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Betreff: AG Gesundheit
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- From: "Andreas Vivarelli" <vivarelli AT piratenpartei-nrw.de>
- To: <manfred.jablonski AT piratenpartei-nrw.de>, "'AG Gesundheit'" <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de>
- Subject: Re: [AG-Gesundheit] Patientenquittung via Internet
- Date: Wed, 16 Nov 2011 23:17:39 +0100
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- List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>
Von: ag-gesundheitswesen-bounces AT lists.piratenpartei.de [mailto:ag-gesundheitswesen-bounces AT lists.piratenpartei.de] Im Auftrag von Fredi
Gesendet: Mittwoch, 16. November 2011 20:40
An: ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
Betreff: [AG-Gesundheit] Patientenquittung via Internet
Hallo,
hat jemand bereits Kenntnis, wie die Sicherheit der Patientendaten gewährleistet werden soll, wenn ab 2012 die Krankenkassen verpflichtet werden, die Daten des Versicherten (Diagnose und die vom behandelnden Arzt in Rechnung gestellten Kosten je Quartal) über das Internetportal der Krankenkassen abgerufen werden sollen/können!? Wobei ich mich u.a. Frage, wie bei Fallpauschalen die Kosten der einzelnen Abrechnung zugeordnet werden sollen.
Hier ein Artikel von „Krankenkassen direkt“ zu dem Thema:
(hier der Link: http://www.krankenkassen-direkt.de/news/news.pl?val=1321467601&news=294309610 )
News vom 16.11.2011
Nächste
IT-Baustelle: Gesundheitsdaten sollen ins
Internet
Bereits ab 2012 sollen gesetzlich
Krankenversicherte ihre Behandlungsdaten inklusive Kosten im
Internet einsehen können. Beim Schutz der Daten sieht die Politik
keine Probleme.
Union und FDP haben sich darauf
verständigt, dass gesetzlich Krankenversicherte ihre
Behandlungsdaten und -kosten künftig über die Internetseite ihrer
Krankenkasse einsehen können. Dies berichtet die in Düsseldorf
erscheinende Rheinische Post (RP) unter Berufung auf den
CSU-Gesundheitsexperten Johannes Singhammer. Die Neuregelung soll
Bestandteil des Versorgungsstrukturgesetzes in der gesetzlichen
Krankenversicherung (GKV-VSG) werden, das Anfang 2012 in Kraft
tritt.
Bestehendes Recht wird
digitalisiert
Schon jetzt haben gesetzlich Versicherte
das Recht auf eine Aufstellung über die Behandlungen und Kosten, die
Ärzte für sie abgerechnet haben. Die Resonanz auf diese
"Patientenquittung" ist seit Einführung im Jahr 2004 jedoch eher
gering. Statt als Ausdruck sollen die Versicherten an
Arztabrechnungen und Diagnosen künftig über einen persönlichen
Pin-Code gelangen, den sie auf der Internetseite ihrer Krankenkasse
eingeben müssen. Vorbild ist ein Modell, das die AOK-Nordwest
entwickelt hat und das nach Auskunft Singhammers auch die Zustimmung
des Datenschutzbeauftragten gefunden hätte. Die Aufstellung soll wie
bislang den Patienten quartalsweise eine Übersicht geben, welche
Diagnosen Haus- und Fachärzte gestellt haben, welche Untersuchungen
und Behandlungen sie erbracht haben und welches Honorar sie dafür in
Rechnung stellen. Auf diesem Weg könnten die Patienten dann
kontrollieren, ob sie von den Kassen bezahlte Leistung auch erhalten
haben.
Krankenkassen zeigen sich skeptisch
Bei
den gesetzlichen Krankenkassen wird die koalitionäre Einigung eher
skeptisch bewertet. So macht der Spitzenverband der Kassen in Berlin
darauf aufmerksam, dass zwischen Praxisbesuch und Rechnungsstellung
viele Monate lägen. Daher müsse "über den tatsächlichen
Erkenntnisgewinn" für Patienten nachgedacht werden, sagte
Verbandssprecherin Ann Marini der Ärztezeitung. Die AOK
Rheinland/Hamburg begrüßte zwar jede Form von Transparenz, bewertet
diese in Bezug auf die Behandlungsqualität jedoch höher als die
geplante Kostentransparenz.
Gefahren bleiben zunächst
unerwähnt
Das angedachte Verfahren bedingt, dass
wechselfreudige Mitglieder zur Einsicht ihrer Patientenquittung den
Internetzugang auch zu solchen Krankenkassen erhalten müssen, bei
denen sie aktuell nicht mehr versichert sind. Neben den hieraus
resultierenden zusätzlichen IT-Entwicklungskosten der Kassen ergeben
sich auch durch die quantitative Ausweitung des Zugangs zu
Gesundheitsdaten Risiken. Abgesehen von fachlichen Zweifeln, stünden
die Gesundheitsdaten von Millionen Versicherten gesetzlicher Kassen
über teils mehrere Zugänge im Internet. Schon aus bisherigen
Erkenntnissen zeigt sich jedoch, dass auch der beste Datenschutz nur
so gut ist, wie seine Anwender (vgl. auch "Links zum Thema"). Trotz
Betrugsmechanismen wie "Phishing" (betrügerischer Versuch zur
Ausspähung von Zugangsdaten) sowie Trojanern und Viren auf den
Computern der Versicherten, zeigen sich immer noch viele Anwender
davon überzeugt, dass ein Klebezettel auf dem PC der beste Ort für
Passwörter ist. Speziell bei Gesundheitsdaten sollte dies auch in
der politischen Theorie Berücksichtigung finden, da mit den Schutz
dieser Daten existenzielle Risiken korrelieren können. Gemeint ist
insbesondere der Umgang mit Diagnosen.
Diagnosen bergen
hohes Risikopotenzial
Eine wesentliche Gefahr dabei ist
die Falschauslegung der Diagnosen im Zuge bestehender Kodierungen.
Hierauf machen regelmäßig auch Experten aufmerksam. So könnten die
Krankenkassen aus den übermittelten Diagnoseschlüsseln etwas anderes
lesen als der behandelnde Arzt gemeint hat. Ursächlich hierfür seien
zum Teil differierende Entschlüsselungen, berichtet Dr. Uwe Popert
auf der diesjährigen "practica" in Bad Orb. Dies könne
beispielsweise durch die Nutzung eines "Thesaurus" von zwei
unterschiedlichen Fachgesellschaften entstehen. Auch sei es möglich,
dass sich hinter einem Code gleich mehrere unterschiedliche
Erkrankungen verbergen. Gefahren lauern dabei insbesondere bei der
ungefilterten Weitergabe der Daten durch den Versicherten an Dritte,
z. B. im Zuge des Antrags an eine private Assekuranz. Diese führt
eine branchenweite "Wagnisdatei" zur Bewertung von Risiken. Wird
durch den behandelnden Arzt eine Diagnose unaufmerksam oder
mehrdeutig kodiert, könnte dies zu einem folgenreichen Eintrag in
der Datei und in Folge sogar zum Ausschluss von der beantragten
Versicherung
führen.
Gruß Fredi
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- [AG-Gesundheit] Patientenquittung via Internet, Fredi, 16.11.2011
- Re: [AG-Gesundheit] Patientenquittung via Internet, Andreas Vivarelli, 16.11.2011
- Re: [AG-Gesundheit] Patientenquittung via Internet, mb, 17.11.2011
- Re: [AG-Gesundheit] Patientenquittung via Internet, Privacy, 17.11.2011
- <Mögliche Wiederholung(en)>
- Re: [AG-Gesundheit] Patientenquittung via Internet, markusvonkrella, 17.11.2011
- Re: [AG-Gesundheit] Patientenquittung via Internet, Fredi, 17.11.2011
- Re: [AG-Gesundheit] Patientenquittung via Internet, Andreas Vivarelli, 16.11.2011
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