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ag-umwelt - Re: [Ag-umwelt] Menschen lassen Gletscher immer rascher schmelzen

ag-umwelt AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Ag-umwelt mailing list

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Re: [Ag-umwelt] Menschen lassen Gletscher immer rascher schmelzen


Chronologisch Thread 
  • From: Volker Jaenisch <volker.jaenisch AT inqbus.de>
  • To: ag-umwelt AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [Ag-umwelt] Menschen lassen Gletscher immer rascher schmelzen
  • Date: Wed, 20 Aug 2014 20:42:28 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-umwelt>
  • List-id: <ag-umwelt.lists.piratenpartei.de>


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Ahoi!

On 20.08.2014 16:25, Pirat Jens wrote:
> Grüße,
>
> Am 20.08.2014 13:14, schrieb Hanns-Jörg Rohwedder:
> > eindeutig nachgewiesen
>
> Ja ne, ist klar. Modelle sind Theorie und keine Beweise.
Gerade wurde z.B. mit einem Computermodell der mathematische Beweis
geführt dass die Kepplersche Vermutung von 1611
stimmt
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/keplersche-vermutung-mathematiker-beweist-kugelstapel-theorie-a-986851.html

Modellierung hat rein gar nichts mit Theorie zu tun, sondern bildet mit
den bekannten Gesetzmäßigkeiten der Natur welche durch Messungen
ermittelt wurden
die Natur nach um sie z.B. schneller als in Echtzeit ablaufen zu lassen
oder Szenarien unterschiedlicher Art durchspielen zu können. Sicher ist
diese Methode nicht perfekt und es gibt eine Reihe von Schwachstellen in
jedem Modell, aber es ist die erfolgreichste Methodik in den
Wissenschaften wohl seit der Erfindung des Buchdrucks.
Und es ist so, dass sich über die Jahre Modelle in allen
Wissenschaftzweigen herausgebildet haben, welche stetig genauere und
verlässlichere Aussagen zu treffen in der Lage sind.
Denn natürlich werden die Aussagen der Modelle an der Realität oder
anderen Modellen stetig validiert.
Denn selbstverständlich gibt es nicht nur ein Modell in jedem
Wissenschaftszweig, sondern mehrere welche mit unterschiedlichen
Methoden arbeiten und in gegenseitiger Konkurenz zueinander stehen. Dies
garantiert, dass Fehler in einem Modell (z.B. banale Programmierfehler
oder falsche Formeln) schnell durch den Validierung mit einem anderen
Modell gefunden werden können. Vor allem liefert ein jedes Modell
Fehlergrenzen für seine Aussagen mit. Anhand der Fehlergrenzen lässt
sich die Zuverlässigkeit der Aussage einschätzen und bewerten.

Auch muss ein Modell welches z.B. den Zeitverlauf der Entwicklung von
Gletschern beschreibt natürlich in der Lage sein den historischen (also
schon bekannten) Verlauf der Gletschereis-Entwicklung beschreiben zu
können. Und dies darf natürlich nicht so geschehen, dass der bekannte
Verlauf in das Modell eingebaut wird :-). Es wird für so eine
Validierung ein bekannter Anfangszustand als Startwert zu einer schon
vergangenen Zeit vorgegeben, Das Modell muss dann bis heute den Verlauf
der Entwicklung innerhalb seiner Fehlergrenzen reproduzieren, rein
aufgrund der im Modell verankerten Gesetzmäßigeiten, welche aus
Messungen an Gletschern oder bekannten Naturgesetzen gewonnen wurden.

Bei Klimamodellen ist man momentan so weit, das 75% der Variabilität des
Klimas von den Modellen über einen Zeitraum von 3000 Jahren mit der
Auflösung von Monaten gelingt. Es verbleiben also noch 25% Schwankungen
welche das Modell nicht erklären kann. Z.B. weil gewisse kleinere
Meeresströmungen nicht richtig erfasst wurden, weil man keine
verläßlichen Karten der Küsten und Meerestiefen von vor 1500 Jahren hat,
oder weil man das genaue Datum von Vulkanausbrüchen nicht kennt. Aber
gerade in Anbetracht dieser schlechten historischen Datenlage über die
Vergangenheit ist es schon beeindruckend wie genau die Modelle den
historischen Verlauf des Klimas beschreiben können.

Meine Frau sitzt gerade jetzt nebenan und feilt an ihrem Computermodell
für die Ermittlung der Staubmenge welche der isländische Gletschervulkan
http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/island-vulkan-bar-arbunga-warnung-vor-ausbruch-a-987018.html
wenn er denn ausbricht (Momentan hat er Warnstufe Orange, danach kommt
nur noch KAWUMM!) wo über Deutschland verteilen wird. Dieses Modell
meiner Frau wird für den Deutschen Wetterdienstes dann den Airlines, die
Deutschland anfliegen, sagen wo sie fliegen dürfen und wo lieber nicht.
Dabei geht es ganz konkret um den Schutz von Menschenleben. Es ist
nämlich nicht einfach die Vulkanasche direkt zu messen. Die Kosten für
ein flächendeckendes Netz von solchen LIDAR-Meßstationen über Europa
würden in die Milliarden gehen, da jede Meßstation Millionen kosten
würde. Daher werden Daten anderer Meßgeräte Ceilometer (Messen die
Wolkenhöhe und stehen an jedem Airport) verwendet welche in einem
dichten Netz über Deutschland verteilt vorhanden sind, aber die
Vulkanasche nicht direkt sehen können, sondern nur die Luftschichten
sehen. Diese werden dann in einem Modell mit den Daten von den wenigen
(5) vorhandenen LIDAR-Stationen in der BRD verknüpft die sagen können in
welcher Luftschicht wieviel Asche ist. Ohne das Modell hätte man maximal
an 5 Meßpunkten über die RBD info über die Vulaknasche mit dem Modell
hat man 100, die man noch dazu vernetzen kann. Du siehst also wie
nützlich Computermodelle sind und wie wenig theoretisch das alles ist.

Mit genau der gleichen Akribie und Verantwortung mit der meine Frau
versucht die Menschenleben von Flugpassagieren zu schützen arbeiten
tausende Wissenschaftler jeden Tag daran in ihren Wissenschaftszweigen
die Computermodelle zu verbessern, zu unser allem Nutzen.

Also hör bitte auf hier mit pauschalisierenden ein Satz-Statements
Desinformation zu betreiben.

Beste Grüße

Volker Jaenisch




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