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Re: [Ag-umwelt] [Energiepolitik] Kurzes Meinungsbild: Energiesteuer in separaten Antrag ?
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- From: Johannes Nix <johannes.nix AT gmx.net>
- To: Mailingliste der AG Energiepolitk <energie_und_infrastruktur AT lists.piratenpartei.de>, AG Umwelt <ag-umwelt AT lists.piratenpartei.de>, Piratenpolitik mit Weitsicht <ag-nachhaltigkeit AT lists.piratenpartei.de>, ag-soziale_marktwirtschaft AT lists.piratenpartei.de
- Cc: mmarichter AT aol.com
- Subject: Re: [Ag-umwelt] [Energiepolitik] Kurzes Meinungsbild: Energiesteuer in separaten Antrag ?
- Date: Mon, 6 Aug 2012 07:29:02 +0200
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-umwelt>
- List-id: <ag-umwelt.lists.piratenpartei.de>
Hallo Moritz,
> Warum ich für eine Aufsplitterung des Antrags bin, ist einfach der
> Grund, dass bei der Initiative "umsteuern mit energiesteuern" völlig
> anders argumentiert wird, als über Peak Oil. Diese Argumente gehen
> aber im Peak Oil Antrag dann unter.
Das sehe ich nicht so.
Belegen läßt sich das mit dem folgenden Artikel:
Jürgen Grahl, Reiner Kümmel: Produktionsfaktor Energie - Der stille
Riese, Energie & Zukunft, Ausgabe 1, Aachen, 2006, S. 4 - 23.
http://www.umsteuern-mit-energiesteuern.de/pdf/produktionsfaktor_energie.pdf
Argumentiert wird damit, dass die Bedeutung des Produktionsfaktors
Energie bei weitem unterschätzt wird: Dass Energie verhältnismäßig
billig ist (und in unserer Volkswirtschaft nur einen kleinen
Teil des Sozialprodukts kostet), erlaubt nicht die Folgerung, dass sie
nicht wichtig ist.
Ganz analog dazu, dass unsere Volkswirtschaft
nur wenige Prozent des Bruttosozialprodukts aus Nahrung
erwirtschaftet, wir aber trotzdem ohne Nahrung nicht leben können.
Man könnte dies die "biophysikalische Argumentation"
nennen, die auf die Unersetzbarkeit von Energie für
jegliche biologische und physikalische Prozesse verweist.
Diese Argumentation ist sehr stark in den Peak Oil Diskurs
integriert, zum Beispiel in der Arbeit von Nate Hagens:
https://www.youtube.com/watch?v=n4x_CUumdKs
http://www.theoildrum.com/tag/nate_hagens
Ein weiterer, sehr gewichtiger Grund warum Peak Oil
ganz generelle Einsparungen von Energie erzwingt,
sind Substitutionseffekte: Die teurere Energie wird
jeweils durch einen passenden billigeren Träger ersetzt.
Also beispielsweise:
Öl (Treibstoff) -> Gas (Auto)
Öl (Heizung) -> Gas (Heizung)
Öl (Treibstoff) -> Strom (Elektroauto)
Öl (industrieller Druckluftkompressor) -> Strom (Antrieb)
Öl (Heizung) -> Strom (Wärmepumpe)
Öl (Heizung) -> Strom (Heizlüfter)
Das ist zwar einerseits nötig und erwünscht.
Es führt aber gleichzeitig zu einem Problem,
wenn nicht parallel _massive_ Effizienzgewinne
und Einsparungen realisiert werden.
Warum? Aufgrund des schieren Mengenverhältnisses.
Beim Elektroauto ist das noch unproblematisch.
Der von Heizöl gelieferte Energieanteil
ist jedoch so groß, dass ein Ersatz durch
Heizlüfter umgehend zum Zusammenbruch des
Stromnetzes führen würde.
Die Verteuerung von Öl führt also zu
einer generellen Verteuerung von Energie.
Genau deswegen gilt ja die Erzeugung von
Strom als zukünftige Goldgrube - die ganzen
Auseinandersetzungen um eine dezentrale
Stromerzeugung haben einen ganz direkten Bezug
zu Peak Oil. Die Chefs von RWE & Co sind schließlich
nicht doof.
> Aus diesem Grund ist es ja leicht
> ersichtlich, dass man die Themen auf jeden Fall auch unabhängig
> voneinander behandelt werden können. Und ganz ernsthaft, was hat die
> Besteuerung von Kohle mit dem Thema Peak Oil zu tun?
Die Kohle ist genauso wie das Öl ein fossiler Energieträger.
Kohle wird das Maximum der Förderung voraussichtlich
bereits Mitte der zwanziger Jahre erreichen und ist
bereits dabei, sich zu verknappen. China, der weltweit
größte Kohleverbraucher, beginnt, Kohle zu importieren!
Ein Umstieg von Öl auf Kohle (per Coal-to-Liquid)
wäre extrem kurzsichtig - der führt vom Regen in
die Traufe.
> voneinander behandelt werden können. Und ganz ernsthaft, was hat die
> Besteuerung von Kohle mit dem Thema Peak Oil zu tun?
Noch mal auf den Punkt gebracht: Die Abhängigkeit
vom Erdöl ist das dringenste Teilproblem, aber
nicht das übergeifende Kernproblem. Das Kernproblem
ist die Abhängigkeit von fossilen kohlenstoffbasierten
Energieträgern. Dies führt _sowohl_ zum Peak Oil Problem
_als auch_ zu einem Übermass von CO2 in der Luft
(und darüber hinaus auch noch zu militärischen Konflikten,
Menschenrechtsverletzungen, und so weiter).
Für jeden Aspekt dieses Problems einen eigenen Antrag
zu stellen, also unter Energiepolitik, Steuerpolitik,
Wirtschaftspolitik, Friedenspolitik, Raumplanung, usw.
erscheint mir nicht optimal. Gerade eine integrierte Sicht ist
das, was wir brauchen und uns erarbeiten müssen.
Und wegen diesen Punkten bin ich persönlich immer noch
dafür, dies in einem Antrag zu behandeln.
Johannes
- [Ag-umwelt] Programmantrag: Risikovorsorge gegen Peak Oil im Liquid Feedback, Johannes Nix, 05.08.2012
- [Ag-umwelt] Kurzes Meinungsbild: Energiesteuer in separaten Antrag ?, Johannes Nix, 05.08.2012
- Nachricht nicht verfügbar
- Re: [Ag-umwelt] [Energiepolitik] Kurzes Meinungsbild: Energiesteuer in separaten Antrag ?, Johannes Nix, 06.08.2012
- Nachricht nicht verfügbar
- Nachricht nicht verfügbar
- Re: [Ag-umwelt] [Energiepolitik] Kurzes Meinungsbild: Energiesteuer in separaten Antrag ?, Gunnar Kaestle, 06.08.2012
- Re: [Ag-umwelt] [Energiepolitik] Programmmodul Energiesteuer, Johannes Nix, 08.08.2012
- Re: [Ag-umwelt] [Energiepolitik] Kurzes Meinungsbild: Energiesteuer in separaten Antrag ?, Gunnar Kaestle, 06.08.2012
- [Ag-umwelt] Kurzes Meinungsbild: Energiesteuer in separaten Antrag ?, Johannes Nix, 05.08.2012
- Re: [Ag-umwelt] Kurzes Meinungsbild: Energiesteuer in separaten Antrag ?, René Heinig, 06.08.2012
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