Re: [AG-Gesundheit] Die "Duale Vergütung" im Gesundheitswesen

[exkoelner <exkoelner AT news.piratenpartei.de>]

Solange für ärztliche Leistungen je nach Versicherungsstatus des 
Patienten unterschiedlich abgerechnet werden kann, wird es immer zu 
unterschiedlicher Behandlung führen. Ich bin enorm beeindruckt und stolz 
auf viele Ärzte in Deutschland, die trotz dieses Fehlanreizes noch immer 
sich bemühen, ihre Kassenpatienten mit genauso viel Aufmerksamkeit zu 
behandeln - das sind aber leider nicht alle, wie immer im Leben.

Des weiteren weiß man ja heute, das diese großzügigere Vergütung für 
Privatpatienten von den PKV´s nicht durch effiezientere oder sonstwie 
wirtschaftlich bessere Organisationsstruktur möglich werden, sondern 
durch eine Querfinanzierung, die eben nicht zum Wohle des PKV-Versicherten 
auf Dauer ist.

Ein junger, wenige Kosten verursachender Privatpatient wird mit niedrigen 
Beiträgen trotz besserer Versorgung in die PKV gelockt. Wenn er dann 
einige Jahre dort Mitglied ist, sieht die Regelung vor das er nicht mehr 
in die GKV wechseln kann, in der durch die Gesamtheit aller Versicherten 
die Kosten erwirtschaftet werden. Und dann geht irgendwann die 
Beitragssteigerung los, denn jetzt kann der PKV-Versicherte sich nicht 
mehr durch Wechsel wehren. Bei 55jährigen sind Monatsbeiträge von 
700-800€ pro Monat heute Realität -und das vollkommen egal, wieviel die 
Person verdient. Durch die vorgeschriebene Grundversorgung der PKV wurde 
versucht dagegen etwas zu tun, aber die PKV hat darauf so reagiert, das 
die Grund-PKV-Versorgung diverse Ausschlüsse und Einschränkungen bei der 
Abrechnung haben, so das die Versorgung dieser PKV-Patienten noch 
schlechter als die der GKV-Versicherten ist. Wenn man weiß, das viele 
Behandlungen der PKV-Versicherten gar nicht nötig sind, manchmal sogar 
schädigen (jeder Eingriff in den Körper stellt potentiell auch ein 
Risiko da) aber gemacht werden weil sich durch die 2-3fache Abrechnung des 
"normalen" Satzes sich lohnen, profitierten auch PKV-Patienten davon.

Also denke ich, ein auch nur 1fach abrechenbarer, einheitlicher Satz wäre 
eine Grundvoraussetzung für eine nahezu gleiche Behandlung.
Und kombiniert mit Transparenz:
Eine öffentlich zugängliche Übersicht der Abläufe von 
"Standard-Behandlungen" - von den KK.
Dann das Ganze ergänzt mit einer Quartalsrechnung an "alle" Patienten, 
zur Selbstkontrolle was abgerechnet wurde, fördert die Transparenz und 
auch die Grundvoraussetzung um erbrachte Leistungen a) auf Richtigkeit zu 
überprüfen und b) selbst einschätzen zu können, ob vielleicht die ein 
oder andere Leistung gemessen an den Kosten für die Allgemeinheit 
wirklich notwendig ist in Zukunft (häufige Arztbesuche etc.)
Die Krankenkassen erklären dann, wenn nötig diese Rechnungen, nicht der 
Arzt (der hat besseres zu tun) - ausser die KK stellt nicht erklärbare 
Differenzen fest. Und für die Zukunft dann eine Festlegung des Satzes 
anhand der für alle Ärzte notwendigen Kosten, ohne partielle Fehlanreize 
durch "Ungleichbehandlung". Schön fände ich natürlich die ergänzende 
Möglichkeit sich privat zusätzlich zu versichern für längere 
Gespräche oder Wunschmedikamente oder oder ... aber wie man das 
hinkriegt, ohne nicht wieder Fehlanreize zu setzen, hab ich noch nicht 
heraus finden können.