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ag-umwelt - Re: [Ag-umwelt] [Energiepolitik] Entsolidarisierung durch Eigenstromverbauch ?!?

ag-umwelt AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Ag-umwelt mailing list

Listenarchiv

Re: [Ag-umwelt] [Energiepolitik] Entsolidarisierung durch Eigenstromverbauch ?!?


Chronologisch Thread 
  • From: Gunnar Kaestle <gunnar.kaestle AT gmx.net>
  • To: Mailingliste der AG Energiepolitk <energie_und_infrastruktur AT lists.piratenpartei.de>
  • Cc: AG Umwelt <AG-umwelt AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [Ag-umwelt] [Energiepolitik] Entsolidarisierung durch Eigenstromverbauch ?!?
  • Date: Sun, 22 Jun 2014 15:24:20 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-umwelt>
  • List-id: <ag-umwelt.lists.piratenpartei.de>

Ingenieur.politik AT gmx.de schrieb:
> Eigentlich wollte ich ja sagen, dass ich Gunnar durchaus verstehe,
> aber ich gebe dir auch recht, was hat das mit dem Thema im Betreff
> zu tun?
> MFG, Thomas
> -----------------

Ich habe da mal was vorbereitet:

https://ag_energiepolitik.piratenpad.de/Eigenverbrauch-EEG-Novelle

Bitte die Briefvorlage konstruktiv ändern/ergänzen.

Gruß,
Gunnar



Textvorschlag zur Absendung an die Landesregierungen (Bundesrat)
http://www.bundesrat.de/DE/bundesrat/mitglieder/mitglieder-node.html


Sehr geehrte Damen und Herren,

die EEG-Novellierung geht in den Enspurt. Der Bundesrat hatte sich in seiner Stellungnahme für die Ausweitung der Bagatellgrenze ausgesprochen und vorgeschlagen, die Eigenstromnutzung aus ökologisch wertvollen KWK- und EE-Anlagen zu unterstützen ([1], Nr. 8 und 9). Daraufhin hat die Bundesregierung mit einer Gegenäußerung [2] geantwortet. Bitte bilden Sie sich eine eigene Meinung und folgen Sie nicht dem Herdentrieb des real exisitierenden paralamentarischen Systems. Ich appelliere an Sie, das zu tun, was dem Bürger gut tut und im Zeitdruck der EEG-Novelle nicht das Nachdenken und Nachrechnen zu vergessen. Wenn man eine Zwangsabgabe auf den Eigenverbrauch zum Abbremsen dieser Aktivitäten erheben möchte, dann sollte das nicht per EEG, sondern per Stromsteuergesetz getan werden.

Es wurde von Seiten der Bundesregierung argumentiert: "Der Vorschlag würde die Bagatellgrenze deutlich anheben und dadurch mehr Anlagen von der EEG-Umlagepflicht befreien. Infolge dessen würde sich auch dieser Vorschlag auf die Höhe der für die übrigen Stromverbraucher zu zahlenden EEG-Umlage auswirken." (S. 4) Durch Nachrechnen unter Beherrschung der Grundrechenarten kommt man zu einem anderen Ergebnis. Neue PV-Anlagen erhalten eine Vergütung aus dem EEG-Konto von 9-13 ct/kWh, wenn sie per Volleinspeisung betrieben werden. Wenn sie im Eigenverbrauch betrieben werden, dann "kosten" Sie den EEG-Umlagetopf nur 6,24 ct/kWh aufgrund des vermiedenen Letztverbrauchs und der damit verringerter Einnahmen für das EEG-Konto. Da 9-13 ct/kWh mehr ist als 6,24 ct/kWh, wird der Vorschlag der Bundesregierung, den Eigenverbrauch zu behindern, sogar zu einer höheren Umlage für alle Stromverbraucher führen, wenn man das Zubauziel nicht aus den Augen verlieren möchte.

Zu Nummer 9 wurde geantwortet: "Der Vorschlag zielt auf eine Absenkung der EEG-Umlage für die Eigenversorgung aus erneuerbaren Energien oder KWK. Dies würde die Einnahmen für das EEG weiter mindern und sich deutlich auf die Höhe der von den übrigen Stromverbrauchern zu zahlenden EEG-Umlage auswirken. Im Übrigen ist der Vorschlag nicht erforderlich, um die Wirtschaftlichkeit dieser Anlagen sicherzustellen: Die Wirtschaftlichkeit wird durch die bestehenden Förderinstrumente (z.B. EEG und KWKG) sowie durch den Wegfall von Steuern, Abgaben und Umlagen sichergestellt." Diese Aussage ist ebenfalls kritisch zu hinterfragen.

Der Neubau von Blockheizkraftwerken in Industrie und Gewerbe wurde erst in den letzten Jahren mit der steigenden EEG-Umlage für diese Arten von Anwendern interessant, weil die Kapitalrücklaufzeiten vorher nicht den Ansprüchen im gewerblichen Bereich genügten. Strom war schlicht zu billig, um in Effizienztechnologien zu investieren. Im PV-Sektor hat ein vom BMWi in Auftrag gegebener Bericht zur PV festgestellt, dass ohne einen substantiellen Eigenverbrauchsanteil, keine ausreichende Wirtschaftlichkeit vorhanden ist. Ganz im Gegenteil wird geschrieben: "Steigende Eigenverbrauchseinteile erhöhen die Wirtschaftlichkeit und damit auch die Attraktivität von größeren Anlagen in Nutzungsbereich mit gegenüber der Einspeisevergütung hohen Strompreisen. Die Analyse des deutschen PV-Markts 2013 hat jedoch gezeigt (vgl. Kapitel 2.1), dass trotz der weiterhin attraktiven Eigenverbrauchsmöglichkeiten kein Wachstum, sondern vielmehr ein Marktrückgang in diesem Anlagensegment zu beobachten war." ([3], S. 27)

Herr Oettinger sagt in einem Fernsehinterview ([4], ab min 5:00): "Man muss erst die Leitungen bauen, die Speichermöglichkeiten schaffen und dann volatile Energiemengen weiter steigern." Diese Schrittfolge muss man nicht in der genannten Reihenfolge gehen, wenn man die alte Tugend der verbrauchernahen Stromerzeugung belebt. Der Eigenverbrauch bringt die Stromquellen in räumlichen Zusammenhang zu den Stromsenken. Damit entfällt der Druck, das Übertragungsnetz auszubauen, bevor weitere Ökostromerzeuger ans Netz gegen dürfen. Ausserdem können so technisch und ökonomisch viel leichter lokal verfügbare Flexibilitäten (sog. funktionale Stromspeicher) genutzt werden, um die fluktuierenden Erzeuger auszugleichen. Das reicht vom Einbau eines Smart Home Systems (auch bekannt als Gebäudeautomatisierung) zur Steuerung elektrischer Lasten, das nicht erst auf die Smart Grid Infrastruktur warten muss und geht bis zum simplen Prinzip des Waschen mit der Sonne, d.h. dem Blick aus dem Fenster und ein adaptives Verbraucherverhalten.

Mit freundlichen Grüßen,

Absendername



[1] Stellungnahme des Bundesrates zur EEG Reform, Drucksache 157/14
https://www.clearingstelle-eeg.de/files/Stellungnahme_Bundesrat_140523_BR-Drs_157-14.pdf

[2] Gegenäußerung der Bundesregierung zur BR-Drucks. 157/14
https://www.clearingstelle-eeg.de/files/Gegenaeusserung-BReg-zur_Stellgn_BR_EEG.pdf.pdf

[3] EEG-Erfahrungsbericht 2014: Vorhaben IIc -
Stromerzeugung aus Solarer Strahlungsenergie
http://www.bmwi.de/BMWi/Redaktion/PDF/XYZ/zwischenbericht-vorhaben-2c,property=pdf,bereich=bmwi2012,sprache=de,rwb=true.pdf

[4] ZDF-Bericht zum Ausschreibungsmodell
http://www.zdf.de/ZDFmediathek#/beitrag/video/2158504/Energiewende-ausgebremst




-----Ursprüngliche Nachricht-----
Gesendet: Samstag, 21 Juni 2014 um 21:54:31 Uhr
Von: "Thomas Blechschmidt" <thomas.blechschmidt AT piratenpartei-bayern.de>
An: "'Mailingliste der AG Energiepolitk'"
<energie_und_infrastruktur AT lists.piratenpartei.de>
Betreff: Re: [Energiepolitik] Entsolidarisierung durch Eigenstromverbauch ?!?
Servus Gunnar,

Wie meistens weiß ich mal wieder nicht, was Du sagen willst. Oder sind Deine
Sätze nicht schlüssig durch Satzzeichen getrennt?


Thomas,

Das ist in der Tat eine simple Milchmädchen-Rechnung:
Installation auf Basis von Eigenversorgung kostet den Umlagetopf
6,2 ct/kWh durch verdrängten Letztverbrauch Installation auf Basis von
Volleinspeisung kostet den Umlagetopf
9-13 ct/kWh durch Einspeisevergütung
[TB]
Ja, genau. Ein Kilo Tomaten aus meinen Garten kostet die Gesellschaft ca.
2,95 Euro durch Verdrängung der Wertschöpfung aus Gartenbau, Handel und
Mehrwertsteuer.
Besser sollten wir darüber reden, dass jedes kWh Braunkohlestrom den
Steuerzahler bis zu 13 ct Subventionen kostet, bald mit den tollen neuen
Superstromautobahnen noch ein wenig mehr.. Der Braunkohleanteil am Strom in D
ist wie hoch? Ungefähr ein Drittel= Also ca. 200 TWh?

Sorry, das mag eine Milchmädchenrechnung sein, aber nur für den der denkt wie
ein Milchmädchen. Der Ansatz übersieht dabei Wesentliches: Seit wann ist
Eigenversorgung ein Privileg? Weshalb sollten Energieversorger ein
verbrieftes Recht haben, den Verbraucher exklusiv mit Strom zu versorgen?
Sorry, wer so denkt, nähert sich einer totalitären Denkweise um des
Systemerhalts Willen. Das ist in der Energiepolitk der Politikansatz der
Kaiserhzeit, der Politikansatz der Weimarer Republik, der Politikansatz des
Nazi-Regimes und der Politikanssatz der DDR und der früheren BRD.

Es ist an drei Fingern abzuzählen, das letztere Lösung das EEG-Konto weniger
stark nach oben treibt als die Eigenversorgung. Ausserdem ist zu Erwarten
dass weniger die PV in Zukunft für das weitere Ansteigen im EEG-Umlagevolumen
verantwortlich ist, sondern die Offshore-Windparks.

Wenn das im Rahmen der Technologieentwicklung so gewollt ist (ja, deswegen
finde ich einen steten, maßvollen Offshore-Wind-Ausbau auch für richtig),
dann muss man das aber auch so kommunizieren.
[TB]
Klartext bitte. Keine semantische Kryptographie.

Gruß,
Gunnar


PS.
Anbei auch noch das Verbesserungspotential für den Vergütungsregler PV und
Wind: Keine Sprünge, keine Totbänder, sondern eher lineare Kennlinie und wenn
möglich sollte man auch die Totzeiten reduzieren. Der Regler sollte in
gleichem Maße nach oben deckeln wie nach unten stützten. Hier ist noch eine
Assymmetrie mit drin. Wisst Ihr, wer da jetzt noch im Endspurt am Gesetz
bastelt? Franktionsbeauftragte, MdBs selber oder eine Task-Force in den
Ministerien?

Eine schlichte Formulierung so ähnlich wie wie diese hier wäre
regelungstechnisch viel sinnvoller:

§29(3) Die monatliche Änderung der anzulegenden Werte nach Absatz 2 Satz
2 verändert sich, in Abhängigkeit des nach § 25 Absatz 2 Nummer 3
veröffentlichte Brutto-Zubau von Anlagen zur Erzeugung von Strom aus solarer
Strahlungsenergie in dem gesamten Bezugszeitraum nach Absatz 5 wie folgt:
1. positive Abweichung vom Zielwert nach Absatz 1 mal einem Faktor von 0,4
Prozentpunkten pro 1000 MW oder 2. negative Abweichung vom Zielwert nach
Absatz 1 mal einem Faktor von -0,4 Prozentpunkten pro 1000 MW.

Beispiel:
1. Zubau von 3000 MW, d.h. 500 MW Übererfüllung:
0,5 % Regeldegression + (0,4%/1000 MW) * 500 MW = 0,5%+0,2%=0,7% 2. Zubau von
1750 MW, d.h. 750 MW Defizit zum Soll:
0,5 % Regeldegression + (-0,4%/1000 MW) * 750 MW = 0,5%-0,3%=0,2%

[TB] Das kann man so formulieren, wenn man sich der Mühe unterzeihen will.
Die Realität ist, dass die wenigen, die derzeit PV installieren mehr und mehr
dazu übergehen, dies ohne EEG und ohne Anmeldung zu tun. Die pfeifen auf den
atmenden Deckel und irgendwelche Zubauziele. Wen interessieren also die Ideen
des seit neuestem besten Wirtschafts- und Energieministers, den die FDP je
hatte, wirklich? Ja, Sigmar Gabriel ist der beste auf diesem Posten, den die
FDP je hatte. Es scheint, als würde die personelle Verstärkung der Ex-FDP
Ministerien mit Gefolgsleuten nach dem Ausscheiden der Neo-Feudalisten aus
Regierung und Parlament erst so richtig Früchte tragen.

Ich vermute, Du bist überhaupt nicht auf dem Laufenden, was wir in den Monaten Deiner Abwesenheit
diskutiert haben. Und welche Gedanken uns bewegt haben. Oder Dir ist der Sinn meines Beitrags
entgangen, es war ein Hinweis auf die Absurdität politischer Proklamationen wie
"Entsolidarisierung" und "Eigenstromprivileg". Allein die Begriffe sind ein
Unverschämtheit. Und der zitierte Hinweis kam von einer Quelle außerhalb der Piraten. Noch dazu
einer, die allgemein Respekt und Hochachtung genießt. Also keine Kampf- und Sensationspresse wie
Spiegel, Stern oder Focus

Gruß

Thomas



Thomas Blechschmidt schrieb:
PS: Zitat zum Thema Eigenverbauch aus aktueller Fraunhofer Studie, S.
91

http://www.bmwi.de/BMWi/Redaktion/PDF/XYZ/zwischenbericht-vorhaben-2c,
property=pdf,bereich=bmwi2012,sprache=de,rwb=true.pdf

PV-Eigenverbrauch führt heute zu einer Entlastung der EEG-Umlage, da
die eingesparten spezifischen PV-Differenzkosten höher als die durch
Eigenverbrauch entgangene EEGUmlage sind.

"Entsolidarisierung", "Eigenstromprivileg", soso....

Dieser Gabriel und Co, das sind solche I....

Gruß

☠Thomas Blechschmidt ☠

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86802 Buchloe
Bavaria

Piratenpartei Deutschland
Bezirksverband Schwaben
Vorsitzender des Vorstands

www.thomasblechschmidt.de
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