Re: [AG-Gesundheit] Psychiatrie 3.0 Bitte um Unterstützung meiner 7 LQFB-Initiativen

["Martin Waelsch" <memi-wae AT online.no>]

Hallo,

ich komme mit der Technik von dem gesperrten pad oder wie sich das auch immer nennt nicht zu recht, deshalb habe ich mir erlaubt, meine Anmerkungen rot-kursiv in oder nach der Kopie des jeweiligen Teils aufzuschreiben.

 

Psychiatrie 3.0 Teil 7 - Diagnostik

Die PIRATEN fordern in der psychiatrischen Diagnostik eine Sensibilisierung. Patienten haben nicht nur bei Versicherungsverträgen mit teils erheblichen Nachteilen zu rechnen, sondern sind gerade auf Grund der unzureichenden Aufklärung und dem nur marginalem Wissen in der Bevölkerung über psychiatrische Diagnosen einer Stigmatisierungs- und Ausgrenzungsgefahr ausgesetzt. Psychiatrische Diagnosen nach dem in Deutschland angewandten ICD-Diagnoseschlüssel sollten dürfen deshalb nur gestellt werden, wenn sie ausreichend gesichert und begründet sind. Solange eine psychiatrische Diagnose nicht gesichert und begründet ist, muss sie eindeutig als Verdachtsdiagnose deklariert sein. Die Diagnosefindung muss mit dem Patienten erfolgen. Der Patient wird während der Diagnosefindung über die Erkenntnisse informiert und aufgeklärt, so dass er bei der Diagnosefindung selbst partnerschaftlich beteiligt ist. Auch eine gesicherte und von beiden Arzt/Patient akzeptierte (Übereinkunft) Diagnose  muss zum besseren Verständnis und wegen der möglichen Folgewirkungen in einer Psychoedukation durchgearbeitet werden.

 

Psychiatrie 3.0 Teil 6 - Medikationen

Die PIRATEN vertreten den Standpunkt, dass Medikamente zur Linderung von psychiatrischen Symptomen nur dann verschrieben werden, wenn Patienten dies verlangen und eine medizinische Indikation besteht. Patienten sind generell über Risiken und Nebenwirkungen vom verschreibenden Arzt ungefragt aufzuklären. Zwangsmedikationen vor allem auf geschlossenen Stationen dürfen nur im gesetzlich festgelegten Rahmen erfolgen und auch nur dann, wenn eine Fremd- oder Selbstgefährdung besteht. Grundsätzlich sind vor einer Zwangsmedikation alle therapeutischen Methoden heranzuziehen, die eine Zwangsmedikation überflüssig machen. Ebenso sehen PIRATEN Fixierungen, die auch nur dann angeordnet werden sollen, wenn vorher alle therapeutischen Methoden versagt haben. Für PIRATEN gelten deshalb Zwangsmedikationen und Fixierungen als ultima ratio bei der Behandlung von Patienten in psychiatrischen Einrichtungen.

Aber auch im Allgemeinen sehen die PIRATEN die zunehmende inflationäre Verschreibung und Verabreichung von Medikamenten als erstes Mittel der Wahl kritisch. Grundsätzlich soll eine medikamentöse Behandlung nur dann erfolgen, wenn alle anderen Behandlungsmaßnahmen gescheitert sind oder eine Linderung der quälenden Symptome mit anderen Mitteln nicht zu erreichen ist.

FIXIERUNG IST KEINE THERAPEUTISCHE METHODE, SONDERN EINE FREIHEITSENTZIEHENDE MASSNAHME ZUM SCHUTZ DER ANDEREN ODER ZUM EIGENSCHUT, WENN SICH DIESE MIT ANDEREN MITTELN NICHT ERREICHEN LASSEN UND GEFAHR IM VERZUGE IST.

Psychiatrie 3.0 Teil 5 - Aus- und Weiterbildung

Das Pflegepersonal in psychiatrischen Fachkrankenhäusern trägt in erheblichem Maße zum Erfolg von Therapien bei. Sie sind meist anders als Ärzte im stetigen Kontakt mit den Patienten und oftmals vertrautere Ansprechpartner. Dies ist für das Pflegepersonal eine hohe Verantwortung, was in der Ausbildung und oft auch in der Weiterbildung nicht ausreichend vermittelt wird. Hinzukommt, dass bei der enormen Bandbreite an Diagnosen und unterschiedlichster Symptome in der Ausbildung nur unzureichend ein angemessener individueller Umgang mit den jeweiligen Symptomatiken erlernt wird, was im Endeffekt den Erfolg einer stationären langfristigen oder kurzfristigen Therapie enorm verringern kann. Deshalb fordern die PIRATEN eine inhaltliche Überprüfung der Aus- und Weiterbildung des Pflegepersonals für Psychiatrie.

Das Gleiche trifft auf alle anderen therapeutischen Berufsgruppen (Ärzte, Psychologen, Sozialarbeiter, Ergotherapeuten, Musiktherapeuten, Kunsttherapeuten, Bewegungstherapeuten, usw.) zu.

Für alle Berufsgruppen muss  eine regelmäßige Supervision durch externe Supervisoren mindestens alle 14 Tage erfolgen. Die Supervision muss in den Behandlungsbudgets ohne Verrechnung mit anderen Positionen von der Budgetrechnung getragen werden.

 

Psychiatrie 3.0 Teil 4 - Sonderregelungen bei Arbeits- und Urlaubszeiten

Auf Grund ihrer individuellen Symptomatik ist es für gesundheitlich herausgeforderte Menschen schwierig die Anforderungen der heutigen Arbeitswelt zu erfüllen. Ziel unserer Gesellschaft kann es jedoch nicht sein, diese Menschen politisch oder gesellschaftlich zu übergehen, sondern die gesamtgesellschaftliche Inklusion als piratigen Anspruch zu erheben. Die PIRATEN fordern deshalb eine Überprüfung und Reform des Arbeitrechts und des Bundesurlaubsgesetzes. Betroffene sollen die Möglichkeit erhalten diskriminierungsfrei entsprechend ihrer Symptomatik mit ihren Arbeitsgebern über ihre Arbeitszeit zu verhandeln. Hierzu fordern wir Arbeitgeber zu einem runden Tisch auf, um grundsätzlich Arbeitszeitmodelle zu diskutieren und als Verhandlungsangebote anzubieten. Manche Symptomatiken psychiatrischer Diagnosen erfordern für die Betroffenen längere Erholungsphasen, deshalb ist auch eine Reform des Bundesurlaubsgesetzes für die PIRATEN unabdingbar.

-psychisch kranke Menschen sollten nach der zweiten Episode 5 Tage mehr Urlaub zugestanden bekommen.

-die Berufsgruppen, die in der Psychiatrie arbeiten, sollten 5 Tage mehr Urlaub im Jahr bekommen

-Wiedereingliederungsmaßnahmen sollten bei längeren Erkrankungszeit zu Regel werden.

Aber es ist zu berücksichtigen, dass vor diesen Maßnahmen eine breite Aufklärung der Bevölkerung, der Arbeitgeber und der Versicherungen über psychische Erkrankungen erfolgen muss – ohne nachhaltige Akzeptanz der psychischen Erkrankungen werden die Forderungen psychisch kranke Menschen ins Abseits treiben, weil sich die meisten Arbeitgeber  dieser Probleme schnell entledigen wollen, allenfalls noch wegen der Vorteile bei der Ausgleichsabgabe Schwerbehinderte (Mind. 50% Schwerbehinderteneigenschaft) akzeptieren werden. Hier handelt es sich um die alle betreffende Frage von Erhaltung der (psychischen) Gesundheit. Es geht als um die Arbeitswelt an sich und nicht nur um psychisch kranke Menschen in der Arbeit.

 

Psychiatrie 3.0 Teil 3 - Persönliches Budget

Seit dem 1. Januar 2008 haben Menschen mit Anspruch auf Teilhabeleistungen einen Rechtsanspruch auf das Persönliche Budget. Die PIRATEN unterstützen dieses Konzept zur Verwirklichung der Inklusion von gesundheitlich herausgeforderten Menschen und wirken an seiner stetigen realitätsgerechten Verbesserung mit; sprechen sich jedoch eindeutig gegen eine Verrechnung mit anderen staatlichen Sozial- oder Teilhabeleistungen aus, da diese dem Grundgedanken widersprechen.

-das Persönliche Budget sollte in der EU vereinheitlicht werden.

 

Psychiatrie 3.0 Teil 2 - Psychiatrische Institutsambulanzen

Die PIRATEN setzen sich dafür ein, dass Psychiatrische Fachkrankenhäuser in allen Kreisen und kreisfreien Städten Psychiatrische Institutsambulanzen (PIA) einrichten. PIA sollen Betroffenen ortsnahe ambulante Behandlungsmöglichkeiten bieten, wenn stationäre oder teilstationäre Aufnahmen medizinisch nicht notwendig sind, aber psychotherapeutische Behandlungsangebote nicht ausreichen.

Den Begriff Psychiatrische Fachkrankenhäuser sollte wir nicht benutzen, denn diese gibt es defacto nicht. Es gibt Kliniken für Psychiatrie und Psychotherapie, so ist auch die Facharztbezeichnung, so sollten also auch alle Kliniken heißen, die das Fachgebiet Psychiatrie und Psychotherapie vertreten. Die anderen Begriffe wie Psychische Gesundheit, Fachkrankenhaus usw. sind kulturelle Beinamen und Marketing. Fachkrankenhaus ist zudem eine Umbenennung der Landeskliniken, um nach Errichtung von Abteilungen für Psychiatrie und Psychotherapie an Allgemeinkrankenhäusern die Landeskliniken von den Abteilungen abzugrenzen, damit deren Daseinsberechtigung fortzuschreiben. Eigentlich sollten die Landeskliniken, Landeskrankenhäuser oder wie auch immer diese Anstalten im jeweiligen Bundesland heißen längst geschlossen sein.

Institutsambulanzen müsste es nach dem GSG V an jeder Klinik der Pflichtversorgung geben.

 

Psychiatrie 3.0 Teil 1 - Psychiatrische Stationen an allgemeinen Krankenhäusern

Die PIRATEN setzen sich dafür ein, dass in allgemeinen Krankenhäusern psychiatrische Stationen eingerichtet werden. Ortsnahe stationäre Behandlungsangebote sind unabdingbar für eine erfolgreiche kurzfristige Krisenintervention, vor allem wenn eine stationäre Aufnahme angezeigt, aber nur von kurzer Dauer notwendig wird. Zugleich ermöglicht es Betroffenen in ihrem sozialen Umfeld zu bleiben, was ebenso die Behandlungsqualität fördert. Psychiatrische Fachkrankenhäuser werden durch psychiatrische Stationen in allgemeinen Krankenhäusern strukturell entlastet und ebenso in ihrer Behandlungsqualität gefördert, da sie verstärkt langfristige Therapiekonzepte anbieten können.

Hier wird die Forderung unklar. Sie geht wohl zurück auf die Italienische Psychiatrie (Triest usw.), ohne aber die Konsequenz der dazu notwendigen Organisation zu berücksichtigen (ein Team, das sowohl ambulant wie auch im Falle des Falles sich stationär mit dem Patienten in geschützte Umgebung zurückzieht).

In Deutschland haben wir die Situation nach der Psychiatrie-Enquete aus den siebziger Jahren und nach den Empfehlungen der Expertenkommission der Bundesregierung aus der Enquete aus den achtziger Jahren. Danach ist überall dort, wo diese Empfehlungen berücksichtigt worden sind eine gemeindenahe psychiatrische Versorgung entstanden:

Gemeindepsychiatrischer Verbund mit den Bausteinen:

-          Klinik (Abteilung) Psychiatrie und Psychotherapie für 150.000-250.000 Tausend Einwohner und mit Pflichtversorgung und Institutsambulanz

-          Tagesklinik

-          Sozial-psychiatrischer Dienst

-          Tagesstätte

-          WfbM

-          Integrationsbetrieb (aus den Selbsthilfefirmen entwickelt worden)

-          Usw.

Es macht keinen Sinn, an einzelnen KHs psychiatrische Stationen einzurichten, denn diese sind ohne entsprechend darauf abgestellte Organisation nicht zu betreiben, oder die Patienten werden auf solchen Einheiten nur ruhiggestellt. Allenfalls machen vielleicht Krisenbetten auf den Inneren Abteilungen Sinn, erfordert aber auch einen sehr hohen Personalaufwand, der jetzt schon innerhalb der Gemeindepsychiatrischen Verbünde zusammengerechnet nicht vorhanden ist.

Die wichtigste Forderung für die Stationäre Psychiatrie ist die Konsequente Fortsetzung des Aufbaus von Abteilungen an Allgemeinkrankenhäusern (gemeindenah), teilstationär Ausbau von Tageskliniken und Vorbereitung darauf, dass die klinische und tagesklinische Mannschaft auch ambulant arbeitet, im Idealfall mit dem Patienten mitgeht. Deutschland ist ein Land eher für Stufenmodelle, damit sich alle Beteiligten und Betroffenen an das Zusammenleben gewöhnen. Im Moment folgt die Sozialisation immer noch der Ausgrenzung.

 

 

Dr. med. Martin E. Waelsch

Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie (am KK Plochingen)

Marktstr. 13 - 17

73207 Plochingen

Tel: 07153 921931

Fax:07153 921932

Mobil: 0151 52 503 458

Skype: marell1317

Email: waelsch AT mentalnet.de

Web:  http://www.mentalnet.de

 

Von: ag-gesundheitswesen-bounces AT lists.piratenpartei.de [mailto:ag-gesundheitswesen-bounces AT lists.piratenpartei.de] Im Auftrag von Tobias Schwarz
Gesendet: Montag, 7. Mai 2012 03:05
An: ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de; ag-psyche AT lists.piraten-osnabrueck.de
Betreff: [AG-Gesundheit] Psychiatrie 3.0 Bitte um Unterstützung meiner 7 LQFB-Initiativen

 

Hallo,

ich bitte um Unterstützung meiner 7 LQFB-Initiativen. Danke :-)

 

https://lqfb.piratenpartei.de/pp/initiative/show/3083.html - http://piratenpad.de/p/Thema+%231695 Psychiatrie 3.0 Teil 1 - Psychiatrische Stationen an allgemeinen Krankenhäusern #piraten #lqfb

https://lqfb.piratenpartei.de/pp/initiative/show/3084.html - http://piratenpad.de/p/Thema+%231696 Psychiatrie 3.0 Teil 2 - Psychiatrische Institutsambulanzen #piraten #lqfb

https://lqfb.piratenpartei.de/pp/initiative/show/3085.html - http://piratenpad.de/p/Thema+%231697 Psychiatrie 3.0 Teil 3 - Persönliches Budget #piraten #lqfb

https://lqfb.piratenpartei.de/pp/initiative/show/3087.html - http://piratenpad.de/p/Thema+%231698 Psychiatrie 3.0 Teil 4 - Sonderregelungen bei Arbeits- und Urlaubszeiten #piraten #lqfb

https://lqfb.piratenpartei.de/pp/initiative/show/3088.html - http://piratenpad.de/p/Thema+%231699 Psychiatrie 3.0 Teil 5 - Aus- und Weiterbildung #piraten #lqfb

https://lqfb.piratenpartei.de/pp/initiative/show/3089.html - http://piratenpad.de/p/Thema+%231700 Psychiatrie 3.0 Teil 6 - Medikationen #piraten #lqfb

https://lqfb.piratenpartei.de/pp/initiative/show/3091.html - http://piratenpad.de/p/Thema+%231701 Psychiatrie 3.0 Teil 7 - Diagnostik #piraten #lqfb

 

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Mit freundlichen Grüßen

Tobias Schwarz
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Für das Bedingungslose Grundeinkommen

-Wir leben in einer Zeit des Überflusses. Wir haben nicht nur genug, sondern auch zu viel von allem. Und in einer Zeit des Überflusses leisten wir uns einen skandalösen Luxus: Armut!-

  

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