ag-landwirtschaft AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Mailingliste der AG Landwirtschaft
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- From: Detmar Kleensang <detmar AT gmx.de>
- To: ag-landwirtschaft AT lists.piratenpartei.de
- Subject: Re: [Ag-landwirtschaft] Bauernhöfe statt Agrarfafrik en
- Date: Tue, 22 May 2012 22:57:23 +0200
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-landwirtschaft>
- List-id: <ag-landwirtschaft.lists.piratenpartei.de>
Hallo Manfred!
Also ich sage es mal so, wie es mir beigebracht wurde:
Ein Landwirt ist einer, der in der Landwirtschaft arbeitet. Er kann
wechselweise auf mehreren Höfen arbeiten oder auch nur auf einem.
Oder aber: er arbeitet auf seinem Betrieb, der aber schon derart verschuldet
ist, dass er mehrheitlich Eigentum der Banken oder sonstiger Investoren und
Teilhabern ist. Auch dann würde ich diesen Betriebsleiter als Landwirt
bezeichnen. Weil er nicht mehr eigenverantwortlich, selbstständig im
eigentlichen Sinne, wirtschaften kann.
Ein Bauer ist einer, der auf seinem Hof, seinem Betrieb arbeitet! Der Betrieb
ist sein eigener, er gehört ihm. Das Land, auf dem er wirtschaftet, gehört
ihm.
Das ist der Unterschied, so wie ich ihn mal gelernt habe. Mit Ende meiner
Lehre habe ich auf dem elterlichen Betrieb gearbeitet. Da war ich Landwirt.
Nun habe ich den Betrieb übernommen, er gehört mir, also bin ich nun Bauer.
Daher bezeichne ich mich selber auch voller Stolz als Bauer!
Denn es gibt nicht mehr so viele unserer Art. Die meisten dürften so
definiert mittlerweile nur noch Landwirte sein. Arbeiten als Abhängige von
Banken, der Industrie und völlig landwirtschaftsfremden Investoren.
Für Bauern setze ich mich ein und für Bauern möchte ich Politik machen. Auch
dafür, dass Landwirte wieder Bauern werden können und junge Leute wieder
Gefallen an einer selbstständigen Arbeit in der Landwirtschaft finden. Für
eine "bäuerliche Landwirtschaft" eben.
Gruß, Det
Am 22.05.2012 um 22:21 schrieb manfredo-willich AT arcor.de:
>
> Hallo, auch ich rätsele schon seit einigen Tagen, wie man bäuerliche
> Landwirtschaft definieren könnte! Jeder Mensch hat hier nur eine gewisse
> subjektive Vorstellungskraft ! Ich weiss zwar, wo der Name Bauer herkommt
> und was Lehnshöfe Rittergüter/Gutshöfe sind, aber leider fällt mir zur
> bäuerlich nichts ein. Vermutlich weil der Begriff Bauer veraltet ist ,die
> staatlichen Einrichtungen = Landwirtschaftskammer , Landwirtschaftsschule,
> Ministerium für Landwirtschaft....Hört sich irgendwie dämlich und fremd an
> wenn diese Einrichtungen Bauernkammer-Bauernschule.... Nur der
> Bauernverband ist uns erhalten geblieben, der nix taugt und auch
> Bauernwitze aber vielleicht finde ich noch etwas Bauerenschläue um die
> Definition zu deuten... Wir wollen doch nicht den (Galgen)Humor
> verlieren.... Gruss Manfred
>
> ----- Original Nachricht ----
> Von: Detmar Kleensang <detmar AT gmx.de>
> An: ag-landwirtschaft AT lists.piratenpartei.de
> Datum: 22.05.2012 20:37
> Betreff: Re: [Ag-landwirtschaft]
> Bauernhöfe statt Agrarfafrik en
>
>> Moin Klaus!
>>
>> Du hast Dir mal wieder eines der schwierigeren Themen rausgesucht, was? ;)
>> Ist aber wirklich wichtig, da stimme ich Dir zu.
>>
>> Ich muss morgen mal rumtelefonieren. Irgendwo geisterte nämlich eine
>> brauchbare Definition rum. Ich habe sie bei mir leider nicht gefunden.
>>
>> Das Problem dabei ist ja, dass man keine in irgendeiner Weise starre
>> Definition hernehmen sollte. Wir haben einen Strukturwandel und es wird
>> immer einen wie auch immer gearteten Strukturwandel geben. Daher muss so
>> eine Definition "mitwachsen" können, sollten die Betriebe auch aus anderen
>> Gründen als der mangelnden Wirtschaftlichkeit weniger werden.
>>
>> AFAIK kam in dieser Definition auch die Landbindung an den Betrieb (Hektar
>> zur eigenen Futterversorgung und Verbringung von Wirtschaftsdünger) vor
>> sowie die Anzahl der Arbeitskräfte, die aus der Wirtschaftlichkeit des
>> Betriebes einen angemessenen Lohn beziehen können.
>>
>> Das war insofern keine starre Vorgabe, da auch größere Betriebe mit
>> meinetwegen mehreren tausend Hektaren Fläche als "bäuerliche
>> Landwirtschaft"
>> gelten können, wenn sie den größten Teil ihrer Futterversorgung von eigener
>> (oder gepachteter) Fläche beziehen können anstatt von anderen Betrieben
>> zukaufen zu müssen. Und ebenso gilt er als bäuerlich, wenn er bei solche
>> einer Größe entsprechend vielen Arbeitskräfte und deren Familien ein
>> sicheres und würdiges Leben ermöglicht.
>>
>> Auch war Teil dieser Definition, dass die räumlichen Bedingungen eine Rolle
>> spielen sollten. Auf der bayerischen Alm passt ein 2000ha-Betrieb einfach
>> nicht so gut wie bsw in Meck-Pom. Andere Regionen vertragen vielleicht
>> einen
>> guten Mischmasch aus Betriebsformen und -größen.
>>
>> Eine Größendiskussion wird immer gerne als nachteilig und hinderlich
>> angesehen. Oder aber ausgenutzt, um zu radikalisieren. Daher sollten wir
>> uns
>> mehr auf eine nachhaltige Wirtschaftsweise konzentrieren und
>> unterschiedliche Größenordnungen möglichst umfänglich ansprechen.
>>
>> Gruß, Det
>>
>>
>> Am 22.05.2012 um 19:08 schrieb Klaus Reuter:
>>
>>> Ahoi,
>>>
>>> da schon verschiedentlich der Begriff "bäuerliche Landwirtschaft" benutzt
>> wurde - auch als Ziel einer piratigen Agrarpolitik -, sollten wir uns
>> darauf
>> einigen, was wir darunter verstehen.
>>>
>>> Nehmen wir die Tierzahlen des Immissionsgesetz/privilegiertes
>> Bauen/Abgrenzung Gewerbe? Oder die Anzahl der Beschäftigten? Oder die Höhe
>> des Umsatzes/Gewinn? Oder gar die Fläche in Hektar?
>>>
>>> So sehr ich die Aussage "Bauernhöfe statt Agrarfabriken" unterstütze, so
>> schwierig finde ich die Definition von "bäuerlicher Landwirtschaft". Als
>> ich
>> Anfang der 80er meine lw. Lehre begann, verstanden wir noch ca 50 ha mit 30
>> Milchkühen darunter. Nun haben selbst viele ABL'er eher 100 ha mit 60
>> Milchkühen. Wie sieht es in 10 oder 20 Jahren aus? Aktuell wird ja der
>> Landwirt, der "nur" für 100 Milchkühe neu bauen will von der
>> Offizialberatung (LWK) belächelt - wenn nicht sogar hinter vorgehaltener
>> Hand für verrückt erklärt.
>>>
>>> Wie anderer Stelle gesagt, halte ich Definition des Begriffs für fast
>> unmöglich (u.a. weil sich vieles rasch ändert). Aber wenn wir ihn
>> verwenden,
>> sollten wir Konsens haben, was wir darunter verstehen.
>>>
>>> LG Klaus
>>>
>>>
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- Re: [Ag-landwirtschaft] Bauernhöfe statt Agrarfafrik en, manfredo-willich, 22.05.2012
- Re: [Ag-landwirtschaft] Bauernhöfe statt Agrarfafrik en, Detmar Kleensang, 22.05.2012
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