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Betreff: Ag-umwelt mailing list
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- From: Hanns-Jörg Rohwedder <danebod AT arcor.de>
- To: AG Umwelt <ag-umwelt AT lists.piratenpartei.de>, Mailingliste der AG Energiepolitk <energie_und_infrastruktur AT lists.piratenpartei.de>, nrw-ak-umwelt <nrw-ak-umwelt AT lists.piratenpartei.de>
- Subject: [Ag-umwelt] Fwd: [fracking] Treffen in Brüssel - Austausch auf EU-Ebene
- Date: Tue, 16 Oct 2012 23:26:20 +0200
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-umwelt>
- List-id: <ag-umwelt.lists.piratenpartei.de>
Ahoi,
zur Info ein persönlicher Eindruck von dem europaweiten Antifrackingtreffen in Brüssel neulich.
danebod
-------- Original-Nachricht --------
Betreff: [fracking] Treffen in Brüssel - Austausch auf EU-Ebene
Datum: Tue, 16 Oct 2012 22:23:51 +0200
Von: Rozenn Le Calvez <rozenn.le_calvez AT t-online.de>
Antwort an: Rozenn.Le_Calvez AT t-online.de
An: unkonventionelle-gasfoerderung AT googlegroups.com
Liebe MitstreiterInnen,
heute abend möchte ich Euch meine Eindrücke aus dem von Friends of the
Earth Europe organisierten 3-tätigen Treffen in Brüssel (10. bis 12.
Oktober) mitteilen. Gekommen sind ca. 25 Vertreter aus Österreich,
Belgien, Bulgarien, tschechischer Republik, Frankreich, Deutschland,
Ungarn, Irland, Niederlande, Nordirland, Polen, Rumänien, Schottland,
Spanien, Schweden und England/Wales. Dazu als "Guest Star" Mariann
Lloyd-Smith aus Australien und einige Mitarbeiter aus Friends of the
Earth Europe, Geert de Cock von Food and Water Europe.
Ich will hier nicht die Lage der einzelnen Länder vorstellen, es wäre
mühsam. Wenn es jemanden sehr interessiert, kann ich das Protokoll des
Treffens weiterleiten, wenn es fertiggestellt wird.
Grob gibt es auf einer Seite die Länder, die bereits eine "Gesetzgebung"
gegen Fracking haben (Österreich, Grossbritanien, Niederlande - >
Moratorium, Frankreich und Bulgarien -> Verbot), aber wo die Aktivisten
wachsam bleiben, weil die Regierungen wohl die Situation kippen möchten.
Eine Ausnahme bildet Bulgarien: Der brillante Borislav Sandov hatte den
Franzosen in Marseille im vergangenen März gut zugehört. Ein Gesetz, das
nur das Wort Fracking verbietet, ohne den Begriff genau zu beschreiben,
bietet zuviel Schlupflöcher für die Gasindustrie. Es wurde also in
Bulgarien entschieden, eine gewisse Technologie, die mittels chemischen
Zusätzen, hohen Druck, usw.... dazu dient, unkonventionelle und
konventionelle Gasvorkommen zu fördern, zu verbieten. Besser kann man
es kaum tun. Hut ab! Ausserdem beweisen die EU-Abgeordneten aus
Bulgarien grossen Mut, da sie eine Präsentation bei der nächsten
Plenarsitzung des EU-Parlaments vorstellen wollen, die die Argumenten
der polnischen Seite widerlegen soll.
Auf der anderen Seite gibt es die Länder, wo Fracking fast Realität ist
bzw. debattiert wird. In Belgien überlegen einige Umweltverbände, wie
sie die lokale Bevölkerung sensibilisieren können. In den übrigen
Ländern wird der Widerstand von lokalen Bürgerinitiativen getragen, die
mehr oder weniger zusammenarbeiten.
Für uns alle war die Präsentation von Mariann aus Australien lehrreich:
Sie stellte vor, wie geschickt der Widerstand vor Ort organisiert wurde.
Sie betrachtet sich als Informationsquelle, Beraterin und Koordinatorin.
Sie greift nicht auf der lokale Ebene ein. Sie bietet den betroffenen
Bürger (häufig Landwirten) Informationen, wenn erwünscht gibt sie
Beispiele von lokalen Aktionen, erfolgreichen Widerständen und lässt
los. Meistens bilden die Leute dann ihre eigene Widerstandsbewegung
unter dem landesbekannten Spruch "Lock the gate" ein. Schliesslich
entsteht eine Gegen-Fracking-Gemeinschaft, die in den schlimmsten Fällen
(Auftauchen der Gasindustrievertreter mit Lkw) zusammenhält und in den
besten Fällen zusammenfeiert (Verleihung von "Lock the gate"
Mitgliedschaftsbrief z.B.). Die Grundidee ist einfach und genial: Aus
einem Schlag des Schicksals (in einem Gasvorkommensgebiet zu wohnen)
eine positive und solidäre Gemeinschaft zu bilden.
Meiner Meinung nach fehlt uns in Deutschland dieses
Zugehörigkeitsgefühl. Wir bilden doch bereits eine Gemeinschaft gegen
Fracking. Das ist das erste positive Ergebnis. Wir können uns selbst
loben. Klar, wir haben noch viel Arbeit vor uns, aber das Erreichte
könnten wir schon feiern.
Schnell wird es keine europäische Koalition gegen Fracking geben. Nicht
weil keiner es wünscht (in Brüssel haben wir alle davon geträumt),
sondern weil wir keine Kapazitäten dazu haben. Friends of the Earth wird
sich weiter bemühen, weiter auf europäischer Ebene den
Informationsaustausch zu gewährleisten und eventuel eine Liste von "Best
practice" zu erstellen. Attac hat vor, Solidaritätsaktionen europaweit
zu organisieren, aber die Leute und das Geld dafür zu mobilisieren, ist
und bleibt eine schwierige Aufgabe. Wood and Water Watch wird weiter die
Infos aus USA fliessen lassen. Wenn alles gut läuft, haben wir demnächst
ein europäisches Logo, das die BI von jedem Land benutzen kann. Solange
wir aber die grossen Umweltverbände u.a. nicht dazu bewegen, das Thema
Fracking sich anzueignen, wird es schwierig, grosse Aufmerksamkeit auf
internationalen Ebene zu erhalten.
Aus diesem Grund bleibt die Arbeit vor Ort unentbehrlich. Dazu zählt die
Politiker und alle andere Akteure der Zivilgesellschaft und der
Wirtschaft pausenlos zu informieren. Persönliche Gespräche führen.
Ausdauer beweisen.
Persönlich wurde ich von den beiden Gesprächen im EU-Parlament angenehm
überrascht. Mir wurde sehr aufmerksam zugehört. Die paar Unterlagen, die
ich zusammengestellt hatte (Exxon-Studie, NRW-Risiko-Studie,
Mc-Kenzie-Studie), wurden sehr dankbar angenommen.
Es ist wohl extrem wichtig, dass wir - einfache aber aktive Bürger -
unsere Stimme persönlich zu diesen Leuten bringen.
Aus diesem Grund rege ich jedem dazu an, persönliche Treffen mit
Gemeindevertretern, Abgeordneten aller Parteien und Parlamente
vorranigig des eigenen Wahlkreises zu vereinbaren, um ihnen unsere
Argumenten vorzustellen und sie zu überzeugen, dass die Energiewende
ohne Fracking gelingen wird.
Rozenn Le Calvez
IG Schönes Lünne (Niedersachsen)
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- [Ag-umwelt] Fwd: [fracking] Treffen in Brüssel - Austausch auf EU-Ebene, Hanns-Jörg Rohwedder, 16.10.2012
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