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ag-gesundheitswesen - Re: [AG-Gesundheit] Strukturelle Schwächen der GKV

ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: AG Gesundheit

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Re: [AG-Gesundheit] Strukturelle Schwächen der GKV


Chronologisch Thread 
  • From: Morgan le Fay <input.output AT freenet.de>
  • To: ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-Gesundheit] Strukturelle Schwächen der GKV
  • Date: Mon, 09 Jan 2012 10:33:11 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
  • List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>



Am 08.01.2012 20:28, schrieb Rick:
Hi Günter !

Tut mir irgendwie Leid, dass es jetzt gerade Dich trifft !

Günter Weller schrieb:

Ich ergänze mal: Die Politik bestimmt wie viel jeder für seine Einkäufe zu bezahlen hat.
Die Politik bestimmt aber auch welche Produkte man dafür täglich kaufen darf.

Die gesetzliche Krankenversicherung läuft abrechnungstechnisch (bei der ambulant ärztlichen Versorgung) im Groben nach dem Prinzip einer "Flat-Rate" ! Seit Jahrzehnten und ganz lange bevor Telekommunikations-Unternehmen diesen Begriff "erfunden" haben. Private Krankenversicherungsunternehmen arbeiten dagegen schon immer und bis heute nach dem Prinzip des "Einzelverbindungsnachweises".

Was von beidem kostet wohl mehr Verwaltungskosten, gefährdet den Datenschutz ... ??!

Am Rande: Bei meinem Internet-Provider bestimmt DER ALLEIN in seinen "Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB)", Verbindungsgeschwindigkeiten, Download-Volumen usw. --- und ich bin heilfroh, dass es die _staatliche_ Bundesnetzagentur gibt, die Exzesse unterbinden kann - hoffentlich im Sinne der Verbraucher.

Und WELCHE Analogie zur Krankenversicherung ist jetzt treffender: _Einzelhandel_ oder _Telekommunikation_. So ganz "abstrakt" und auch konkret "piratig" ! Aber natürlich: JEDER Vergleich hinkt !!!

Beste Grüße

Euer Rick
Hallo,

ganz so eindimensional kann man die Problematik nicht beschreiben. Das Übel ist nicht einmal eine angebliche Flatrate (@ Rick: bei einem DSL-Provider kann ich für meine Flat saugen ohne Ende, ärztliche Leistungen gibt es dagegen gerade NICHT ohne Ende), sondern der Umstand, dass es souverän dem Arzt zukommt, zu beurteilen, was als Gegenleistung für den Versichertenbeitrag von der Krankenkasse geleistet werden MÜSSTE!! Gleichzeitig jedoch streicht die Kasse Leistungen aufgrund des SGB V auf ein Minimum zusammen (WANZ-Regel). Insofern hat Günter durchaus recht, dass der Gesetzgeber hier regelt, "welche Produkte geliefert werden dürfen".

Ich kann das an einem Beispiel aus meiner Branche sehr anschaulich erläutern: Ein Patient geht zum Augenarzt, weil er eine neue Brille braucht. Der Arzt weist ihn pflichtgemäß darauf hin, dass er den Augendruck kontrollieren lassen sollte, was die Kasse aber NICHT bezahlt, sofern kein konkreter Verdacht besteht. Die Kasse zahlt diese Vorsorgeuntersuchung übrigens deshalb nicht, weil diese Tonometrie (Druckmessung) für sich alleine kaum eine Aussagekraft hat, verlangt aber vom Arzt, dass er diese Leistung anbietet. Für mich sind solche Regeln ein Unding und es wäre eins der ersten Dinge, die ich ändern würde.
Für eine neue Brille ist dieser Messwert ebenfalls völlig unerheblich.
Ich bin mir sicher, dass der ganze administrative Aufwand, eben KEINE Flatrate aus der GKV zu machen, seeeeehr kostenträchtig ist. Gleichzeitig will man darauf achten, dass man jemandem den Schwarzen Peter in die Hand drücken kann, wenn ein Versicherter wegen eines übersehenen Glaukoms (Grüner Star) sein Augenlicht verliert.

Ein "Einzelverbindungsnachweis" würde jede Finanzierbarkeit sprengen, da Ärzte einerseits damit über die Ausgaben der GKV für Diagnosen und Therapien entscheiden dürfte und gleichzeitig noch daran partizipieren würde. Je mehr zu untersuchen und zu behandeln wäre, umso besser wäre das Einkommen.
Folglich muss man entweder effektive Kontrollinstanzen schaffen, die den Ärzten auf die Finger schaut oder man muss das Honorar von der Zahl und Art der zu behandelnden Fällen abkoppeln. Die Abkopplung dürfte rein verwaltungstechnisch kostengünstiger ausfallen.
Deshalb - Arztpraxen aufkaufen und Ärzte zum Festgehalt anstellen.

Gruß
Harry



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