Re: [AG-Gesundheit] Fwd: Ihre Gesundheitskarte

[Rick <Rick AT news.piratenpartei.de>]

Hallo Bernd !

Herzlichen Dank für den Wortlaut der Antwort von der TK. Dietmars 
Kommentare möchte ich um einige zusätzliche Aspekte ergänzen.

DS Lawfox schrieb:

> Aber auch hier wird mal wieder die zentrale Datenspeicherung nicht 
> erwähnt, das Kind also nicht beim Namen genannt.
>
> Welcher nicht mit der Materie Vertraute schließt schon von der 
> Formulierung "Bislang werden auf dem Chip der TK-GK ...." und der 
> Fortsetzung "Zu einem späteren Zeitpunkt .... über die 
> Gesundheitskarte" auf zentrale Datenspeicherung?


Aus genau diesem Grunde verschweigt die freundliche Dame von der TK auch, 
was sonst noch alles _von Anfang an_ auf dem Prozessor-Chip der eGK 
untergebracht ist:

> Elektronische Gesundheitskarten, die im Basis-Rollout ausgegeben werden, 
> sind vollständig ausgestattet, um für die später geplanten 
> Online-Verfahren verwendet zu werden. Sie enthalten neben den 
> Versichertenstammdaten weitere (noch leere) Dateien und verschiedene 
> Zertifikate und private Schlüssel, die für Authentisierung und 
> Aktualisierung der eGK nötig werden. (...)
>
> Website der gematik zum Release 0.5.3 Basis-Rollout vom 21.11.2011 
> (letzter Absatz) 
> http://www.gematik.de/cms/de/spezifikation/wirkbetrieb/release_0_5_3/release_0_5_3_egk/release_0_5_3_implementierungsleitfaden_egk.jsp


Die eGK, die jetzt ausgegeben wird, ist eben nicht bloß eine 
"Krankenversichertenkarte (KVK)" in neuem Design und mit Lichtbild. Sie 
ist _von Anfang an_ darauf ausgelegt, alle weiteren geplanten Anwendungen 
bedienen zu können, sobald die Telematik-Infrastruktur (TI) erst online 
ist.

In dem zitierten Artikel wird zugleich explizit beschrieben, dass die 
Datenhaltung auf der eGK völlig anders ist als auf der KVK: Anstelle 
einer einzelnen, linearen Datei bisher enthält sie ein hierarchisches 
Dateisystem und nutzt das XML-Format für die Fachdaten. Daher ist die eGK 
problemlos veränder- und erweiterbar, sobald sie in ein 
online-Kartenterminal eingesteckt wird (selbstverständlich unter 
Beachtung der implementierten Sicherheitsprotokolle).

DS Lawfox schrieb:
> Das Missbrauchsargument ist aus meiner Sicht obsolet, weil Ca 15 % + X 
> der Versicherten kein Bild haben werden und schon die alten 
> Versichertenkarten ein Bild zu haben hatten (§ 291 Abs. 2 SGB V).


Man beachte: Seit dem 1.1.2006 hätten auch schon die (alten) KVKn nur 
noch mit Lichtbild ausgegeben werden dürfen ! Das ist also KEINE Neuerung 
bei der eGK, wird jetzt aber durchzusetzen versucht. Wen seine 
Krankenkasse ärgert, der kann dort ja 'mal nachbohren, wie sie es in den 
letzten 5 Jahren mit dem SGB so gehalten haben - und warum sie JETZT ihre 
Praxis ändern.

Allerdings hat das Bild einen echten Vorteil, sofern man sich persönlich 
für den "Notfalldatensatz" auf der eGK entscheiden will: Dann hätten die 
Notfallhelfer wenigstens die Chance einer Personenidentifikation, wenn der 
Patient nicht ansprechbar ist und keine weiteren Ausweisdokumente als die 
eGK bei sich trägt.

DS Lawfox schrieb:
> Positiv sehe ich den Hinweis auf die Möglichkeit der "Kostenerstattung".


Seitens der freundlichen TK-Mitarbeiterin war das aber wohl eher als 
Einschüchterungsversuch gemeint - so wie es auch immer wieder an die 
Presse lanciert wird: Wer kein Bild einschickt, bekommt keine Karte seiner 
Krankenkasse mehr und wird nur noch "gegen Bares" behandelt. Die 
"Kostenerstattung" wäre m.E. tatsächlich tückisch für Kassenpatienten 
(das sollten wir vielleicht später an anderer Stelle erörtern).

Ist aber auch nur Panikmache: Es gibt das sogenannte "Ersatzverfahren", 
das in dem TK-Schreiben ja auch erwähnt wird. Näheres kann man sich hier 
in einem Thread (gegen Ende) von Anfang November zusammensuchen:
http://news.piratenpartei.de/showthread.php?tid=82314&page=2

Ich PERSÖNLICH habe mein ganz eigenes Moratorium gegen die eGK verhängt:

* Solange meine (alte) KVK noch gültig ist, erhält meine Krankenkasse 
kein Lichtbild für die (neue) eGK, so oft sie das auch anfordern mag. (Ab 
Januar tritt m.E. ohnehin wieder Ruhe ein, wenn die Kassen ihre 10 %-Quote 
für 2011 erfüllt haben.)

* Falls ich - ohne mein Zutun - eine eGK ohne Lichtbild erhalte, werde ich 
dennoch meine (alte) KVK so lange weiter nutzen, wie es geht.

* Am Tage vor meinem allerersten (planbaren) Arztbesuch in der 
"post-KVK"-Ära könnte ich mir eine "Ersatzbescheinigung" meiner 
Krankenkasse ausstellen lassen, weil ich meine eGK nach sooo langer Zeit 
einfach nicht finden konnte.

* Und wenn das problemlos funktioniert hat (meine Krankenkasse ist ja 
verpflichtet, mir den bestehenden Versicherungsschutz zu bestätigen, 
solange ich meine Beiträge bezahle), könnte ich mich an dieses 
"Ersatzverfahren" glatt gewöhnen.

* Falls es letztlich doch nicht mehr ohne eGK geht, könnte ich doch ganz 
aus Versehen 'mal vergessen, dass sich Mikrochips und Magnete so garnicht 
vertragen: Kürzlich hat bei einem Kollegen der Magnetclip seines 
Hausausweises doch glatt seine Handy-SIM-Card gekillt, als er beides für 
einige Zeit im Auto auf dem Armaturenbrett liegen ließ.

Solche Einzelaktionen werden aber weder die eGK noch die TI dahinter 
nennenswert verzögern oder gar verhindern - dazu bedarf es des 
politischen Einsatzes möglichst vieler. Am kommenden Wochenende haben die 
Piraten ja die Möglichkeit, auf dem BPT über die eGK zu diskutieren und 
hoffentlich auch zu befinden.

Viel Erfolg dabei wünscht

Euer Rick aus Hamburg

P.S. Könnte übrigens gut sein, dass ich mir das Treiben in Offenbach 
'mal anschaue - kann das aber wohl erst am Donnerstag entscheiden.