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bergisches-land - Re: [Bergisches Land] Google Street View - Gebührenerhebung von öffentlicher Seite.

bergisches-land@lists.piratenpartei.de

Betreff: Regionalgruppe Bergisches Land (Nordrhein-Westfalen)

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Re: [Bergisches Land] Google Street View - Gebührenerhebung von öffentlicher Seite.


Chronologisch Thread 
  • From: Florian Meier <master-of-desaster@flomei.de>
  • To: bergisches-land@lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [Bergisches Land] Google Street View - Gebührenerhebung von öffentlicher Seite.
  • Date: Sun, 20 Dec 2009 20:17:49 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/mailman/private/bergisches-land>
  • List-id: "Ortsgruppe Bergisches Land \(Nordrhein-Westfalen\)" <bergisches-land.lists.piratenpartei.de>

Hallo Piraten im Bergischen Land!
Ich möchte die Gelegenheit nutzen und auf Markus E-Mail Bezug nehmen.

Ich glaube die Stadt Ratingen ist hier vollkommen auf dem Holzweg und wir sollten uns da nicht blind anschließen, sondern genau überlegen was hier überhaupt erreicht werden kann und was eben nicht.

Die Verantwortlichen in Ratingen sind wahrscheinlich ziemlich stolz auf sich, wollen sie doch gigantische 20 Euro pro Straßenkilometer von Google. Das diese Summe für ein Unternehmen dieser Größe lächerlich ist, ist keine Frage.

Es bieten sich, ausgehend von der Forderung an sich, also zwei Möglichkeiten: 1. Google zahlt das Geld (halte ich für unwahrscheinlich) oder 2. Google zahlt nicht und Ratingen wird nicht bei StreetView erfasst.

Nehme man nun an Google sei "böse", dann wird den Verantwortlichen in Ratingen der Arsch aber auf Grundeis gehen, wenn eine Google-Suchanfrage nach "Ratingen" mit 0 Treffern quittiert wird.
Bei Google im Index zu sein, geschieht nämlich auch aus reiner "Freundlichkeit", die wollen nicht 20 Euro für einen Suchtreffer.
Und ich glaube zumindest nicht, dass es Google wirklich schmerzen würde, wenn sich einige Leute von ihrer Suchmaschine abkehren, weil Suchen nach "Ratingen" keine Treffer oder nur noch Blödsinn bringen.

Was aber würde das für Ratingen bedeuten?
Hotels/Einkaufsmöglichkeiten/Sehenswürdigkeiten/Handwerker/Dienstleister/etc. in Ratingen finde ich, wenn ich von (weit) außerhalb komme, am einfachsten über Google. Aber da Ratingen auf wundersame Weise nicht bei Google zu finden ist, such ich mir was Schönes anderes in der Gegend. In einem so dicht bevölkerten Siedlungsraum nicht weiter schwierig.

Dafür hat Ratingen dann (ausgehend vom unwahrscheinlichen ersten Fall) 6000 Euro bekommen? Wow!

Google ist mächtig und nicht aus unserem Alltag wegzudenken, auch wenn wir das stellenweise gerne möchten. Und auch wenn sie Wichtigeres zu tun haben, sollte man denen nicht auf die Füße treten und es sich mit ihnen verscherzen. Es geht hier nicht um Hörigkeit oder Furcht vor Wirtschaftsunternehmen, sondern darum zu überlegen warum man es sich mit Google durch solche Aktionen "verscherzen" sollte.

An Stelle von Ratingen hätte man lieber sagen sollen, dass man gerne eng mit Google zusammenarbeiten möchte was das Projekt StreetView angeht. Die Stadt Ratingen hätte auch zum Beispiel seinen Bürgern anbieten können, dass man in deren Namen Widerspruch gegen die Veröffentlichung des Bildmaterials einlegt. Oder man hätte sich so eingebracht, dass man das Bildmaterial gerne vorab kontrollieren möchte um die Persönlichkeitsrechte der Bürger gewahrt zu wissen... Damit hätte man den Bewohnern von Ratingen was Gutes getan und nicht so dreckigen Populismus aufgezogen.

Aber nein, alles was den Damen und Herren im Rat einfiel, ist eine Sondernutzungsgebühr zu erheben um riiiiiiiiiiiiiiiiiiiesige Geldmengen in die Stadtkasse zu schwemmen.
Nebenbei halte ich die Sondernutzung der öffentlichen Straßen durch die StreetView-Fahrzeuge für fragwürdig. Die haben keine Ketten, sind nicht besonders groß oder schwer und behindern den fließenden Verkehr auch nicht, was ist an denen also anders als einem Auto bei dem jemand aus dem Fenster fotografiert?
Also gut, nun hat man sich für die deutsche Methode entschieden und will eine Gebühr erheben. Dadurch kommen für Ratingen gigantische 6000 Euro zusammen, das dürfte ungefähr dem Monatsverdienst des Bürgermeisters von Ratingen entsprechen. Phänomenal, diese Wirtschaftsfüchse in Ratingen werden noch die ganze Wirtschaft wieder auf die Beine bringen.
Ok, genug der Ironie.

Ich halte die Herangehensweise einfach für falsch.

StreetView ist sicherlich ein zweischneidiges Schwert, aber anstatt das Positive zu sehen (ich kann mir in 3D Gegenden anschauen, wo ich vielleicht niemals hinkommen kann und werde) bzw. mit dem ganzen Projekt einfach mal positiv und kreativ umzugehen verteufeln wir das und versuchen es zu zerschmettern. Stattdessen sollte man Google lieber die Hand reichen und sie, natürlich immer auch im Sinne unserer Ziele, unterstützen. Wie schon oben erwähnt, wäre es weitaus produktiver das Material hinsichtlich der Wahrung der Persönlichkeitsrechte zu prüfen, als irgendwelche verrückten Gebühren zu erheben oder die Erfassung einfach zu verbieten oder sowas.

Alle Informationen die ich aus StreetView beziehen kann, kann ich auch live vor Ort beziehen. Und gerade wenn ich so etwas aus krimineller Energie tue, würde ich mich doch nicht auf veraltetes Material in StreetView beziehen, oder? Was kann ich also aus StreetView für mich persönlich Interessantes beziehen? Wie es im Garten meiner Nachbarn aussieht kann ich mir aus mehreren Metern Höhe hier aus dem Fenster anschauen. Dabei habe ich einen prima Überblick über den gesamten Garten und nicht nur das bisschen was man von der Straße aus 2,50 Metern Höhe sehen könnte.
Kurzum kann StreetView mir lokal nichts interessantes bieten, mir sehr wohl aber neue Teile der Welt eröffnen und damit meinen persönlichen Horizont erweitern oder einfach nur mal recht nützlich sein.
Ich könnte mir zum Beispiel vor meiner Dienstreise schonmal mein Hotel und die Gegend rundherum anschauen, weil ich dazu nach der anstrengenden Tagung keine Zeit mehr habe. Nach diesem Schema lassen sich viele tolle Anwendungszwecke finden, die irgendwie keiner sehen möchte.

Ich finde es Schade, dass sich auch große Teile der Piraten so vehement gegen StreetView stellen und damit auch eine gewisse Furcht vor Neuem bzw. dem verantwortungsvollen, kreativem Umgang mit Neuem zeigen.

Damit sind wir dann nicht besser als die, die wir mal ersetzen wollen.

Beste Grüße,
Florian




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