Re: [Ag Meinungsfindungstool] Kooperative Vernunft

[Henri Nathanson <henri.nathanson AT gmail.com>]

Hi Wolfgang,

Du bist ja einer. Also ich finde das ganz nett, dass Du Dinu und mich da zusammenbringen willst. Ich finde es ehrlich gesagt zum Schreien, dass man sich im Bereich der Demokratieforschung so in die Haar kriegen muss. Aber man darf das auch nicht überbewerten. Wir müssen uns halt mal zoffen, der Dinu und ich. Wie auch immer.

Der Punkt ist aber der, und da kommen wir auch nicht so schnell auf eine gleiche Ebene, dass Dinu eine ganz andere Vorstellung von Demokratie hat. Und ich sehe nicht den Ansatz, wo ich da sinnvoll einsteigen kann. Ich hatte mir ja Mühe gegeben, diesen Koschnitz zu lesen. Ich habe da einiges von gelesen. Aber es ist einfach Quark.

Also ich kann letztlich auch nichts dafür, was und wer ich bin. Ich war schon in der Schule ein Kreativ-Genie. Im Studium habe ich zuletzt mein Diplom fast nicht bekommen, weil ich immer eigenen Modelle gesehen und entwickelt habe. Die waren auch nett, diese Modelle. Aber sowas hat halt nichts in einer Diplomarbeit zu suchen.

Und nun stehe ich zehn Jahre später als elitärer Schwurbelsülzer da - gute Wortwahl Dinu - und propagiere eben das, was es ist. Dass dass, was ich gefunden habe, die Demokratie ist. Und ich habe Recht. Und ich komme - vielleicht verständlich - auch nicht wirklich damit klar. Ihr habt ja keine Ahnung, was ich schon durchgemacht habe. Und wie froh ich bin, dass es gute Medikamente gibt.

Ich denke, dass ich ganz gut klar komme. Ich hatte gestern ein längeres Gespräch mit dem BW-Vorstand. Und in den nächsten Tagen geht http://piraten-bw.noddr.de offiziell auf die Mailingliste-BW. Anschließend muss man sehen, ob ich es schaffe, es zum Laufen zu bekommen. Noddr ist ja ein Profi-Tool. Da braucht es schon eine gewisse Grundsubstanz. Zumindest um irgendwann einmal den Proof-of-Concept erbracht zu haben.

Einen Beweis, der vollkommen unnötig ist, weil eigentlich jeder, der sich intensiv mit der Materie auseinander setzt, erkennen kann, wo die ideale Struktur von Demokratie zu verorten ist. 

Ich will Euch nicht auf die Füße pissen. Ganz im Gegenteil. Ich wollte lieber eine starke Truppe haben, die sich der Sache wacker annimmt. Und ich hoffe auch jeden Tag darauf. Aber ob ich dabei eine Person Henri Nathanson bieten kann, die sozialverträglich ist. Keine Ahnung. Zur zeit geht es mir eh nicht so gut. Bei dieser affigen Kälte in Deutschland.

Ich muss mir erst mal einen PowerPointViewer installieren und dann schau ich Mal noch drauf. Jetzt war ich eigentlich gerade dabei, ein beschreibendes Dokument für noddr zu erstellen.

lg

Henri

Am 3. Mai 2014 21:22 schrieb Schallehn AT t-online.de <Schallehn AT t-online.de>:

 

Hallo Henri, Dinu und Alex,

wie ihr so alle eigentlich dasselbe wollt und dabei aneinander vorbei redet - es ist schon bitter...

• Eure klugen und menschlichen Ideen sind in der gesellschaftlichen Intention praktisch identisch.

• Ihr meint, dass diese durch Zustimmung (ggf. durch "Übernehmen") Mehrheiten finden und schließlich realisiert werden.

Doch das klappt schon unter euch dreien nicht. Da müsstet ihr doch stutzig werden!?

Vielleicht hilft euch folgendes weiter:

• Zunächst ein paar kleine Kritiken:

• Eure Ideen sind stark an die Vorstellung einer Mehrheit gebunden. Minderheiten und deren Interessen kommen bei euch nur als Marginalien vor. Mehrheitsentscheidungen sind aber öfter Ursache als Lösung gesellschaftlicher Probleme.
• Für jede Frage sucht ihr nur eine Antwort. Es gibt aber in jedem politischen Problemfeld Pol und Gegenpol, Regel und Ausnahme.

Ein grundsätzlicher Irrtum ist eure Erwartung, dass sich die besten (also eure) Ideen irgendwann  von selbst im Web kumulieren und realisieren werden. Zur ganzheitlichen Lösung gesellschaftlicher Probleme ist jedoch echte Arbeit erforderlich - davon habe ich bei euch nichts gefunden.

Es muss wohl im ersten Moment ungerecht klingen: so lauft ihr Gefahr, gerade diese "selbstverschuldete Unmündigkeit" zu verfestigen, die ihr eigentlich überwinden wollt.

 

Ich propagiere einen "qualifizierten Konsens" als Methode. Und letztens habe ich von einer "kooperativen Vernunft" <http://mint-leipzig.de/2014-05-16.html> als kultureller Leitlinie gelesen. Beides hat viel miteinander zu tun, bedingt sich wohl sogar gegenseitig!   Ein "Königsweg" ist noch nicht abzusehen. aber vermutlich lohnt es sich, darüber nachzudenken und zu diskutieren!

Eine .PPT "Partizipative Demokratie" habe ich im Mediencenter für euch freigegeben - bitte um Info, falls das nicht geklappt hat.

 

Gruß!

Wolfgang