Re: [AG-Gesundheit] So wird das nichts, Herr Bahr!

["Martin E. Waelsch" <dr.m.e.waelsch AT t-online.de>]

Wenn man die Pflege pflegen will, dann geht es auch ohne vorprogrammierte 
Verschleißerscheinungen, aber nicht ohne Mehraufwand. 
- Arbeitszeit
- bessere Bezahlung (der Nachholbedarf bei Pflegekräften ist über die letzten 
30 Jahre deutlich über 1000,- EURO pro Monat angewachsen, Herr Bahr!)
- Schichtpläne
- Personalstärke
- Ausbildung
- Hilfsgeräte
- Supervision
- Urlaubstage
- Physiotherapeutische Kuren ambulant und stationär
- Teamarbeit (hier müssen vor allem Ärzte Teamarbeit lernen und sich an 
Vereinbarungen im Team halten)

Eigentlich könnte man mit so einem Sofortprogramm etliche Pflegekräfte aus 
den Fremdberufen und aus dem Ausland wieder zurückholen.

Interessant an der Frage ist, dass sich einiges im Gesundheitswesen dann 
ändern würde, wenn man bei der stärksten Berufsgruppe, der Pflege sofort 
anfangen würde.

Dazu müsste man aus praktischen (gesetzlichen, fiskalischen usw.) Gründen 
übergangsweise zwei Bezahlmodelle fahren: DRG und Personalbemessung 
nebeneinander (würde die Ausgaben um den erforderlichen Aufstockungsbetrag 
für die Berufe Pflege/Arzt logisch aber notwendigerweise erheblich erhöhen). 
In der zweiten Phase die DRGs abschaffen und ein neues Entgeltsystem 
etablieren, das den realen Versorgungserfordernissen gerecht wird und Planung 
erlaubt.

An dem Problem "Pflege" wird sich die Qualität und die Leistungsfähigkeit des 
Gesundheitswesens entscheiden. Hierbei wird auch nachprüfbar, wie ernst es 
die Politik und Gesellschaft mit der vielbeschworenen Humanität halten.

Dr. med. Martin E. Waelsch
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> -----Ursprüngliche Nachricht-----
> Von: ag-gesundheitswesen-bounces AT lists.piratenpartei.de [mailto:ag-
> gesundheitswesen-bounces AT lists.piratenpartei.de] Im Auftrag von Bernd
> Brägelmann
> Gesendet: Donnerstag, 3. Mai 2012 10:04
> An: AG Gesundheit
> Betreff: Re: [AG-Gesundheit] So wird das nichts, Herr Bahr!
> 
> > Bessere Arbeitsbedingungen und eine höhere Entlohnung, würden den
> > Pflegemangel bereits verkleinern. Ein großer Teil der examinierten
> > Krankenpflegekräfte arbeiten nicht mehr in der Pflege. Diese kann man
> zurück
> > gewinnen.
> 
> Meiner Einschätzung nach sind Pfelegekräfte nach 30 Jahren im Beruf
> körperlich vollkommen am Ende. Bandscheibenvofälle und ein massiver
> Verschleiss der Wirbelsäule sind dann die Regel. Das muss sich auch
> ändern. Die körperliche Belastung darf in diesen Berufen imho nur so
> hoch sein, dass man auch noch mit 60 Jahren in der Lage lein müsste,
> den Beruf auszuüben.
> 
> LG
> 
> Bernd Brägelmann
> --
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