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ag-umwelt - Re: [Ag-umwelt] [Energiepolitik] ge-/nerativ (Was: BPT-Anträge: Energiewende - Atomausstieg - Atommüll)

ag-umwelt AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Ag-umwelt mailing list

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Re: [Ag-umwelt] [Energiepolitik] ge-/nerativ (Was: BPT-Anträge: Energiewende - Atomausstieg - Atommüll)


Chronologisch Thread 
  • From: "Moritz Richter" <mmarichter AT aol.com>
  • To: "'Mailingliste der AG Energiepolitk'" <energie_und_infrastruktur AT lists.piratenpartei.de>, <ag-nachhaltigkeit AT lists.piratenpartei.de>, "AG Umwelt" <ag-umwelt AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [Ag-umwelt] [Energiepolitik] ge-/nerativ (Was: BPT-Anträge: Energiewende - Atomausstieg - Atommüll)
  • Date: Tue, 25 Sep 2012 15:56:20 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-umwelt>
  • List-id: <ag-umwelt.lists.piratenpartei.de>

Hallo,

das wäre dann die Initiative nach meinen Vorstellungen:

https://lqfb.piratenpartei.de/lf/initiative/show/4738.html

Meinungsbild

Die Piratenpartei verzichtet auf den Begriff "generativ" in programmatischen
Aussagen und verwendet stattdessen dem Umstand angemessene Wörtern des
allgemeinen deutschen Sprachgebrauchs.


Gründe, auf den Begriff "generativ" in programmatischen Aussagen zu
verzichten:

Der Begriff "generative Energie" ergibt semantisch keinen Sinn

Während der Begriff "regenerative Energie" nicht grundfalsch ist, weil man
ihn mit "auf Regeneration beruhende/durch sie bewirkte Energie"“ übersetzen
könnte, ergibt der Begriff "generative Energie" semantisch keinen Sinn:

Synonyme für generieren sind „erschaffen“, oder „erzeugen“. "„Generative
Energie"“ müsste also mit „auf Erschaffung/Erzeugung beruhende Energie“
übersetzt werden.
Zum einen ist dies falsch, weil Energie nie erzeugt, sondern immer nur
umgewandelt wird (Energieerhaltungssatz), zum anderen ist dies nichtssagend,
da ja immer die Gewinnung elektrischer Energie auf Erzeugung beruht.

(re-)generativ ist deshalb genauso wenig ein sinnvolles Begriffspaar, wie es
(Prä-)Position, (re-)animieren, (re-)kapitulieren, etc. sind.

Richtiger Weise müsste eine Unterscheidung in Begriffspaare zwischen (im
menschlichen Zeithorizont) endlich und unendlich zur Verfügung stehenden
Energiequellen gemacht werden.
Man könnte dann ein Lateinwörterbuch aufschlagen und käme auf Begriffe wie:
"Infatigativ", "inconsumtiv" oder so ein Blödsinn, aber sicher nicht
"generativ".


In einem Wahlprogramm sollte man nur Begriffe verwenden, die auch allgemein
in der Bevölkerung verstanden werden

Während Begriffe wie "post-gender" oder auch "bedingungsloses Grundeinkommen"
selbserklärend sind, ist es der Begriff "generativ" nicht. Es besteht
folglich die Gefahr, dass die Verständlichkeit unserer Position leidet, wenn
in programmatischen Aussagen Begriffe verwendet werden, die nicht allgemein
verständlich sind.

Einen neu eingeführten Begriff zu verwenden, ist unnötig

Es gibt also in der deutschen Sprache genügend Wörter, die das, was der
Begriff "generativ" beschreiben soll, auch schon ausdrücken. Man kann sie
einfach verwenden, ohne ein neues entwickeln zu müssen.
Beispielsweise kann man einfach von "unerschöpflichen", "nicht
erschöpfbaren", "unversiegbaren", "abiotischen" oder vielleicht
"unbeschränkten" Energiequellen reden.



Die starre Einteilung in zwei unterschiedliche Gruppen von Energieträgern
(generativ/regenerativ) wird der Komplexität der Dinge nicht gerecht

"Ich bin der Meinung, dass die starre Einteilung in zwei unterschiedliche
Gruppen von Energieträgern der Komplexität der Dinge nicht gerecht wird.
Zusätzlich wird mit der piratigen Konnotation generativ (gut) und regenerativ
(schlechter) eine Vorveruteilung gefällt, welche IMHO nicht in jedem Fall
gerechtfertigt ist. Es macht schon einen Unterschied ob ich Mega-Staudämme
(China, Brasilein, THailand) bau, die die Umwelt/Artenvielfalt etc massiv
belasten, oder ob ich in der Schweiz ein Projekt ausrufe 5000 allte
stillgelegte Mühlen in naturvertragliche Wasserkraftwerke umzuwandeln.

Ein Fluß, der ein Wasserkraftwerk antreibt muss sich auch regenerieren, das
Wasser, das Upstream reinkommt fällt zwar vom Himmel, aber das auch nur unter
gewissen Rahmenbedingungen, wie Landschaftsschutz im Oberlauf. Ein
Fischschwarm erneuert sich aus sich heraus, wenn die Rahmenbedingen stimmen
und er nicht überfischt wird. Das sind für mich zwei sehr ähnliche Dinge,
welche aber die Re/generativ-Klassifizierung versucht auseinander zu
dividieren.

Mir fehlt bei der Klassifikation in regenerativ und generativ die
Trennschärfe und der Blick für die Skala.

Viel wichtiger als diese Unterscheidung finde ich den Blick auf die externen
Kosten und die Skala zu lenken. Als aktuelles Beispiel mögen hier Offshore
vs. Onshore Windparks sein. Beide nutzen Wind, doch die einen sind uns
lieber. Wieder hilft die Re/Gererative verortung nicht die Bohne dies zu
begründen.

Wir sollten daher nicht versuchen mit speudowissenschaftlichen Fachbegriffen
Dinge zu klassifizieren versuchen, sondern der Komplexität der Debatte
angemessen argumentieren.

Für mich gibt es schädliche und weniger schädliche Technologien und
Verfahrensweisen. Nimmt man Technologie und Verfahrensweise zusammen bekommt
man so etwas wie den Begriff der "Nutzung" einer Energieresource. Diese
Nutzung, welche schon ein Komposit aus zwei Konstituenten ist haben wir
letztlich zu bewerten. Eine Bewertung anhand der vermeindlich generativ oder
regenrativen Energieträger greift hier offensichtlich zu kurz."


Der Begriff "regenerativ" hat schon einen klaren Bedeutungsinhalt, der nicht
verändert werden kann

Da der Begriff "regenerativ" schon einen klaren Bedeutungsinhalt besitzt,
führt eine Unterscheidung in "generativ/regenerativ" und eine damit
verbundene Eingrenzung des Begriffs "regenerativ" zu Verwirrungen.

Zwar besteht natürlich die Möglichkeit, ein Wort neu zu schöpfen bzw. mit
einer neuen Begrifflichkeit zu belegen. Möglicherweise besteht sogar die
Chance, tatsächlich den Begriff zu etablieren. Nur löst das die Problematik
nicht, da das Wort regenerativ existiert und auch weiter in seinem alten
Bedeutungszusammenhang existieren wird. Da der Begriff absolut etabliert ist,
wird es auch niemals möglich sein, den alten Bedeutungszusammenhang des
Wortes einzugrenzen
und ihn nur noch auf Biomasse zu beziehen. Regenerative Energie wird immer
nicht fossile Energie bedeuten.

Aus diesem Grund wäre es für eine gewollte Unterscheidung sinnvoller, auch
auf den Begriff "regenerativ" in diesem Zusammenhang komplett zu verzichten.
Beispiel:

"Die Piratenpartei setzt sich für eine Energiegewinnung aus unerschöpflichen
oder erneuerbaren Quellen ein."


Grüße

Moritz

-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: energie_und_infrastruktur-bounces AT lists.piratenpartei.de
[mailto:energie_und_infrastruktur-bounces AT lists.piratenpartei.de] Im Auftrag
von René Heinig
Gesendet: Dienstag, 25. September 2012 15:00
An: 'Mailingliste der AG Energiepolitk'
Betreff: Re: [Energiepolitik] [Ag-umwelt] ge-/nerativ (Was: BPT-Anträge:
Energiewende - Atomausstieg - Atommüll)

Am 25.09.2012 13:32, schrieb Moritz Richter:
> Hallo,
>
> ich finde, dass die Meinungsumfrage schon wieder nicht fair gestellt ist.
> Es geht nicht darum, welche(r) Begriff(e) statt dem Wortpaar
> generativ/regenerativ gewählt wird, sondern darum, ob das Wort generativ
> überhaupt gewählt werden sollte, oder eben nicht.
>
> In dieser Umfrage wird schon wieder suggeriert, als ob man ohne den Begriff
> generativ auf eine Unterscheidung verzichten müsste, weil man dann nur noch
> den Begriff regenerativ verwenden kann. Dem ist aber definitiv nicht so! Es
> gibt genügend Wörter im deutschen Sprachgebrauch, aus denen man eine
> genügende Trennschärfe zimmern kann.


Du hast doch einen LQFB-Account, stell einfach eine Initiative ein, die
deiner Meinung nach dafür geeignet ist ein Meinungsbild herbeizuführen,
dem du dann folgen würdest.

Viele Grüße
René
--
Energie_und_Infrastruktur mailing list
Energie_und_Infrastruktur AT lists.piratenpartei.de
https://service.piratenpartei.de/listinfo/energie_und_infrastruktur





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