Re: [Ag-waffenrecht] Yet another BuVo fail

[Kaspardavid <Kaspardavid AT news.piratenpartei.de>]

Die Verdrossenheit der Ur-Piraten nimmt so sehr zu, dass wir hier im 
Rems-Murr-Kreis leider in immer kürzeren Abständen Parteiaustritte von 
engagierten, echten Piraten verzeichnen müssen. Hierzu den Text einer 
Abschieds-Email, der auch den Nagel auf den Kopf trifft:

/"Die Piratenpartei hat sich in meinen Augen inhaltlich und auch in der 
Außendarstellung zu sehr den Linken angenähert. Aus unserer deutschen 
Geschichte sollte uns eigentlich allen klar sein, dass der Sozialismus 
nicht funktioniert - die DDR hat es bereits vorgemacht. Dass man sich 
trotz alle dem zu einem BGE durchringt, den ESM zwar gut findet und nur 
lediglich dessen undemokratisches Zustandekommen anprangert, querdenkende 
Mitglieder in die rechte Ecke denunziert, ist für mich der lebhafte 
Beweis dafür, dass aus den freiheitlichen Grundsätzen - die die Partei 
2009 zum Zeitpunkt meines Eintritts vertreten hat - keinerlei Existenz 
mehr zu vernehmen ist.

Ich werde den Kampf um Bürgerrechte und die individuelle Freiheit - statt 
staatlicher Bevormundung - künftig an anderer Stelle weiterführen. Da 
sich allerdings meine Thesen vielmehr auf die Gesamtpartei als auf euch 
RMKler niederschlägt, werde ich hin und wieder noch zum Stammtisch 
erscheinen, einfach um den Kontakt weiterhin zu pflegen und aufrecht zu 
erhalten. Bei den Freibeutern an Rems und Murr habe ich mich immer sehr 
wohl und heimisch gefühlt, viel mehr als in den übrigen Teilen der 
Piratenpartei.

Nach dem ESM-Urteil am heutigen Tag wird es umso wichtiger sein, wieder 
öfter mal den eigenen, vernünftigen Menschenverstand einzuschalten als 
bedingungslos der Informationsflut Glauben zu schenken, die uns täglich 
über Print-, Online- und TV-Medien erreicht."/

In diesem speziellen und für mich sehr bedauerlichen Falle der Aufgabe 
eines verdienten Piraten konnten auch meine Bitten nicht fruchten, sich 
die Sache nochmal zu überlegen:

/"Hallo Michael,
ich denke nicht, dass es da für mich noch etwas nachzudenken gibt. Da bin 
ich einfach ehrlich. Ich habe schon im vergangenen Jahr eine Pause 
genommen in Form eines Austritts, hatte dann aber - wie auch du - den 
selben Gedanken, dass man den grünen und linken Verbotsspinnern nicht das 
Feld einfach so überlassen kann, musste dann aber feststellen, dass bis 
zuletzt schon sehr viele Piraten meiner Generation nicht mehr aktiv 
teilnehmen, ausgetreten sind - und das zumeist aus den gleichen Gründen. 
Die Realität sieht nun mal so aus, dass die Basis der vernünftigen 
Menschen, die ihren Verstand einschalten und an den Verstand eines 
Individuums glauben, leider sehr dünn geworden ist im Vergleich zu denen, 
die im Verlauf der letzten Parteitage begonnen haben, ihr sozialistisches 
Manifest in unser Parteiprogramm zu verankern (BGE ist nur ein Teil davon, 
aber auch von großer Bedeutung).

Für mich ist einfach die Partei aus dem Jahr 2009 kaum noch erkennbar - 
und irgendwo war mir das auch schon klar, spätestens ab dem Zeitpunkt, wo 
man beschlossen hat, ein Vollprogramm zu schreiben. Dabei können wir, 
genauso wie die anderen Parteien, nicht auf alles eine Antwort haben. Die 
Antwort muss oft auch einfach von der Bevölkerung selbst gefunden werden, 
in Form von Abstimmungen, direkter Demokratie eben. Oder, anders 
ausgedrückt: So viel muss auch vom Staat gar nicht in dem Leben der 
Menschen vorbestimmt und reguliert werden, denn im Zweifel weiß jeder 
Mensch selbst, wie er sich am Besten helfen kann (individuelle Freiheit). 
Letzteres haben wir uns 2009 mal sehr groß auf die Fahnen geschrieben. 
"Denke selbst!" haben wir gefordert, heute meint ein überwiegender Teil 
der Piraten, wir müssten - wie die anderen - auch für die Bürger 
mitdenken, dabei ist das der völlig falsche weg. Und weil das so falsch 
ist, haben sich die Piraten überhaupt erst gegründet und formiert. Wenn 
ich mir überlege, wie wir verschmäht und ausgelacht wurden im Jahr 2009 
- heute werden wir es eben auf eine andere Weise, weil nur noch 
öffentliche Kleinkriege geführt werden, aber der Kampf um Freiheit und 
Bürgerrechte dabei leider regelmäßig völlig vergessen wird."/