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Betreff: AG Gesundheit
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- From: trophos <trophos AT news.piratenpartei.de>
- To: ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
- Subject: Re: [AG-Gesundheit] System-Vergleich
- Date: Thu, 02 Feb 2012 01:08:57 +0000
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
- List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>
- Organization: Newsserver der Piratenpartei Deutschland - Infos siehe: http://wiki.piratenpartei.de/Syncom/Newsserver
Hallo Zusammen!
Meine eigenen, allgemeine Überlegungen zu dem Threadthema:
1. Das Deutsche Gesundheitssystem versorgt knapp 82 Mio. Einwohner, was eine bestimmte Summe Geld kostet (2009: 278 345 Mio Euro, davon ca. 160 Mio. durch die GKV ausgegeben, 25 Mio. durch die PKV), und - wenn man die Qualität des Systems mindestens bewahren will -auch immer kosten wird
2. die auch hier gestellte "Systemfrage" wird häufig heftig und kontrovers diskutiert (siehe Threads PKV abschaffen und ähnliche), mein Gefühl ist, dass sie aber zu wenig neuen Erkenntnissen führt, weil
3. imho es im Grunde gar nicht entscheidend ist, ob die notwendigen Gelder vom Staat/den GKVen verwaltet werden (mit einem Verwaltungskostenanteil von rund 5.3 Prozent) oder durch eine Einheitskasse (die Rentenversicherung, als Beispiel für eine inzwischen vereinheitlichte Institution, kommt ja angeblich mit noch weniger Verwaltungskosten, nämlich 1.5 Prozent, aus) oder ob man das private Unternehmen machen lässt (angeblich sorgt dann eine unsichtbare Hand des Marktes dafür, das die Verwaltung noch billiger wird, momentan will das noch nicht so recht gelingen) und die das so ersparte dann als Gewinn an ihre Eigner ausschütten (das ist der Sinn eines jeden Profit-Unternehmens), diese Kosten sind relativ konstant, lassen sich kaum mehr minimieren (liegen wahrscheinlich immer zwischen 5-6 Prozent) und vor allem
4. sie fallen im Vergleich zu den anderen Kostenpunkten (z. B. Ausgaben für Medikamente, ...) nicht wirklich ins Gewicht und sind außerdem nicht die Preistreiber des Systems
5. die Fragen, die mich also beschäftigen, wenn ich über Synas Frage nachdenke "Wie stellst Du dir idealerweise Dein Gesundheitssystem vor?" kreisen nicht primär um diese Dichotomie GKV vs. PKV bzw. Staat vs. Markt, sondern sie suchen nach anderen Orientierungspunkten, z. B.
- welches System garantiert mir den besten Datenschutz, wie kann ich am besten Anonym bleiben, wenn ich das will (bei öffentlichen Stellen sind unsere Daten bekanntermaßen schlecht aufgehoben, bei privaten Unternehmen noch schlechter), damit zusammenhängend: Gesundheitsversorgung auch ohne Versichertenstatus?
- wie ist das mit der stärkeren Transparenz der Akteure möglich (gerade bei der zunehmenden Zahl an Verträgen mit privaten Unternehmen, siehe Berliner Wasserbetriebe),
- wie kann ich die bei nur begrenzt vorhandenen Mitteln notwendige Rationierung von Leistungen gerecht organisieren? Wer sollte das machen (ein Parlament? ein demokratisch nicht legitimierter GBA aufgrund "wissenschaftlicher Erkenntnisse"? ein Unternehmen (Krankenhaus, ambulanter integrierter Versorger) aufgrund betriebswirtschaftlicher Erwägungen? Wie wird der Entscheidungsprozess maximal transparent?
- sollten wir nicht in Zukunft eher weg von den "Systemen", von den großen, bundesdeutschen (Zwangs-)Lösungen, hin zur Organisation von Rahmenbedingungen für viele, diverse Möglichkeiten, z. B. in einer bestimmten Region alles ganz anders zu machen, weg von der Bevormundung der Bürger, hin zu mehr echter Teilhabe, im Kleinen, vor Ort
6. aber da entferne ich mich langsam vom Thema, und deshalb der Vollständigkeit halber doch noch meine persönliche, derzeitige und daher nur vorläufige Meinung zur Erhebung der Einnahmen: keine eigenen Erhebungen von Beiträgen (und damit Sammlung von Daten über die Beitragszahler, egal ob gesetzlich oder privat), keine irgendwie gearteten Zwangsmitgliedschaften, sondern Finanzierung aller notwendigen medizinischen Leistungen über Steuern und konkrete Organisation derselben idealerweise nicht auf bundes- oder landes- sondern auf kommunaler Ebene (auch die damit im Zusammenhang stehenden Probleme (Krankenversorgung nach Haushaltslage, regionaler Risikostrukturausgleich, 2-Klassen-Aspekt) wären schon wieder ein eigenes Thema)
trophos
- Re: [AG-Gesundheit] System-Vergleich, trophos, 02.02.2012
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