Re: [Ag-umwelt] letters-to-a-heretic

["Dr. Volker Jaenisch" <volker.jaenisch AT inqbus.de>]

Ahoi!

Am 27.02.2011 19:16, schrieb Dr. Volker Jaenisch:

Insgesamt ist Dyson schwer einzuordnen.

Ich habe noch ein bisschen weiter nachgeforscht. Dyson ist ein Verfechter von Geoengineering.

http://www.nybooks.com/articles/archives/2008/sep/25/the-question-of-global-warming-an-exchange/?page=4

Hier schreibt er über Lösungen des CO2-Problems, gegen welche sich CCS als ein armer Witz anhört:
* Von gentechnisch veränderten Bäumen, welche CO2 essen und 25% der Wälder oder Felder ersetzen sollen (Natürlich ohne das Ökosystem zu stören mit hoher biologischer Vielfalt)
* Gentechnisch modifiziertem Plankton, welches Carbonat-Kapseln in die Tiefsee rieseln läßt.
* Und einer Verlegung des Antizyklons der Antarktis, um dort Schnee zu speichern, welcher den Anstieg der Meeresspiegel kompensiert.

Hier wird klar, dass Dyson sich durchaus mit den Auswirkungen des Klimawandels beschäftigt. Er scheint aber der Meinung zu sein, dass wir ihn technologisch beherrschen können.

Dyson bezeichnet diese Maßnahmen als “low-cost backstop” und setzt sie damit in Relation zum Stern-Report, welcher berechnet, dass wir mit 1% des Globalproduktes die Folgen
des Klimawandel begrenzen können. Ich frage mich, ob Dysons Backstops uns wirklich günstiger kommen.

Wie Dyson bin auch ich ein Mensch, der sich die Fortschrittsgläubigkeit bewahrt hat. Ich befürchten nur, daß ein rein technologischer Fortschritt nicht die Lösung ist.
Das sollte eigentlich auch Dyson wissen, der schrieb:
"""
I am convinced that to avoid nuclear war it is not sufficient to be afraid of it. It is necessary to be afraid, but it is equally necessary to understand. And the first step in understanding is to recognize that the problem of nuclear war is basically not technical but human and historical. If we are to avoid destruction we must first of all understand the human and historical context out of which destruction arises.
"""
http://en.wikipedia.org/wiki/Freeman_Dyson

"""
Ich bin überzeugt dass es um einen nuklearen Krieg zu verhindern nicht genügt ihn zu fürchten. Es ist nötig ihn zu fürchten, aber es ist genauso wichtig zu verstehen.
Und die erste Stufe des Verstehens ist zu erkennen, dass das Problem eines Nuklerarkriegs nicht grundlegend technologisch, sondern menschlich und historisch ist. Wenn wir Zerstörung verhindern wollen, müssen wir zunächst alle den menschlichen und historischen Kontext verstehen auf dem die Zerstörung gründet.
"""
Meine übersetzung.

Ich denke, dass es wichtig ist zu begreifen, dass der Klimawandel nicht eine fehlgeleitete Technologie ist, welche man durch eine andere Technologie kompensieren kann.
Dysons Hybris ist beträchtlich. Unser Planet hat durcheine über mehrere milliarden Jahre dauernde Auslese ein äusserst robustes und anpassungsfähiges Ökosystem entwickelt. Dieses hocheffiziente Ökosystem ist nicht mehr in der Lage uns Menschen zu kompensieren. Wie kann man so überheblich und geradezu naiv sein, zu denken dieses Problem ließe sich mit ein paar Milliarden gentechnisch veränderten Bäumen erledigen.

Wir Menschen sind das Problem, welches zum Klimawandel (und vielen anderen Schäden an unserem Planeten) führt. Unser Hunger nach Energie ist zum einen die Quelle unserer
kulturellen Entwicklung als auch unsere Bürde die wir tragen müssen. Wir geben 6.5% des GDP für Waffen aus von denen viele verwendet werden Ölquellen zu sichern. Wieso will denn die UN in Lybien einmarschieren, frage ich zynisch - warum nicht in Tunesien, Algerien, Agypten? Ein sehr schöner “low-cost backstop” wäre, dieses Geld (6.5% GDP) oder auch nur die 1% GDP die Stern vorschlägt in das Aufhalten des Klimawandels und dem Erhalt unseres Planeten zu inverstieren. Z.B. indem unsere sinnlose Abhängigkeit vom Öl beendet wird.

Beste Grüße

Volker


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