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ag-gesundheitswesen - Re: [AG-Gesundheit] AG-Gesundheitswesen Nachrichtensammlung, Band 8, Eintrag 2

ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: AG Gesundheit

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Re: [AG-Gesundheit] AG-Gesundheitswesen Nachrichtensammlung, Band 8, Eintrag 2


Chronologisch Thread 
  • From: "mb" <michaela_bach AT web.de>
  • To: <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG-Gesundheit] AG-Gesundheitswesen Nachrichtensammlung, Band 8, Eintrag 2
  • Date: Sun, 4 Jul 2010 13:32:53 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
  • List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>

Die Probleme im Gesundheitssystem sind ungeheur komplex. Wenn wir daran
gehen, sollten wir wichtige Bereiche trennen, z.B.

Einnahmeseite:
das jetzige System ist zweifelsfrei ungerecht. Vielleicht sollte man aber
doch mal das ungeliebte Beitragssystem der FDP anschauen. Hier zahlt jeder
den gleichen Beitrag, der Sozialausgleich erfolgt über das Steuersystem
(heute wird die GKV überwiegend von geringer verdienenden Arbeitnehmern
finanziert, die kostenlos-mitversicherte Familienangehörige und Rentner
subventionieren)

Die Verteufelung der Privatversicherungen sollte man gut überlegen. Die
Privatversicherung ist höchstens für alleinstehende, junge Gutverdiener
billiger. Alle anderen zahlen mehr. Dadurch, dass Ärzte von Privatpatienten
deutlich besser honoriert werden, wird das unwirtschaftliche System der
gesetzlich Versicherten subventioniert. Viele Arztpraxen (Krankenhäuser)
müssten dicht machen, wenn sie keine Privatpatienten hätten.


Qualität:
Selbstverständlich erfolgen viel zu viele unnötige oder sogar schädliche
Behandlungen (nicht nur in der Chirurgie). Es ist aber sehr schwierig, hier
politisch etwas zu ändern. Kein Arzt wird sich (zu Recht!) von der Politik
vorschreiben lassen, wie er zu behandeln hat.
Im Bereich der Arzneimittel gibt es seit einiger Zeit das IQUIQ, dass die
Qualität zugelassener Medikamente sichern soll. Dieses Institut bräuchte aber
sicherlich mehr Macht etc, damit nicht ständig halbherzige Empfehlungen
produziert werden.
Bei zahlreichen Erkrankungen wurden von Fachgesellschaften bereits
Behandlungs-Leitlinien erstellt, die allerdings auch nur sehr bedingt
unnötige Behandlungen verhindern können.
Das einzige, was mir zum Problem unnötiger Behandlungen einfällt, ist
eigentlich nur eine bessere Information der Patienten. Ein Patient muss
verstehen, dass Abwarten oft besser als Aktionismus ist (aber das hatten wir
bereits diskutiert).

Priorisierung
Auch wenn die Politik es abstreitet, erhält bereits heute nicht jeder Patient
alle medizinisch sinnvollen Leistungen.Aufgrund einer weiteren massiven
Kostensteigerung im Gesundheitswesen wird künftig noch in viel höherem Ausmaß
eine Rationierung von Leistungen erforderlich sein. Hier sollte endlich auch
mal mit einer politischen Diskussion begonnen werden, die ethisch
allerdings sicherlich sehr schwierig ist.


Ausgabenseite
Hier könnte man sich u.a. mit den schrecklichen Abrechnungssystemen im
Niedergelassenen Bereich und Krankenhäusern beschäftigen. Da aber selbst die
Beteiligten keine vernünftige Lösung finden, wird das aufgrund der
unendlichen Komplexität des Systems uns wohl auch nicht gelingen.
Verwaltungskosten der Krankenkassen: die liegen weiterhin im hohen
Milliardenbereich. Wieso eigentlich? Warum brauchen wir so viele
unterschiedliche Kassen mit eigenen Verwaltungen? Die Grundleistungen, die
eine Kasse leisten muss, sind überall die gleichen.
Durch Streichen von Unmengen an Dokumentationen (die dem Patienten nur selten
etwas nützen) könnten Ärzte und Pfleger mehr Zeit für ihre eigentliche
Aufgabe erhalten.




Ich möchte nochmal dringend raten, dass wir endlich anfangen, einzelne Themen
systematisch anzugehen und einzeln zu diskutieren und Ergebnisse zu
dokumentieren. Wer könnte das denn evt. koordinieren (z.B: im Forum, über
Pads)?



Michaela




>
> > Die neuesten Pläne der Bundesregierung zeigen, dass völlig ideenlos
> nur an der Beitragsschraube der gesetzlich Versicherten gedreht wird.
> Es wird von denen gedreht, die in der Regel nicht betroffen sind: ein
> Drittel der Abgeordneten sind Beamte und damit nicht in der
> gesetzlichen Krankenkasse – der Rest verdient auch mehr als die
> Beitragsbemessungsgrenze und dürften auch oft in der privaten
> Krankenversicherung sein.
> > Es ist in keiner Weise einzusehen, warum es für eine Oberschicht ein
> getrenntes Krankenversicherungssystem gibt und gerade diese
> Bevölkerungsgruppe aus der Verantwortung für die Allgemeinheit
> entlassen wird.
> > Die Piratenpartei fordert die Vereinheitlichung des
> Krankenkassensystems, damit wirkliche Solidarität herrscht.
>
> Faende ich sehr gut. Aber ich weiss halt nicht ob wir gleich an eine PM
> rangehen sollten,
> ich denke wir sollten ersteinmal ausgearbeitet Vorschlaege haben, die
> wir weitergeben
> koennen an die Basis zum diskutieren und ggf. ins Programm aufnehmen.
> Wir koennen nicht
> einfach nur weil wir die Ag Gesundheit sind einfach fuer den Rest
> sprechen.
>
> Ich meine wir sollten aber auch gerade auf die von der FDP und anderen
> vernachlaessigten
> kleinen Selbststaendigen schauen. Denn diese werden in die
> Privatversicherungen gedraengt
> und jeder der etwas mehr verdient.
> Privat ist billiger und bietet mehr (wohl sicher mitunter dadurch, dass
> sie sich nicht an
> der Allgemeinheit beteiligen). Mir gehts als geringverdienenden
> Selbststaendigen so, dass
> ich mit weniger Einkommen als ein Harz IV Empfaenger mehr KV Beitrag
> zahlen muss, als der
> Durchschnittliche Versicherte, da der (geminderte)
> Mindestbeitragsbemessungssatz fuer
> Selbsstaendige in der gesetzl. KV bei 1200E liegt und somit einen KV
> Beitrag von 213E generiert.
>
> Es kann und darf nicht sein, dass sich einige aus ihrer Verantwortung
> entziehen koennen und
> alle die sich versuchen ueber Wasser zu halten die Erhoehungen tragen
> duerfen (bis sie sich
> vielleicht gedraengt fuehlen in eine private zu wechseln.
>
> --
> Gruesse
> Swen
>



>
> > Am 03.07.10 10:57, schrieb "Jürgen Junghänel":
>
> > > Die Piratenpartei fordert die Vereinheitlichung des
> > Krankenkassensystems, damit wirkliche Solidarität herrscht.
>
> und nun frage ich:
> sind das Forderungen auf gleichem Neveau:
>
> 1. wir fordern ein einheitliches Gesundheitssystem für alle
>
> 2. wir fordern weniger Operationen
>
> Euer Jürgen
> ************************





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