmen.

Der einzige Ausweg innerhalb des Systems ist Wachstum, also mehr
Produzieren und mehr Konsumieren um den sinkenden Profit pro
Produkteinheit auszugleichen indem mehr Einheiten produziert werden.
Oder neue Innovative Produkte zu entwickeln welche dann für eine Zeit
zumindest neue Absatz und Investitionsmöglichkeiten sichern. In einer
materiell begrenzten Welt ist unendliches Wachstum nicht möglich.
Gleichzeitig bekommen die Innovationen der Digitalen Revolution dem
System so wie es jetzt ist auch nicht besonders gut. Beispiel
Smartphones: Da hab ich Kamera, Mp3 Player, Internetanschluss, Radio,
Audio Aufnahmegerät, Telefon usw in einem Gerät. Es muss also weniger
Produziert werden um die Nachfrage zu decken. Beispiel Software:
Einmal programmieren lassen und dann kostet jede weitere Kopie davon
die Verkauft/erstellt wird quasi nichts mehr, Produktionskosten fallen
Quasi weg. (Deswegen funktionieren ja Modelle wie freie Software usw).

Um wieder zum Thema zurück zu kommen. Diese Tendenzen sorgen also
nicht nur dafür das die Arbeitslosigkeit steigt sondern auch das die
Gewinne in der Realwirtschaft ab einem gewissen Punkt stagnieren bzw
schrumpfen (Es sei denn es gibt ständiges Wachstum oder neue Produkte
welche den Markt erweitern). Da der Technische Fortschritt speziell in
der Informatik exponentiell verläuft (R. Kurzweil) ist es absehbar das
die Realwirtschaft da auf Dauer nicht mitkommt, die
Massenkonsumgesellschaft wie wir sie heute haben noch weiter
auszuweiten halte ich zudem für nicht erstrebenswert selbst wenn es
möglich wäre.

Aber was tun wenn dem System die Profite/Steuereinnahmen abhanden
kommen ? Durch Staatsverschuldung die Nachfrage und Wirtschaft am
Laufen halten, also der Staat die Überproduktion aufkauft bzw durch
Subventionen den Laden am Laufen hält. Auf Dauer jedenfalls nicht
machbar. Sparen um die sinkenden Einnahmen aus Lohnsteuern usw den
Ausgaben anzugleichen. Man sieht ja in Griechenland/Spanien/Italien
das das in die Katastrophe führt. (Deutschland steht da nur besser da
weil wir unsere Arbeitslosigkeit mit unserem Exportüberschuss in
andere Länder exportieren konnten).

Diese Tendenzen sind in allen Industrieländern, USA, Japan, England,
DE, usw zu beobachten. Gleichzeitig haben wir das Phänomen das trotz
der Geldschwemme der Notenbanken keine Hyperinflation eintritt. Bei
hoher Arbeitslosigkeit und damit verbundenem Niedriglohn
(Konkurrenzkampf der Arbeitssuchenden untereinander führt zu
Lohndumping) kommt das frische Geld gar nicht mehr im Realgütermarkt
an sondern akkumuliert sich an den Finanzmärkten. Infolge akkumuliert
sich mehr Kapital an den Finanzmärkten als es reale
Anlagemöglichkeiten gibt, das unter Zinsdruck stehende Kapital wird
also in Spekulative Bereiche gepresst, Derivate, Bonds usw welche dann
Blasen wie die Immobilienblase in den USA auslösen können. Oder das
Geld findet gar keine Anlage mehr und wird nur bei den Zentralbanken
gehortet oder sogar zu negativzinsen an stabile Staaten verliehen weil
man sonst nicht weiß wohin damit.

Wenn wir also eine Lösung für die Krise wollen dann kann diese nur
darin bestehen das überflüssige Kapital in irgendeiner Weise
abzuschöpfen und wieder der Realwirtschaft zuzuführen. Z.B. indem man
damit das BGE finanziert. Aber da sich die Internationalen
Finanzmärkte einer solchen Regulierung wohl entziehen können und es
auf absehbare Zeit wohl nicht gelingen wird dieses Global zu besteuern
werden die Krisentendenzen wohl ihren Lauf nehmen. Solange man die
Finanzmärkte nicht anzapfen kann bleibt nur weiter Geld zu drucken,
dies führt denke ich aus oben genannten Gründen zwar nicht sofort zur
großen Inflation heitzt aber die Akkumulation von rein virtuellem
nicht durch die Realwirtschaft gedeckten Kapital weiter an. Weitere
Krisen werden folgen.

Grüße,

Max.


Am 2. August 2012 23:01 schrieb Mathias Emrich <mathias.emrich AT kabelbw.de>:
>
> Hallo Zusammen
>
> Ich sehe die EU inzwischen als eine Konstruktion die Demokratie als einen
> Denkmantel benutzt um die eigentlichen Interessen der Finanz- und
> Wirtschaftsmacht zu transportieren. Der Vertrag von Lissabon ist nicht
> wirklich mit unserem Grundgesetz vereinbar
> (http://de.wikipedia.org/wiki/Vertrag_von_Lissabon) - aber ich bin nicht
> das Verfassungsgericht. Sollte der ESM tatsächlich durch das
> Verfassungsgericht abgesegnet werden sind wir einen deutlichen Schritt
> weiter in Richtung viertes Reich: Finanz- und Kapitalismus-Diktatur. Kein
> Sorge es wird kein KZ errichtet - alles wird Lager sein aber ohne
> elektrischen Zaun. Der Zaun wird fiktiv sein, entweder du hast Arbeit und
> Brot oder: Wer nicht arbeitet soll auch nicht Essen. Diejenigen die nicht
> in das Kapitalistische/Finanzelle Modell passen werden aussortiert, zur
> Seite gedrückt, in die Depression getrieben - selber Schuld, schämt euch.
> Seht Euch an was in Griechenland und Spanien getrieben, es wird am
> lebensnotwendigen gespart. Kranke erhalten keine Medikamente mehr,
> staatliche Kernelement werden dem Diktat des Marktes unterworfen. Es geht
> nicht um die Rettung dieser Staaten (sollte wohl eher Staatsbürger sagen)
> sondern um die Rettung eines Systems das an der inneren Grenze angelangt
> ist. Das würde aber nun die Mail überfordern dies weiter auszuführen. Ich
> möchte euch folgenden Artikel empfehlen:
> http://www.linksnet.de/de/artikel/27645
>
> Um auf deine Frage zurück zu kommen: Alle Maßnahmen, sei es die
> Bevölkerung/Staat einem Spardiktat zu unterwerfen oder das System weiter
> mit Geld voll zu pumpen wird den Zusammenbruch des Systems nicht
> verhindern. Nicht das ich wüsste wann und wie dies geschehen wird, ich kann
> nur ahnen das innerhalb der nächsten 10 bis 20 Jahre geschieht, vielleicht
> früher. Ich schätze kaum das wir eine Möglichkeit haben das zu verhindern -
> Merkel und Co. werden 2013 wieder gewinnen. Wir sollten aber schauen das
> wir nicht die selben Dummbatz Erklärungen liefern wie die, sagen wir,
> Etablierten (dazu zählt auch leider Grün). Wichtiger wäre es sich intensiv
> mit Lösungen/Methoden zu beschäftigen die den Zusammenbruch abmildern bzw.
> eine neue "Ordnung/System" danach vorab konstruiert. Sehen wir es auch
> positiv, wenn es nicht Bricht dann werden wir den Planeten in einen
> Abfallhaufen verwandeln.
>
> Also EU: Nein Danke so nicht. Noch mal von Vorne.
>
> Ciao Mathias
> --
> Loerrach mailing list
> Loerrach AT lists.piratenpartei.de
> https://service.piratenpartei.de/listinfo/loerrach




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