ag-waffenrecht AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Mailingliste der AG Waffenrecht
Listenarchiv
- From: Manfred Nolting <manfred.nolting AT googlemail.com>
- To: ag-waffenrecht AT lists.piratenpartei.de
- Subject: [Ag-waffenrecht] Mail von charly.strolchi AT t-online.de
- Date: Tue, 24 Apr 2012 12:10:15 +0200
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-waffenrecht>
- List-id: Mailingliste der AG Waffenrecht <ag-waffenrecht.lists.piratenpartei.de>
Das spricht mir aus der Seele. Nachfolgend Auszüge aus einem Text von mir, aus dem ich Auszüge auch immer sinngemäß z. B. als Leserbriefe, aber auch Abgeordnete angeschrieben habe. Reaktion gleich null, Veröffentlichung natürlich auch nicht. Ich werde daher den gesamten Text demnächst auf einer eigenen homepage einstellen.
Als besonders wirkungsvolles „Störmittel“ erkannte man schnell auch das Waffenrecht: Jeder Vorfall, jeder Todesfall durch Waffen wurde auf Druck vor allem der Grünen, neuerdings auch der Linken (warum sollte man liebgewonnene DDR- Gewohnheiten auch aufgeben?) zum Anlass genommen, das Waffenrecht für legale Waffenbesitzer und damit eben auch für Jäger zu verkomplizieren, meist mit den hanebüchensten Begründungen, immer aber mit massiven Auswirkungen auf die Praxis bei Schützen und Jägern. Ohne jede Auswirkung auf die damit angeblich angestrebte Erhöhung der öffentlichen Sicherheit natürlich, das liegt auf der Hand, denn das wirkliche Problem, die illegalen Waffenbesitzer, erreicht man mit keinem noch so drakonischen und komplizierten Gesetz. Dass mit legalen Waffen lediglich knapp 2 % der Straftaten mit Waffenbenutzung begangen werden, darunter so gut wie keine aus Jägerbeständen, aber dafür einige aus Polizeihänden, wird dezent unerwähnt gelassen. Natürlich, ich höre es schon, die monströsen Amokläufe von Erfurt, von Winnenden. So tragisch und unendlich traurig diese Tragödien auch waren – sie hatten ihre Ursache mit Sicherheit nicht im bestehenden Waffenrecht, sondern im jahrelangen Vorbeisehen an tatsächlicher oder vermeintlicher Zurücksetzung und Verletzung des Egos zweier ernsthaft gestörter junger Menschen, und zwar von ihrem gesamten sozialen Umfeld, Familie und Schule eingeschlossen. Dazu kamen in beiden Fällen klare Verstöße gegen bestehende gesetzliche Bestimmungen, so dass beide an Waffen und Munition kamen. Solche Menschen brauchen aber nicht unbedingt Feuerwaffen – Äxte, Stichwaffen, aber auch selbst gebastelte Bomben sind nach wie vor für jeden ohne jedes Problem zugänglich, und Rezepte zum Bombenbau zieht man ohne jedes Problem aus dem Internet, aus dem Chemiebaukasten. Der illegale Waffenmarkt, siehe weiter unten, ist eine weitere Option. Warum aber dann der von der Politik aufgeführte Popanz gegen die legalen Waffenbesitzer? Die Antwort ist, ganz banal, die Furcht, dass sonst der Bürger ja beginnen könnte zu fragen, warum zum Teufel man nicht endlich etwas gegen die illegalen Waffenbestände in Deutschland tut. Die Schätzungen über die Anzahl dieser Waffen im Bundesgebiet differieren, von zehn bis dreißig Millionen gehen die Vermutungen - allein das ein Zeugnis für die tatsächliche Unfähigkeit und Hilflosigkeit der Politik, aber auch aller dafür zuständigen Behörden. Um dem Wahlbürger aber Aktivität vorzugaukeln, werden die Bestimmungen für den legalen Waffenbesitz drastisch verschärft. Sancta simplicitas! Jeder kennt sicher auch den uralten, abgedroschenen Witz von dem Betrunkenen, der in tief dunkler Nacht unter einer Laterne herumkraucht. Ein anderer Mann, der des Weges kommt, fragt ihn, was er da tue, und bekommt von dem Betrunkenen die Antwort, dass er seinen Schlüssel suche. Der Mann macht hilfsbereit mit. Nach langer erfolgloser Suche fragt er den Betrunkenen ratlos, wo er den Schlüssel denn verloren habe. Der zeigt auf eine dunkle Ecke, ca. 100 Meter entfernt. Der Mann: Warum um Himmels Willen suchen Sie dann hier? Darauf der Betrunkene: Weil hier viel mehr Licht ist.
Ein Witz, sicher, noch dazu keiner, der einen vom Hocker haut – aber genauso handelt der Gesetzgeber bei der Waffendebatte. Den Sumpf der illegalen Waffen, der Waffen, mit denen zu 98 % gemordet und geraubt wird, austrocknen? Ja wie denn, die werden von diesen Spielverderbern im Gegensatz zu Jägern und Sportschützen ja boshafterweise nie angemeldet. Da suchen wir doch lieber im Licht und halten uns an die angemeldeten Waffen. Da gibt´s wenigstens „action“, Nebelkerzen sind zur Volksverdummung immer hilfreich. Denn der Wähler, diese unberechenbare und damit zu fürchtende Größe, könnte wach werden und merken, wie er systematisch hinter die Fichte geführt wird. Polizei, Verwaltung und Justiz haben außerdem schon genug damit zu tun, permanent am bestehenden Waffengesetz herumzudoktern. Das ist so bequem, denn da ist Licht. Genau in diesen Kontext passt z. B. die Berichterstattung über das Drama vom 25. Februar 2011, als ein Islamist zwei amerikanische Soldaten in Frankfurt erschoss. Der SPIEGEL, immer vorne weg bei der Beschneidung der Rechte legaler Waffenbesitzer, erklärt ganz nebenbei, so als handele es sich um die alltäglichste Sache der Welt, dass der Attentäter sich Waffe und Munition eine Woche zuvor für 1.000,00 € in der allbekannten Szene besorgt habe. Er ist also mal eben einkaufen gegangen, und der Spiegel, und nicht nur der, geht mit lässiger Eleganz über diesen Skandal hinweg. Beinahe untergegangen ist die Nebenbei- Bemerkung, dass anlässlich einer Hausdurchsuchung beim Vater des Attentäters eine weitere illegale Waffe, eine Pistole, gefunden wurde. Was wäre wohl passiert, wenn bei diesen Morden eine legale Waffe benutzt worden wäre? Ich wage gar nicht, mir das vorzustellen. Aber wie man sieht, ist es, obwohl seit vielen Jahren gebetsmühlenhaft darauf hingewiesen wird, gar kein Problem, in Deutschland illegal Waffen mitsamt Munition an der Ecke zu kaufen, und nicht nur „Normalwaffen“; sondern auch so nette Gegenstände wie Maschinenpistolen u. ä. Wie leicht das ist, wird nochmals unterstrichen durch die skandalösen Vorgänge in der rechten Szene, die Döner- Morde inbegriffen. Eigentlich könnte man die Dinger gleich beim Aldi ins Regal legen. Wenn es nicht ungesetzlich wäre, sollte man Jungjägern und –schützen eigentlich dazu raten, sich Waffen am schwarzen Markt zu kaufen. Das geht völlig unbürokratisch, ist vom Prozedere her ganz einfach, dazu viel billiger, man hat keinen unsinnigen Verwaltungskram am Hals und man läuft auch nicht Gefahr, verdachtsunabhängige, dabei grundgesetzwidrige (§ 13 GG) Kontrollen über sich ergehen lassen zu müssen.
Bis demnächst,
Manfred Nolting
- [Ag-waffenrecht] Mail von charly.strolchi AT t-online.de, Manfred Nolting, 24.04.2012
- Re: [Ag-waffenrecht] Mail von charly.strolchi AT t-online.de, laszloboehm, 25.04.2012
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