Re: [Berlin-squad-sozialpiraten] [Brandenburg] Frau Domscheit-Berg

[Judith Brandner <brandner48 AT gmail.com>]

Lieber Nils Kenneweg,
lieber Jörg Preisendoerfer,

ich schließe mich Jörg Preisendoerfer an und vertraue darauf, dass eine sachliche Auseinandersetzung mit dem Thema Hn Kenneweg sicher weiter bringt. Die erwähnten Artikel habe ich heute gelesen, sie sind brillant. Anke Domscheit- Berg wurde u.a. gewählt, weil sie in der Lage ist, schwierige Themen sachlich und wissenschaftlich präzise zu erfassen und auch für Laien gut und verständlich wieder zugeben, schriftlich ebenso wie verbal in ihren Auftritten.

Ich bin dankbar, dass sie ihre Fähigkeiten für die Piratenpartei einzusetzen bereit ist und dass durch ihr Engagement das Internet ein Ort mit mehr Geschlechtergerechtigkeit und echter transparenter Demokratie wird.

Schönen Sonntag allerseits,
Judith Brandner

Am 10.05.2014 18:38 schrieb <jp AT left-zeit.de>:

Jörg Preisendörfer
http://twitter.com/jpreisendoerfer
Berlin, am 10. Mai 2014


+++ Frau Domscheit-Berg +++


Lieber Nils Kenneweg,

Sie melden sich auf der Brandenburger Mailingliste der Piratenpartei zur Wort. Bitte erlauben Sie, dass ich auf Ihre eMail antworte, obwohl ich -- mehr oder weniger zufällig, da ich keinen Hauptwohnsitz in Deutschland habe -- Mitglied des Berliner Landesverbandes der Piratenpartei bin.

Zunächst einmal gehen Sie in ihrer eMail von einem unwissenschaftlichen Sexismusbegriff aus. "Sexismus" besteht nicht darin, dass evidenzbasiert nachprüfbare Sachverhalte benannt und ausgesprochen werden.

"Sexistisch" im Sinn eines wissenschaftlichen Sexismusbegriffs ist aber z.B., dass im Sozialrecht normiert ist, dass -- wenn verschiedengeschlechtliche Menschen in einer Wohnung leben; z.B. der oder die eine als Untermieter des oder der anderen -- ein "JobCenter" unterstellen wird, dass diese beiden eine Versorgungsgemeinschaft bilden, wenn einer von ihnen Leistungen nach dem SGB II ("Hartz IV") beantragt, während diese Unterstellung durch das "JobCenter" nicht erfolgt, wenn es sich um gleichgeschlechtliche Menschen handelt.

Eine solche Regelung ist ein prototypisches Beispiel für Sexismus, also einer auf das Geschlecht bezogenen Benachteiligung.

Meine vorliegende eMail ist dagegen aus dem gleichen Grund *nicht* sexistisch aus dem Anke Domscheid-Bergs Interviews nicht sexistisch sind, denn in beiden Zusämmenhängen wird vorgefundener Sexismus lediglich beschrieben.

Ich habe für meine vorliegende Antwort wohlüberlegt ein Sexismus-Beispiel gewählt, in dem Menschen durch den Gesetzgeber wegen ihrer Verschiedengeschlechtlichkeit sexistisch diskriminiert werden.

Ich muss aber auch zugeben, dass ich mich jedesmal, wenn ich eMails wie die Ihre lese, frage, warum in den zehntausend Jahren, die seit dem Holozän vergangen sind, das Geschrei nicht jedesmal so groß war, wenn Frauen sexistisch diskriminiert wurden? Vielleicht haben Sie auf diese Frage eine Antwort für mich?

Bevor Sie Ihre Stimme bei der Europawahl uns Piraten geben, würde mich auch interressieren, welche konkreten Schritte Sie bisher unternommen haben, um die sexistische Diskriminierung, die Frauen in der Vergangenheit zweifellos erfahren haben, auszugleichen?

Herzlichst:
-- Jörg Preisendörfer




Zitat von Nils K <piraten-brandenburg AT ovt.me>:

Liebe Piraten, liebe Frau Domscheit-Berg,

Ich würde zur Europawahl gerne die Piraten auf meinem Wahlzettel
ankreuzen. Nun habe ich meine Recherche zu den Direktkandidaten gemacht
und bin bei Frau Domscheit-Berg über zwei Artikel gestolpert die mich
schlichtweg irritiert haben:

1. http://www.taz.de/!110354/
2.
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/frauenhass-im-internet-das-medium-braucht-eine-inklusive-kultur-11999526.html

Beide Artikel sind für mich eindeutig Sexistisch und Männerverachtend
geschrieben.

Hier werden Aussagen getroffen wie:
"Es gibt regelrechte ?edit wars?, wo Männer, die offenbar mehr Zeit
haben, solange ein Forum dominieren, bis sie die Diskussion beherrschen
und immer wieder erreichen, dass Artikel nach ihrer Auslegung geändert
werden."

oder

"Das Wissen der Welt, dass in dieser Wissensdatenbank gesammelt wird,
enthält also viele Positionen von Frauen gar nicht."

oder

"weiße, heterosexuelle Männer dominieren das Internet"

Mal ganz abgesehen davon, dass das eindeutige sexistisch ist, finde ich
es auch sehr beleidigend und verachtend gegenüber Personen die der
angegriffenen Gruppe (Männer) angehören.

Ich wüsste nun gerne 2 Sachen. Erstens von Frau Domscheit-Berg, ob Sie
noch hinter diesen Aussagen steht und zweitens warum ich Sie wenn dies
der Fall ist trotzdem wählen sollte.

Aktuell werde ich meine Stimme nicht für so etwas hergeben.

Mit freundlichen Grüßen,
Nils Kenneweg
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