Re: [AG-Gesundheit] Die PKV muss abgeschafft werden! -Unsinn!

[syna <syna AT news.piratenpartei.de>]

Jörg schrieb:
> Es scheint vielen noch nicht aufgefallen zu sein, unter Ulla Schmidt 
> wurde die GKV stark vereinheitlicht (Gleichgeschaltungsversuch?) Obwohl 
> die Größe der Krankenkassen nicht mit Ihrer Effektivität oder 
> Wirtschaftlichkeit zu tun hat wurde Kassenfusionen gepusht. Sie wollte 
> vermutlich kompetente Mitspieler in der Gesundheitspolitik ausschalten. 
>  


Es ging darum, ausufernde Kosten irgendwie in den Griff zu bekommen. 
Dabei müsste sich jede Gesundheitsministerin/Gesundheitsminister mit 
fast 
 
allen Lobbygruppen befassen  - natürlich auch mit den Verwaltungen und 
Kostenstrukturen der GKVen. Dabei solche Vermutungen aufzustellen ist 
m.E. weit hergeholt.

Frau Schmidt hat das marktwirtschaftliche Modell eines leistungs- und 
wettbewerbsfähigen Versicherungssystems gut studiert. Und sie hat dann 
einfach die Kernelemente dieses Modells - unterschiedliche 
Sicherungsumfänge zu risikobestimmten Prämien, Altersrückstellung, 
Solidarleistung aus Steuern statt sozialer Quersubventionen innerhalb der 

 
Versicherung - in deren Gegenteil verkehrt: Standardpaket, 
Einheitsprämie, 
 
politisch definierter Solidarausgleich, Umlagefinanzierung.

 
Jörg schrieb:
> Mit dem G-BA (www.g-ba.de) und dem IQWIG wurden Organisationen 
> gegründet, die auf sich mit der Beschränkung der Leistung der GKV 
> befassen. Das IQWIG gibt dem System den "wissenschaftlichen" Anstrich.
 
> Schaut euch nur mal die Beschlüsse an. 


Bei ausufernden Kosten muss man natürlich den Leistungskatalog 
durchgehen und "unsinnige" oder Kosmetische Leistungen ausklammern. 
Oder willst Du solche mitbezahlen?

 
Jörg schrieb:
> Es geht hier primär um die Kürzung von Leistungen. Nicht umsonst 
> sagte der scheidende Ärzte Vertreter Hoppe in letzter Zeit so häufig, 
> man solle endlich offen von Rationierung sprechen und das 
> gesellschaftlich diskutieren. Das wäre für mich ein Ansatz.  


Schwieriges Thema. Wie soll den rationiert werden? Ab welchem Alter?
(Ist hier aber gar nicht das Thema).

 
Jörg schrieb:
> Man sollte Sie lassen. Die Freiheit alternativer Systeme eröffnet 
> Möglichkeiten andere Behandlungsansätze jenseits der zentralistischen 
> GKV Regeln zu probieren und ich hoffe, das im Erfolgsfall die GKV es 
> nachahmt.
 
> Mir persönlich ist das PKV Risiko viel zu hoch und ich habe mich 
> dagegen entschieden.  


Es geht hier nicht um die "freiheit alternativer Systeme" oder 
"zentralistischer GKVen". Woher hast Du denn diese komischen 
Schlagworte?

Gesundheit ist eine besonderer Bereich. Denn wenn man die 
Gesundheitsversorgung wie einen "freien Markt" aufbauen will, dann hat 
man auch dieselben Regeln wie in einem "freien Markt": Nur der solvente
wird behandelt - für alle anderen gibt's eine Standard-Alibi-Behandlung.

Im Ernstfall geht es um Leben und Tod - da mit solchen Schlagworten zu 
kommen wie Du das hier machst, das finde ich ... ehem ... sehr 
unangebracht!

 
Jörg schrieb:
> Man kann die Grenze für den Beitritt in die PKV gerne senken, aber man 
> muss entweder sicherstellten, das die meist jungen Wechseler sich des 
> Kostenrisikos klar bewusst sind, oder man muss das zurückwechseln in 
> die GKV erlauben, das ist aber nur vertretbar, wenn die 
> Altersrückstellungen dann an die GKV gehen.  


Das ist naiv. 

Die PKV wird eine "Mitnahme der Altersrückstellungen" nie erlauben. Dies 

 
gesetzlich zu verlangen würde einen tiefen Eingriff in das Modell der 
PKVen 
 
bedeuten. Das wäre fast schon die Abschaffung der PKV (insofern stimme 
ich Deiner Forderung zu!)

Das Hauptproblem ist allerdings, dass PKV-Versicherte, wie ich oben schon 

 
ausführlich darlegte, sich der Solidarität lange entziehen - und 
stattdessen 
 
ihre "Privilegierung" zahlen, plötzlich - wenn sie die hohen Kosten 
nicht 
 
mehr tragen können - wieder zurück in die Solidargemeinschaft der GKVen 

 
wollen ... das ist dann wirklich die höchste Stufe parasitären 
Verhaltens.