ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
Betreff: AG Gesundheit
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- From: Bernd Kasperidus <lbear34 AT yahoo.de>
- To: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de>
- Subject: Re: [AG-Gesundheit] So wird das nichts, Herr Bahr!
- Date: Fri, 4 May 2012 14:43:38 +0100 (BST)
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
- List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>
Mal provokant gefragt ... gerade mit der BGE-Debatte im
Hintergrund, was spricht dagegen sich von Fallpauschalen,
Abrechnungsnummern etc ganz zu lösen?
Ein
Arzt bekommt ein Gehalt. Punkt. Die höhe richtet sich nach Faktoren
wie, hat er eine eigenständige Praxis oder ist er in einem Krankenhaus.
Fährt er mehr über Land (Hausbesuche) oder praktiziert er mehr "zu
Hause". Wieviele Patienten sieht er im Durchschnitt pro Quartal
(natürlich abgestuft nach Fachbereich). Ist er im Krankenhaus
Assistenz-, Stations-, Ober- oder Chefarzt (Verantwortung).
Die
Patientenprozession dürfte genügend anreitz zu Qualität sein, sprich,
wird man im Fließbandverfahren abgefertigt, geht keiner mehr hin bzw bei
fehlerhafter Versorgung werden sogar rechtliche Konsequenzen fällig.
Hält er sich zusehr mit Patienten auf geht der Durchschnitt flöten.
Ich
weiß, erstmal eine ganz grob skizierte Idee, aber damit wären alle
Diskussionen über genehmigte oder ungenehmigte "Prozeduren" vom Tisch.
Sprich egal ob der Arzt Akkupunktur oder Medis anwendet, ob er zwei oder
fünf Ultraschalls macht, letztendlich wird die Balance aus
Patientenzufriedenheit und Zulauf und dem Bezahlungsdurchschnitt einen
Ausgleich zwischen durchgeführten Behandlungen und notwendigen
Behandlungen schaffen.
Dies kann man auch auf Bereiche wie Apotheken, Reha etc anwenden und so den Interessenausgleich schaffen zwischen dem verständlichen Wunsch Geld zum Leben zu haben und dem Bestreben an Kranken sich zu bereichern.
LG
Von: Thomas Luft <post AT luto.de>
An: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de>
Gesendet: 15:38 Freitag, 4.Mai 2012
Betreff: Re: [AG-Gesundheit] So wird das nichts, Herr Bahr!
Hallo Harry, hallo Liste,
Am 4. Mai 2012 12:25 schrieb Morgan le Fay <input.output AT freenet.de>:
> Dass ein Apotheker Pauschalvergütungen in Höhe von 8,10 Euro bzw. 6,35 Euro
> pro verschreibungspflichtigem Fertigmedikament bekommt, ist ebenso zu
> hinterfragen wie die tatsächlich gezahlten Preise für patentgeschützte
> "Innovationen" (sog. "Evergreens"). Dazu bekommt der Apotheker 3% des EKs.
Die Pauschalvergütung wurde 2004 festgelegt, damit die Apotheke nicht
an teuren "Innovationen" verdient. Damals gab es gestaffelte
Aufschläge zwischen maximal etwas über 50% und minimal 10%. Die Folge
war, dass die Apotheke an jedem teuren Medikament mitverdient hat.
Dadurch, dass gerade bei z.B. Krebs die Therapien durch neue
Medikamente immer teurer wurden und werden, wollte man die Apotheke
von dieser Entwicklung abkoppeln. Um eine halbwegs vernünftige
Mischkalkulation zu ermöglich hat man sich auf die Regelung mit der
Pauschale geeinigt. D.h. es ist heute egal wie teuer das Medikament
ist, die Pauschale regelt die Vergütung. Das ist Segen und Fluch
zugleich und ähnlich wie beim Arzt: hat der nicht genügend Scheine,
verdient er weniger. Hat die Apotheke nicht genügend Packungen sinkt
der Rohgewinn natürlich entsprechend auch.
Von den 8,10 Euro müssen dann derzeit noch 2,05 Euro an die
Krankenkassen abgeführt werden, das ist der sogenannte
Apothekenabschlag. Eingeführt wurde dieser Abschlag 1984 zur
vorübergehenden Stabilisierung der GKV-Kosten. Damals lag er bei 4%,
wurde dann in den 1990ern auf 6% angehoben und seit 2004 wird er immer
wieder neu festgelegt. Ein "Nachlass" für die Krankenkasse i.H.v. 25%
ist aber irgendwie seltsam, denn die sparen ja inzwischen schon durch
die Rabattverträge.
Übrigens wurde an der Pauschale seit 2004 nichts geändert. D.h. die
Apo erwirtschaftet derzeit trotz gestiegener Kosten für Gehälter,
Strom etc. nach wie vor den gleichen Betrag wie vor acht Jahren.
Welche sonstige Berufsgruppe tut das?
> Apothekereinkommen bewegen sich im Schnitt über denen der Ärzte.
Kann ich mir nicht vorstellen, aber Du hast sicherlich Quellen dafür.
> Der Koalitionsvertrag der CDU/FDP-Regierung sah eigentlich eine
> Einschränkung des Onlinehandels mit Medikamente vor. Dazu ist es ja nicht
> gekommen. Im Gegenteil. Und das ist auch gut so, obwohl ich der Meinung bin,
> dass die Apotheke "vor Ort", die auch Notdienste leistet, unersetzbar ist.
Dann musst Du die Frage erlauben wie das gehen soll: eine Apotheke nur
für den Notdienst rechnet sich nicht. Auch die arztindividuellen
Rezepturen sind nicht annähernd kostendeckend. D.h. es braucht eine
Mischkalkulation. Die leistet das derzeitige System. Eine
Rosinenpickerei wie die Versender (vor allem die aus dem Ausland) kann
sich eine Standort-Apotheke nicht erlauben, da es Kontrahierungszwang
gibt. D.h. ich kann den Kunden mit einer aufwändigen Rezeptur bei der
ich vielleicht eine PTA für 2 Stunden beschäftige nicht wegschicken,
denn ich habe einen Versorgungsauftrag. Wer von euch hat schon mal
sowas übers Internet bestellt?
Mir ist klar, dass auch ich nur einen kleinen Teil des Systems sehe.
Aber das was ich sehe reicht um zu sagen, dass es so wie im Moment
nicht wirklich weitergehen kann. Bevor man aber festlegt wie das
zukünftige System sein sollte, sollten wir uns fragen: was darf ein
"Leistungserbringer" verdienen? Und ich glaube diese Frage werden wir
nicht ohne größeres Hauen und Stechen lösen können, denn natürlich
will jeder seine Pfründe wahren. Ich auch, da halte ich nicht hinterm
Berg. Ich frage mich allerdings, ob z.B. Apothekenketten wirklich eine
Lösung sein können und komme bisher zu dem Schluss, dass das auch
nichts bringt. Denn die Arzneimittelkosten werden nicht von der
Apotheke, sondern vom Arzt verursacht. Da spielt die Zahl oder
Ausrichtung der Apotheken keine Rolle!
Soweit meine Gedanken zum Wochenende, schöne Grüße
Thomas
--
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- Re: [AG-Gesundheit] So wird das nichts, Herr Bahr!, Bernd Brägelmann, 02.05.2012
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