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ag-gesundheitswesen - Re: [AG-Gesundheit] (kein Betreff)

ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: AG Gesundheit

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Re: [AG-Gesundheit] (kein Betreff)


Chronologisch Thread 
  • From: ZweiPi <zweipi85 AT googlemail.com>
  • To: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG-Gesundheit] (kein Betreff)
  • Date: Mon, 31 Oct 2011 12:25:37 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
  • List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>

hallo Michaela,

erstmal danke für die farbige Absetzung

Am 31. Oktober 2011 11:25 schrieb mb <michaela_bach AT web.de>:

 
Wieso muss ein ansonsten gesunder Mensch z.B. mit einer banalen Erkältung zum Arzt (die Wartezimmer sind voll davon)? Dieser Patient verteilt seine Viren im Wartezimmer, möglicherweise im Tausch gegen andere Erreger. Er nötigt meist den Arzt zur Verschreibung von unnötigen Arzneimitteln (sehr gern auch zu kontraindizierten Antibiotika).

 

Ansichtssache. Wenn ich zum Arzt gehe, will ich schnell gesund werden. Wenn du nicht auf Pillen stehst, nimm sie nicht. Medikamente haben unwahrscheinlichen Fortschritt gebracht und soll nicht davon ablenken, dass in gewissen Fällen die Pharmaindustrie überschlägt. Aber verzichten möchte ich nicht.

 Das ist eben die Einstellung, die ich als problematisch ansehe: Jeder Mensch hat in seinem Leben schon unzählige Erkältungskrankheiten gehabt  (um mal bei dem Beispiel zu bleiben) und weiß, wie sein Körper am besten darauf reagiert (Aspirin, Nasentropfen, warmes Bad usw). Ein Arzt kann gegen Viruserkrankungen absolut nichts machen (bei sonst Gesunden). Eine Erkältung dauert mit Arzt 7 Tage und ohne 1 Woche. Wieso kapiert das die Bevölkerung nicht endlich.

 Ein bisschen polemisch war ich schon. geb ich zu.

 

Für wirklich kranke Patienten hat der Arzt dann keine Zeit mehr. Und: wenn ein Patient ständig mit Bagatellen in der Praxis erscheint, werden möglicherweise auch mal auftretende bedrohliche Erkrankungen leicht übersehen.

 Menschen sind unterschiedlich empfindlich. Und der Trend geht immer mehr zu psychischen Krankheiten hin, was auch eher die Ursache für die Bagatellen sind.

Wenn ich beim Beispiel virale Erkältungskrankheit bleibe: da kann der Arzt eben nicht helfen, sondern nur schaden (s.o.). Führt es nicht vielleicht auch zur Stärkung des eigenen Selbstbewusstseins, wenn man es schafft, einen Schnupfen auch ohne Arzt zu überstehen?

 

Dann muss der Arzt einen Anreiz haben, ihn einfach nur krank zu schrieben. Wenn sich Pillen für ihn lohnen, macht er es auch. Gewinn! Dann sind Ärzte nämlich genauso menschlich fehlbar, wie andere Menschen auch. 

 

Auch ist es vollkommen normal, dass stark Übergewichtige oder Raucher ständig zum Arzt rennen, um die typischen Nebenerscheinungen ihrer Sucht behandeln zu lassen. Solange der Arzt den Cholesterinsenker verschreibt, muss man ja nicht abnehmen. Usw. usw.

Ja, und diese Freiluftatmer. Keiner trägt luftreinigende Masken und alle verschmutzten ihre Lunge. Unverantwortlich! Bitte. Viele Übergewichtige kämpfen und werden mit einem frühen Tod belohnt. Die Raucher ebenso. Was ist mit den Trinkern?

Das wäre aber wirklich ein wichtiges Thema: soll die Gesellschaft Rauchern wirklich die teuren Medikamente, Krankschreibungen usw. zahlen? Das könnte man zumindest mal diskutieren (gleiches gilt für Alkoholiker, Übergewichtige und vielleicht noch anderes, sofern es sich leicht vom Normalen abgrenzen lässt)

 

 

Dann definierst du was in einer Gesellschaft normal ist und was nicht. Abweichungen werden bestraft. Diese Gesellschaft will ich nicht. Bergsteiger bekommen zusätzliche Kosten, Radfahrer auch usw. Hier eine Grenze ziehen zu wollen, führt uns in eine Diskussion über Normalität in der Gesellschaft. Die Möglichkeit einer Grenze bin ich schon oft erlegen, aber sie darf nicht sein. 

Denn die Folge ist, das alle sich gleich verhalten um keine Kosten zu verursachen, bis auf die, die genug Geld haben oder risiko-affin sind und dann plötzlich dafür büßen müssen.

 

Ich glaube, dass wir das Kostenproblem nur dann in den Griff bekommen, wenn der Patient mehr Eigenverantwortung für seine Erkrankungen übernimmt. Dafür müssen sicherlich mehrere Wege durchdacht werden. Einer ist aber sicherlich derjenige über die Geldbörse. Hier ist z.B. die Schweiz ein gutes Beispiel. Oder die Privatversicherungen, bei denen Tarife mit Selbstbeteiligung (unter Addition des Selbstbehalts) oft  billiger sind als Tarife ohne Selbstbeteiligung.

 

In der Schweiz bekommen meines Wissen 1/3 der Bevölkerung Sozialzuschüsse, weil sie es sich nicht leisten können. Und die Schweiz ist Gottlob nicht arm.

Ich gehe aufgrund meines geringen Einkommens selten zum Arzt und verschleiße deshalb sehr gut, weil ich nur Ernstfälle mitnehme. Wenn ich dann noch mehr hinlegen muss...

Selbstverständlich darf niemand wegen eines niedrigen Einkommens von der gesundheitlichen Versorgung ausgeschlossen werden. Denbar wäre beispielsweise auch, Rückerstattungen an diejenigen zu zahlen, die nur wenig zum Arzt gehen (auch das funktioniert in der privaten Krankenversicherung ganz gut).

Man kann aber ruhig mal über den eigenen Schüsselrand schauen, wie anderswo die Kostenprobleme im Gesundheitswesen gelöst werden (da gibt es sicherlich diverse unterschiedlichste Formen).

 

Die Rückerstattung ist genauso gefährlich wie der Griff in die Geldbörse

Gegenbeispiel: Firma in Deutschland die ihren Angestellten einen Bonus zahlt, wenn sie nicht krank sind. Zusätzlich zahlt sie einen Bonus, wenn keiner aus dem Team krank wird. Folge: Seit 17 Jahren keinen Krankentag. Unfälle führen zu Kündigung. (sozialer Druck!!)

Die Rückerstattung führt wie der Griff in den Geldbeutel zum Verzicht auf Arztbesuche, wegen Geldmangel. Und das darf es nicht sein.
Ich liebe unser Krankensystem, da es noch für alle gerecht ist, selbst 84-jährige bekommen ihre Hüfte. Dies ist menschlich einer der besten Staaten der Welt. Mein Ansporn ist nicht die Leistung zu senken, sondern einen Weg der Finanzierung zu finden. 

Es wird schwierig.

 

Michaela

 





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