Re: [AG-Gesundheit] So wird das nichts, Herr Bahr!

["Martin E. Waelsch" <dr.m.e.waelsch AT t-online.de>]

Birger,

 

preiswerter kann es nicht werden, auch wenn es sich manche wünschen. Die Reformen haben das Gesundheitssystem bisher nur teurerer geschaffen. Es sind mit den DRGs falsche Anreize und unnötige Berufszweige in massiven Mengen geschaffen worden – Berufe, die mit Behandlung nichts zu tun haben, also patientenferne Tätigkeiten haben an Volumen exorbitant zum Nachteil der Behandlung schon eine Blase gebildet.

 

Meiner Meinung nach ist die Frage der Personalschlüssel die zentrale Frage von einem gesunden Gesundheitssystem. Nicht die Diagnose bestimmt den Preis, sondern die Behandlung, also die Personen, die die Behandlung durchführen.

 

Den Kostenträgern und den Ministerialen ist die Personalberechnung schon lange ein Dorn im Auge. Warum? Weil sie das einzige transparente Vorgehen ist, also berechenbar, einklagbar und kontrollierbar ohne Umdeutungen. Ein gutes Beispiel dafür ist die Personalberechnung Psychiatrie (Psych-PV), die gerade, auch mit Hilfe von Pauschalen abgeschafft werden soll. Sie ist die einzige Personalberechnung in Deutschland im gesetzlichen Verordnungsrang.

 

Die müsste als Leitschnur für die Entwicklung von Personalverordnungen für alle medizinischen Fächer gelten. Wir brauchen ein „Personalgesetz Gesundheit“ und keine Mindestlöhne, wir sind nicht in China oder sonst wo in einer Diktatur. Die Träger und die Kostenträger müssen sich dann an das Gesetz halten wie an das Mutterschutzgesetz. Personalgesetz Gesundheit“ ist ein praktizierter Patientenschutz.

 

Dr. M. E. Waelsch

 

Von: ag-gesundheitswesen-bounces AT lists.piratenpartei.de [mailto:ag-gesundheitswesen-bounces AT lists.piratenpartei.de] Im Auftrag von Birger Haarbrandt
Gesendet: Freitag, 4. Mai 2012 00:32
An: AG Gesundheit
Betreff: Re: [AG-Gesundheit] So wird das nichts, Herr Bahr!

 

Sehr interessante Diskussion: grundsätzlich müssen wir uns der Frage stellen, ob das Gesundheitssystem preiswerter werden muss, oder ob gerade im Leistungsbereich MEHR Geld verfügbar sein muss. Gerade im Hinblick auf Personalschlüssel, ein schwieriges Thema, sollten wir uns konkrete Gedanken machen. Bei der Bezahlung von Pflegekräften wird es aber sicherlich schwierig den verschiedenen Trägern Vorgaben zu machen. Eine Lösung, abgesehen von Mindeslöhnen, die aber bei den diskutierten Höhen dort nicht greifen, habe ich aber auch nicht. 

 

Würde mich freuen, wenn wir zu diesem Thema gemeinsam einen Antrag für den kommenden Bundesparteitag erarbeiten könnten. Übrigens, die Anmerkung sei erlaubt, passiert momentan in den Sub-AGs recht wenig. Dort geht es um die großen Finanzierungsmodelle des Gesundheitssystems, etwas, in dem wir und bis zur Bundestagswahl zumindest auf eine grobe Richtung verständigt haben sollten. Daher der Appell bei Lust und Kompetenz sich auch dort einzubringen.

 

Herzliche Grüße,

 

Birger