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Re: [Ag-landwirtschaft] nochmal viszeraler Botulismus - jetztSchleswig-Holstein
Chronologisch Thread
- From: "Pirat Wolfgang" <pirat AT wolfgang-zerulla.de>
- To: <ag-landwirtschaft AT lists.piratenpartei.de>
- Subject: Re: [Ag-landwirtschaft] nochmal viszeraler Botulismus - jetztSchleswig-Holstein
- Date: Wed, 27 Jun 2012 00:00:57 +0200
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-landwirtschaft>
- List-id: <ag-landwirtschaft.lists.piratenpartei.de>
Hallo Kirsten,
soweit ich das mitbekommen habe ist das weniger ein Streit der Wissenschaftler untereinander sondern vielmehr ein Kampf der Landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft gegen die Anerkennung dieser Krankheit. Denn wenn sie anerkannt werden würde dann würde das für die landwirtschaftlichen Versicherungen verdammt teuer werden.
Ansonsten bin ich inhaltlich natürlich völlig bei euch und finde es auch super was Birgitt da angeleiert hat.
LG
Wolfgang
Von: ag-landwirtschaft-bounces+pirat=wolfgang-zerulla.de AT lists.piratenpartei.de
[mailto:ag-landwirtschaft-bounces+pirat=wolfgang-zerulla.de AT lists.piratenpartei.de]
Im Auftrag von Kirsten Wosnitza
Aus Sicht einer Milchviehhalterin:
Das Thema Chronischer Botulismus beschäftigt die Milchviehhalter insgesamt sehr und die Betroffenen natürlich ganz persönlich.
Lang andauernde Krankheitsgeschehen in den Betrieben sind nicht nur schrecklich für die Tiere, sondern führen dazu, dass die Belastbarkeitsgrenze der betroffenen Familien oft überschritten wird. Und das ist unabhängig davon, um welche Krankheiten es sich handelt. Dabei geht es nicht nur darum, dass die Betriebe wirtschaftlich an ihre Grenzen stoßen, sondern auch die Grenze des Erträglichen ihren Tieren gegenüber erreicht wird.
In Betrieben mit langanhaltenden Krankheitsgeschehen wird von den Betriebsleitern (und Tierärzten) oft mit großem Einsatz vieles versucht, um diesen Zustand abzustellen. In diesen Fälle leider häufig ohne durchschlagenden Erfolg. Dies führt zu enormen Frustrationen und vor allem auch Schuldzuweisungen sich selbst gegenüber. Berufskollegen haben mir berichtet, dass sie es irgendwann kaum noch ertragen konnten “morgens das Licht im Stall anzuschalten” aus Angst darüber, was nun als nächstes wieder passiert.
Was wir Bauern leider als nächstes beobachten mussten, ist der Streit in der Wissenschaft darüber, ob es diese Krankheit nun gibt oder nicht. Man könnte fast meinen, dass es sich verselbständigt hat, denn die beiden “Parteien” sind anscheinend nicht mehr in der Lage aufeinander zuzugehen. Die Politik ist dadurch zum einen verunsichert, zum anderen nutzt sie diesen Zustand teilweise für Untätigkeit.
Die betroffenen Bauern stehen genau zwischen diesen Fronten. Ihnen und vor allem ihren Tieren ist dadurch nicht geholfen. Ich kenne etliche Betriebe, die zwar seit einiger Zeit gegen Botulismus impfen, sich die Zustände aber nicht durchschlagend gebessert haben. Nun kann man argumentieren, der Impfstoff ist nicht genau auf unser Krankheitsgeschehen zugeschnitten. Andere Betriebe wiederum haben sich unter Chlostriedien plus Botulismusimpfung aus dem Krankheitsgeschehen herausgebracht. Wieder andere haben elementare Dinge in ihrer Haltung geändert und haben das Wort Botulismus mittlerweile vergessen.
So unterschiedlich sieht die Realität aus. Realität ist auch, dass mittlerweile einige an dem ganzen verdienen. Da werden allerlei Futterzusätze usw. auf den Markt gebracht, die das Konto des ohnehin schon am Rande stehenden Milchbauerns noch mehr beuteln. Ob sie helfen, darüber kann nur der Einzelne entscheiden.
Nachdem in S-H die Diskussion um den Chronischen Botulismus lange Zeit möglichst klein gehalten worden ist, haben vor einem Jahr doch mehr und mehr Beteiligte (Tierärzte, Berater) erkannt, dass doch immer wieder Kuhherden Probleme zeigen, die nicht richtig zu greifen sind. Das geht auch über das Botulismusgeschehen hinaus. Als Konsequenz (und nach langem hin und her, kaum zu glauben!) hat man sich doch in größerer Runde vor Ort zusammengesetzt. In meinen Augen der einzige Weg möglichst viele Beteiligte an einen Tisch zu bringen!!!!! Es ist eine Checkliste und ein Projekt entstanden, welches vor Ort und parallel zum Bundesprojekt Ursachen in den Betrieben auf den Grund gehen soll. Und zwar umfassend.
Im Moment habe ich allerdings das Gefühl, dass leider ein Stocken vorliegt. Was vielleicht immer noch an der mangelnden Zusammenarbeit von Politik, Verwaltung, Tierärzten und Landwirten liegt. Und an Befindlichkeiten und Interessen. Da hilft es wenig, immer nur mit dem Finger auf die anderen zu zeigen, sondern da sollte sich jeder selbst an die Nase packen und aktiv werden anstatt darüber zu jammern was alles nicht geht.
Langfristig kann ich für Schleswig-Holstein nur sagen, dass wir generell in Punkto Rindergesundheit (es gibt noch viele andere leidige Krankheiten usw., da will ich hier gar nicht anfangen aufzuzählen) nicht gut aufgestellt sind was die Beratung anbelangt, welche die Tierhalter in Krisensituationen begleitet. In vielen Ländern gibt es einen Tiergesundheitsdienst, bei uns nicht. Ob und in welcher Form das notwendig wäre, gilt es zu untersuchen. Für den Bundesverband Deutscher Milchviehhalter hat das Landesteam folgende Vorschläge gemacht.
Sorry, dass es so lang geworden ist. Den Piraten kann ich nur raten, sich auf beiden Seiten und nicht nur einseitig zu informieren. Wenn die Piraten Gespräche suchen, sollten sie das bei den Pro und den Contra Wissenschaftlern tun. Und sie sollten mit den Bauern sprechen. Erst dann können sie sich selbst eine Meinung bilden.
Viel Erfolg, zum Wohle der Menschen und Tiere, Kirsten
Problembeschreibung:
Milchviehbetriebe in Schleswig-Holstein stehen immer öfter vor Problemen in der Tiergesundheit, die mit den bisher von den Landwirten, Beratern und Tierärzten praktizierten Ansätzen teilweise nicht oder nur unzureichend gelöst werden konnten. Besonders deutlich wurde dies, als die verschiedenen Beteiligten dem Krankheitsgeschehen des sogenannten „Viszeralen Botulismus“ (auch Faktorenkrankheit genannt) in den letzten Jahren gegenüber standen.
Vor allem langwierige Krankheitsgeschehen der Tiere wirken sich auf die Betriebsleiter und ihre Familien in finanzieller und mentaler Hinsicht stark belastend aus. Ein hoher Gesundheitsstandard der Tiere ist die Voraussetzung für den Erfolg der Betriebe und gleichzeitig stellt er einen immer stärker eingeforderten Anspruch der Gesellschaft im Zusammenhang mit der Produktion tierischer Nahrungsmittel dar. Hinzu kommt die intensive Diskussion um die Reduzierung des Einsatzes von Antibiotika in der Tierhaltung, welche die Milchviehhalter in Zukunft vor neue Herausforderungen stellen wird.
In der Praxis gibt es leider immer wieder Fälle, in denen sich trotz großem Einsatz seitens der Landwirte und Hoftierärzte in Bezug auf diagnostische Untersuchungen und Maßnahmen auf dem Betrieb keine Erfolge einstellen. Dies verursacht auf der einen Seite hohe Kosten und auf der anderen Seite auch große Frustration bei den Beteiligten.
Vorschlag:
Da es in Schleswig-Holstein nicht wie in anderen Bundesländern einen sogenannten Tiergesundheitsdienst gibt, schlägt der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter e.V. vor, den Artikel 16 des neuen ELER-VO-Entwurfes in Schleswig-Holstein dazu zu nutzen, die Beratung für die Verbesserung der Tiergesundheit in Milchviehbetrieben zu verbessern. Als Basis hierzu soll ein Pilotprojekt durchgeführt werden, in dem die Voraussetzungen für eine qualifizierte und sachgerecht organisierte Beratung geschaffen werden.
Aus Sicht des BDM ist es daher dringend notwendig, die Milchviehhalter durch gezielte Beratung bei einer strategischen Vorgehensweise zur Verbesserung der Tiergesundheit auf ihren Betrieben zu unterstützen. Hierbei besitzt vor allem eine übergeordnete Zusammenarbeit aller Beteiligten (Milchviehhalter, Tierärzte, Ämter, Labore, Hochschulen, Ministerium, Berater usw.), die Auswertung aller bereits erhobener Daten und die gemeinsame Entwicklung von betriebsindividuellen Strategien zur Bewältigung der existierenden Tiergesundheitsprobleme besondere Bedeutung.
Voraussetzung für den langfristigen Erfolg derartiger einzelbetrieblicher Beratung ist ein auf Schleswig-Holstein zugeschnittenes Konzept, welches zunächst anwendungsnah entwickelt und erprobt werden muss. Dafür ist ein Pilotprojekt zu installieren, wobei vorab folgende Aspekte zu klären sind: . - Analyse der zentralen Tiergesundheitsprobleme auf schleswig-holsteinischen Milchviehbetrieben, deren Behandlung noch ungeklärt ist; - Zielsetzung, Dauer, Träger und Finanzierung des Projektes; - Anzahl und Qualifizierung der Mitarbeiter des Projektes; - Analyse der vorhandenen Strukturen im Land (Institutionen, Labore, Beratungsstruktur, Ämter, Verfügbarkeit Daten usw.) - Ausarbeitung einer Strategie zum Vorgehen auf den Milchviehbetrieben - Benennung der möglichen durchführenden neutralen Beratungsanbieter - Anwendung und Erprobung dieser Strategie auf ausgewählten Betrieben - Ausarbeitung und Durchführung von Fortbildungsveranstaltungen für Milchviehhalter und Tierärzte - Erfolgskontrolle des Projektes
Die von den Landwirtschafts- und Tierärztekammern erstellte Checkliste Rindergesundheit kann ein wichtiger Baustein für dieses Projekt sein. Sie ersetzt aber keinesfalls problemorientiert geschulte und qualifizierte Beratung sowie die Entwicklung von Strategien für die Verbesserung der Tiergesundheit auf Milchviehbetrieben in Schleswig-Holstein.
From: Detlef Lindenthal Sent: Tuesday, June 26, 2012 12:13 AM To: ag-landwirtschaft AT lists.piratenpartei.de Subject: Re: [Ag-landwirtschaft] nochmal viszeraler Botulismus
Moin Birgitt, Moin ihr
Lieben, >
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- Re: [Ag-landwirtschaft] nochmal viszeraler Botulismus, (fortgesetzt)
- Re: [Ag-landwirtschaft] nochmal viszeraler Botulismus, Detlef Lindenthal, 26.06.2012
- Re: [Ag-landwirtschaft] nochmal viszeraler Botulismus, Pirat Wolfgang, 26.06.2012
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- Re: [Ag-landwirtschaft] nochmal viszeraler Botulismus, Detlef Lindenthal, 27.06.2012
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- Re: [Ag-landwirtschaft] nochmal viszeraler Botulismus, Detlef Lindenthal, 27.06.2012
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