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bergisches-land - Re: [Bergisches Land] Kommt Schäubles nächster Überwachungs-Coup aus Wuppertal?

bergisches-land@lists.piratenpartei.de

Betreff: Regionalgruppe Bergisches Land (Nordrhein-Westfalen)

Listenarchiv

Re: [Bergisches Land] Kommt Schäubles nächster Überwachungs-Coup aus Wuppertal?


Chronologisch Thread 
  • From: "Arnim v. Herff" <arnim.von-herff@alumni.uni-due.de>
  • To: bergisches-land@lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [Bergisches Land] Kommt Schäubles nächster Überwachungs-Coup aus Wuppertal?
  • Date: Sat, 26 Sep 2009 00:41:21 +0200
  • List-archive: <http://service.piratenpartei.de/mailman/private/bergisches-land>
  • List-id: "Ortsgruppe Bergisches Land \(Nordrhein-Westfalen\)" <bergisches-land.lists.piratenpartei.de>

Am Freitag, 25. September 2009 22:46:30 schrieb Johannes Ulke:
> noch mehr freue
> ich mich wenn ihn vorher jemand korrektur liest und ihn mir dann viellicht
> auch zurück schickt,

Lese das attachment bitte sorgfältig, denn ich konnte mich des ein oder
anderen lektorierenden Eingriffs nicht enthalten (darum auch in plain ascii,
sorry wegen der weggefallenen links).

Gruß Arnim
Buchstaben in eckigen Klammern weisen auf einen Textänderungsvorschlag von
mir hin, siehe unter dem Text.

---


Kommt Schäubles nächster Überwachungs-Coup aus Wuppertal?


So sieht es fast aus, wenn man den Zeitungsberichten der vergangenen Tage
glauben schenken kann. Am 19.09. berichtete die englische Zeitung Telegraph
unter dem hier übersetzten Titel: „EU finanziert "Orwellschen" Plan für eine
künstliche Intelligenz zur Überwachung der Öffentlichkeit auf "abnormales
Verhalten"“, wenig später griffen auch die deutschen Medien das Thema rund um
das von der EU mit 15 Millionen finanzierte Forschungsprojekt namens Indect
auf. Wobei der Name hier ein Akronym für "Intelligent information system
supporting observation, searching and detection for security of citizens in
urban environment" ist. Also auf deutsch ein "intelligentes
Informations-System zur Unterstützung der Überwachung, Suche und Erkennung
[von Personen] für die Sicherheit der Bürger im städtischen Raum".
Doch was hat dies alles mit Wuppertal zu tun? Überwachungskameras im
städtischen Bild sind (hierzulande noch relativ) selten, wer wird hier also
böses vermuten?
Es sind Wuppertaler Wissenschaftler die an diesem Projekt mitarbeiten und
somit dieses Projekt in einen unmittelbaren Bezug zu Wuppertal setzen. Die
Bergische Universität Wuppertal ist einer der drei deutschen Partner in
diesem Projekt, neben den Firmen Innotec Data Gmbh & Co KG und Psi Transcom
Gmbh. Der Fachbereich E: Elektrotechnik, Informationstechnik, Medientechnik
der Bergischen Universität will dieses Projekt voran treiben. Leiter des
Projektes an der Bergischen Universität ist kein geringere als der Dekan des
Fachbereiches, Herr Prof. Dr.-Ing. Tibken.
Mit einer Fördersumme von über 700.000 Euro soll in Wuppertal bis zum Jahre
2013 [1] eine Möglichkeit gesucht werden, bestimmte Personen im öffentlichen
Raum aufzuspüren, sie zu überwachen und zu verfolgen, dies soll neben
Überwachungskameras auch über mobile Geräte geschehen mit denen die Polizei
zum Beispiel Funktelephone orten und verfolgen kann. Doch damit noch nicht
genug, es soll desweiteren eine Software entwickelt werden mit der auch
Blogs, Foren und Internet-Netzwerke z.B. YouTube automatisch durchsucht
werden können und Personen die dort ein 'abnormes Verhalten' zeigen, heraus
gefiltert werden. Diese Technologie soll hierbei sogar dazu in der Lage sein,
selbst Stimmungen erfassen zu können. [2]
Neben der doch sehr offen gehaltenen Formulierung „abnormes Verhalten“
bezüglich des später zu Verfolgenden, bedeutet doch 'abnorm' nichts weiter
als von einer (durch wen und wie definierten?) Norm abweichend; mit einer
solchen unscharfen Formulierung würden im Zweifel Überwachungen von
sämtlichen Minderheiten - bis hin zu Frauen - möglich. Doch neben dieser doch
sehr abstrusen Zielsetzung, die auf ein völlig überzogenes
Sicherheitsbedürfnis hinweist, offenbart der Artikel ein weiteres Problem in
Deutschland [a]: Es ist durchaus mit Beunruhigung uns Skepsis zu sehen,
„[...] dass sich Wissenschaftler ohne große Diskussionen an solchen Projekten
beteiligen. Hauptsache Forschungsgelder werden eingeholt, Geld stinkt
anscheinend nicht, verantwortlich ist man als Wissenschaftler nicht für die
künftige Anwendung, auch wenn das mögliche Ergebnis sehr wohl stinkt und für
ein totalitäres Regime erstrebenswert ist, aber nicht für demokratische
Staaten.“ [2]
Dieses Forschungsprojekt stellt laut dem dem erfahrenen Journalisten und
Buchautor Stephen Booth einen massiven Eingriff in die Privatsphäre der
Menschen dar. Die Kanzlerin der Oxford Brookes University und
Freiheits-Aktivistin Frau Shami Chakrabarti sagt: „Die Verfolgung einer
ganzen Bevölkerung statt die eines einzelnen Verdächtigen ist ein
unheimlicher Schritt in jeder Gesellschaft.“ [3] Traurig ist, dass sich
deutsche Wissenschaftler scheinbar so unskeptisch und kritiklos für solche
Forschungsvorhaben einspannen lassen, aber dies spiegelt auch den Stand der
Wissenschaft in diesem Land wieder, wenn die Einwerbung von Drittmitteln
wichtiger ist, als die Ethik und Moral des Wissenschaftlers.[b]
Das Projekt an sich, aber auch die offensichtlichen Leichtigkeit mit der sich
Wissenschaftler solchen Projekten verschreiben, stellen einen Alptraum für
jede Gesellschaft und jeden Bürger dar, der die Freiheit und Bürgerrechte
schätzt.
Die Piraten an der Bergischen Universität Wuppertal lehnen die Beteiligung
ihrer Hochschule an solchen, den Überwachungsstaat voran treibenden
Projekten, strikt ab!
Weitere Schritte können daher nicht ausbleiben.[c]
Wenn Du auf dem laufenden bleiben möchtest informiere Dich auf unserer
Homepage und trage Dich in den Newsletter ein.
Weitere Infos zu unseren Aktionen und zu den Piraten im Bergischen Land
findest Du hier.
_______________________________________________
Bergisches-Land mailing list
Bergisches-Land@lists.piratenpartei.de
http://service.piratenpartei.de/mailman/listinfo/bergisches-land

---

[a] Ich würde hier 'in Deutschland' schlicht streichen, da sich solche
Wissenschaftlerhuren in den meisten Ländern finden lassen - zumindest in der
EU, sonst würde ein Finanzierung von dort wenig Sinn machen.
[b] Traurig? Empörend! Und wiederum den Hinweis auf die Ntionalität der
Wissenschaftler streichen, der Bezug zu Deutschland ergibt sich durch die
Zustandsbeschreibung des Wissenschaftsbetriebs.
[c] ???? Willst Du einen Anwalt einschalten, oder was? Bombenwerfen fällt ja
wohl aus, weil Ihr alle noch nicht 60 seid ;-)


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