ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
Betreff: AG Gesundheit
Listenarchiv
- From: "Martin E. Waelsch" <dr.m.e.waelsch AT t-online.de>
- To: "'AG Gesundheit'" <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de>
- Subject: Re: [AG-Gesundheit] Das ist die Psychoanalyse
- Date: Wed, 6 Jun 2012 16:14:17 +0200
- Importance: High
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
- List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>
Hallo Alessandro,
sehe es unter dem Strich, wie Sie. Da ich kein Psychoanalytiker bin, fühle
ich mich auch nicht verpflichtet, die Effektivität aus der Sicht der Kassen
zu beurteilen. Das haben die Psychoanalytiker schon immer selbst erschwert
oder gar verbaut, Transparenz herzustellen. Mit ein Grund, warum immer
weniger Kollegen diese Ausbildung machen wollen. Als Psychiater weiß ich
aber, wer von der Psychoanalyse profitieren kann, wenn ich den
Psychoanalytiker kenne und dieser mir gegenüber transparent ist - kann ich
auch diese Therapieform mit guten Gewissen empfehlen. Allerdings kontrolliere
ich den Verlauf. Die Supervision durch den Überweisenden finde ich bei jeder
Psychotherapie wichtig.
Medizinisch geschichtlich ist wichtig zu sehen, welche Möglichkeiten die
Psychoanalyse für die Entwicklung von Psychotherapie-Methoden eröffnet hat.
Auch wichtig, welche Entwicklungsmöglichkeiten sich ergeben haben in der
Auseinandersetzung mit der Psychoanalyse. Das Problem mit dem Penis-Neid ist
auch unter Psychoanalytikern umstritten, viele halten es für eine Reaktion
auf die Viktorianische Zeit. Auch der Ödipus ist umstritten.
Übertragung- Gegenübertragung, Widerstand, Projektion, Ich-Psychologie und
einiges mehr ist aus der Psychoanalyse gekommen und zum festen Bestandteil
von anderen Methoden geworden, auch von der modernen Verhaltenstherapie.
Verhaltenstherapie wiederum ist erst seitdem so erfolgreich, nachdem sie
diese und kognitive, verhaltensanalytische und humanpsychologische Aspekte
integriert hat und den Pawlowschen Weg der einfachen Konditionierung
verlassen hat (Ratten-Labyrinth).
Es macht also keinen Sinn, hier Graben aufzustellen, sondern die Einordnung
in die Effektivität von Methoden vorzunehmen und dabei die geschichtlichen
Zusammenhängen von Wechselwirkungen nicht außeracht lassen.
Deshalb kann ich es nicht nachvollziehen, wieso eine aus Patientenfürsorge
entwickelte Methode unter Strafgesetz gestellt werden kann und es nicht als
Verbrechen gegen die Menschlichkeit gesehen werden muss wie auch die
Gleichstellung mit Marihuana (beides by bei @ Sepultura
[Sepultura AT news.piratenpartei.de]) ist für mich nicht nachvollziehbar ist.
Wir haben genug unter den Auswirkungen des Marxismus-Leninismus zu ertragen
gehabt, wir müssen nicht nachträglich solche Verbrechen beschönigen. In der
UDSSR sind auch Biologen und andere Wissenschaftler der Parteidoktrin zum
Opfer gefallen. Das Kapitel ist nicht aufgearbeitet. Das Gleiche betrifft den
Missbrauch von Verhaltenstherapie in der ehem. UDSSR.
Wie gesagt, kann ich Ihre Ausführungen voll unterschreiben, wenn es darum
geht, für was kann die Allgemeinheit finanziell gerade stehen und für was
nicht. Die Methode als Dienstleistungsangebot müssen die Psychoanalytiker
selber erklären und integrieren. Der Umgang mit dem geschichtlichen Teil und
wissenschaftliches Interesse lassen wir uns doch nicht von Parteien
vorschreiben oder gar auf den INDEX stellen. Dann kann man es mit der
Transparenz auch gleich wieder lassen, weil sie unglaubwürdig wäre.
HG
Dr. M. E. Waelsch
> -----Ursprüngliche Nachricht-----
> Von: ag-gesundheitswesen-bounces AT lists.piratenpartei.de [mailto:ag-
> gesundheitswesen-bounces AT lists.piratenpartei.de] Im Auftrag von Dr.
> Alessandro Cavicchioli
> Gesendet: Mittwoch, 6. Juni 2012 09:16
> An: ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
> Betreff: Re: [AG-Gesundheit] Das ist die Psychoanalyse
>
> Ciao,
>
> die Studien, die belegen, dass Psychoanalyse nicht ausreichend wirksam
> sind, sind Bestandteil des Studium der Klinischen Psychologie. Im
> ärztlichen Bereich sind diese Studien weniger bekannt. Das Problem
> beginnt bereits mit der Bezeichnung "Psychoanalyse". Welche Schule
> (Freud, Jung, Adler, andere) ist damit gemeint? Auf welcher Theorie
> fußt
> diese usw.
>
> In einer Metaanalyse wurde für die Analytische Psychotherapie als
> Sammelbegriff für diese Schulen in den meisten Anwendungsfelder eine
> niedrige Wirksamkeit festgestellt: teilweise nicht besser als Placebo.
>
> Bei einer Verhandlung mit der AOK wurde ich immer wieder gefragt, ob
> wir
> (die Psychotherapeuten) ihnen (der AOK) erklären könnten, weshalb sie
> (die Kassen) bei der gleichen Störung 300 Sitzungen (analytische
> Psychotherapie) und nicht Verhaltenstherapie (die bestens
> wissenschaftlich belegt ist) genehmigen und bezahlen sollten? Der
> Unterschied würde 300 x 82 Euro gegenüber 80 x 82 Euro ausmachen. Die
> Antwort sind wir den Kassen bis heute schuldig geblieben. Demnach
> wurden
> nur tiefenpschychologisch fundierte Verfahren und die
> Verhaltenstherapie
> in den Vertrag übernommen. Die Fachgesellschaften der analytischen
> Psychotherapie haben sich schlichtweg geweigert, sich zum Thema
> Wirksamkeit zu äussern.
>
> Weiterhin stehen vor dem gemeinsamen Bundesausschuss alle
> psychotherapeutischen Verfahren zur Überprüfung. Das Ergebnis wird in
> einigen Jahren erwartet.
>
> Zum Thema Wirksamkeit der Psychoanalyse empfehle ich das Buch von
> Dieter
> E.Zimmer "Tiefenschwindel". Da ich aus der Psychotherapieforschung
> stamme, kann ich bestätigen, dass dieses Buch den damals gültige Stand
> der wissenschaftlichen Forschung zusammenfasst.
>
> Wer sich noch vertieft interessiert, kann auch gerne die nationalen
> Versorgungsleitlinien zu Depression und auf Englisch die für die
> Schizophrenie lesen.
>
> Zu den Emotionen: Man kann durchaus für oder gegen die Anwendung eines
> Verfahrens sein. Ich frage mich nur, ob es unseren Patienten und uns
> als
> Partei dienlich ist, wenn wir uns gegenseitig beleidigen. Ich halte die
> Analyse der Fakten für sinnvoller.
>
> Ciaociao
> Alessandro
>
> Am 06.06.2012 01:11, schrieb Martin E. Waelsch:
> > Vollidiot ist ein IQ unter 40%, für die Psychoanalyse braucht man
> aber als Voraussetzung eher ein IQ etwas über die Norm.
> >
> > Lesen Sie sich die Arbeiten durch, die Sie meinen und beurteilen Sie
> die Konstruktion der Arbeiten. Sie sind alle nicht gegengeprüft.
> >
> > Dr. M. E. Waelsch
> >
> >
> >> -----Ursprüngliche Nachricht-----
> >> Von: ag-gesundheitswesen-bounces AT lists.piratenpartei.de [mailto:ag-
> >> gesundheitswesen-bounces AT lists.piratenpartei.de] Im Auftrag von
> >> Sepultura
> >> Gesendet: Dienstag, 5. Juni 2012 23:00
> >> An: ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
> >> Betreff: Re: [AG-Gesundheit] Das ist die Psychoanalyse
> >>
> >>
> >> Sir Peter Medawar, Medizinnobelpreisträger, hat die Psychoanalyse
> als
> >> Bauernfängerei des Jahrhunderts bezeichnet.
> >>
> >> Wer an die Psychoanalyse glaubt ist entweder komplett naiv oder ein
> >> kompletter Vollidiot. Für mich ist es ganz einfach Betrug, da die
> >> Wirksamkeit durch mehrere Studien widerlegt wurde.
> >> --
> >> AG-Gesundheitswesen mailing list
> >> AG-Gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
> >> https://service.piratenpartei.de/listinfo/ag-gesundheitswesen
> --
> AG-Gesundheitswesen mailing list
> AG-Gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
> https://service.piratenpartei.de/listinfo/ag-gesundheitswesen
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