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Re: [Ag-umwelt] [AntiAtomPiraten] Fallout-Simulation für AKW-Unfall in Deutschland
Chronologisch Thread
- From: "Dr. Volker Jaenisch" <volker.jaenisch AT inqbus.de>
- To: aktive AT anti-atom-piraten.de, "ag-umwelt AT lists.piratenpartei.de" <ag-umwelt AT lists.piratenpartei.de>
- Subject: Re: [Ag-umwelt] [AntiAtomPiraten] Fallout-Simulation für AKW-Unfall in Deutschland
- Date: Wed, 03 Oct 2012 16:09:23 +0200
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-umwelt>
- List-id: <ag-umwelt.lists.piratenpartei.de>
Ahoi!
Sorry für den Cross-Post - ist aber für beide Listen sicher interessant.
On 03/10/12 12:52, Hanns-Jörg Rohwedder wrote:
> Am 03.10.2012 06:09, schrieb Jan Schejbal:
>> Hallo,
>> ich erinnere mich noch daran, dass wir bei der Fukushima-Katastrophe
>> hier sehr detaillierte Simulationen hatten, wie sich der Fallout
>> verteilen würde.
>>
>> Wäre es möglich, sowas für ein fiktives aber realistisches
>> Unfallszenario in Deutschland zu berechnen? Ich denke, das könnte vielen
>> Leuten deutlich machen, was es bedeutet, AKWs in Deutschland zu haben.
>>
>> Gruß
>> Jan
>
> Das war Dr. Volker Jaenisch von der AG Umwelt, der auf eigene Initiative in
> den ersten Tagen eine recht einfache Simulation am Laufen hatte.
> Später kamen dann Informationen von Großrechenzentren mit wesentlich
> besseren Algorithmen online.
>
> Ich vermute, dass derartige Szenarien schon durchgerechnet wurden, kenne
> aber ad hoc keine Beispiele. Ich leite mal an die AG Umwelt weiter,
> dann liest Volker das, er weiß vielleicht mehr.
Ich lese auch die Anti-Atom-Piraten-Liste :-).
Es gibt natürlich Ausbreitungsmodelle für (radioaktive) Spurenstoffe auch für
die BRD. Das bekannteste dürfte EURAD sein.
http://www.eurad.uni-koeln.de/
Damit kann man auch die Ausbreitung von radioaktiven Partikeln bestimmen.
All diese Ausbreitugnsrechnungen hängen aber extrem vom Wetter ab. Es müsste
also damit etwas Sinnvolles herauskommt
eine Klimatologie der Ausbreitung der Radioaktivität gemacht werden. Dazu
müssten zunächst die Wetterlagen der BRD klassifiziert und
statistisch ausgewertet werden.
Dadurch entstehen Cluster von ähnlichen Wetterlagen und deren statistische
Häufigkeit. Für jedes Cluster gibt es dann ein "mittleres Wetter" welches
in die EURAD-Simulation einfließen müsste. Die Ergebnisse aller Cluster
zeigen das die Ausbreitung, bei einer Wetterlage, wie z.B. Hochdruck
über Sibirien, welche mit 17%
aller Tage im Jahr auftritt.
Alternativ müsste man mit EURAD die Ausbreitung aller Tage innerhalb z.B.
zehn Jahren durchrechnen lassen und dann die EURAD-Ergebnisse
klassifizieren.
Ich bin mir sicher, das ersteres schon gemacht wurde,
[Eine aktuelle Veröffentlichung wird hier
http://www.heise.de/tp/artikel/36/36991/1.html
beschrieben.]
letzteres ist sehr viel aufwändiger.
Egal aber welches Verfahren man verwendet es ist großer Aufwand mit so einer
Studie verbunden - üblicherweise ist so etwas Thema mehrerer
Diplom-Arbeiten oder einer Promotion.
Das Entscheidende ist die Klassifikation der Wetterlagen und das Finden
sinnvoller Annahmen über die Quellen der Substanzen und deren
Zusammensetzung, der Rest ist einfache Meteorologie/Physik welche Computer
sehr genau ausrechnen können.
Bei Fukushima ist ja heute 1,5 Jahre später nicht mal klar, was eigentlich
wirklich passiert ist, geschweige denn, welche Stoffe wann und in
welcher Konzentration freigesetzt wurden.
Da sich bisher nur zwei/drei große GAUs ereignet haben, die sich auch noch
grundlegend voneinander unterschieden ist es schwer genügend Material
für belastbare Annahmen zu möglichen Szenarien zu finden. Die USA (und andere
sog. Atommächte) haben es sich damals einfach gemacht die Folgen
der Atomkraft abzuschätzen, sie haben einfach Soldaten mit Atomwaffen
verstrahlt und ganze Landstriche (mit Plutonium) verseucht um zu schauen
was passiert:
http://www.contratom.de/2012/07/09/vor-50-jahren-kam-es-zur-grosten-atomaren-verseuchung-durch-eine-nuklearexplosion/
So etwas können "gute" Wissenschaftler ja nicht machen um an die nötigen
Informationen zu gelangen.
Zusammengefasst: Um valide wissenschaftlich haltbare Aussagen zur
radioaktiven Belastung nach einem GAU in der BRD zu gelangen benötigt es
Informationen,
die den Wissenschaftlern z.T. nicht vorliegen. Jeder Wissenschaftler muss
daher von ad hoc Annahmen ausgehen, die natürlich angreifbar sind.
Dies erschwert die
Wahrheitsfindung in diesem Bereich sehr.
Beste Grüße
Volker
--
Dr. Volker Jaenisch
Geschäftsführer
Inqbus GmbH & Co. KG
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- Re: [Ag-umwelt] [AntiAtomPiraten] Fallout-Simulation für AKW-Unfall in Deutschland, Hanns-Jörg Rohwedder, 03.10.2012
- Re: [Ag-umwelt] [AntiAtomPiraten] Fallout-Simulation für AKW-Unfall in Deutschland, Dr. Volker Jaenisch, 03.10.2012
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