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Re: [AG-Gesundheit] AG-Gesundheitswesen Nachrichtensammlung, Band 4, Eintrag 4 -- Nutzen medizinischer Studien
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- From: "mb" <michaela_bach AT web.de>
- To: <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de>
- Subject: Re: [AG-Gesundheit] AG-Gesundheitswesen Nachrichtensammlung, Band 4, Eintrag 4 -- Nutzen medizinischer Studien
- Date: Mon, 15 Mar 2010 13:33:01 +0100
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
- List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>
Hallo Birger,
ich kann leider nicht belegen, dass der Großteil der medizinischen Studien
nicht brauchbar ist.
Teilweise erfolgt diese Aussage aus eigener Erfahrung: ich habe in den
letzten Jahrzehnten in zahlreichen medizinischen Fachzeitschriften nur sehr
wenige (Medikamenten-)Studien gelesen, die tatsächlich allen statistischen
Anforderungen Stand hielten und sinnvolle Aussagen machten.
Des weiteren habe ich (allerdings vor Jahren) in der Transparenzkommission
des Bundesgesundheitsamtes gearbeitet. Wir sollten dort medizinische Studien
auswerten, um herauszuarbeiten, welche Medikamente bei bestimmten
Indikationen wirksam sind. Hierfür haben wir u.a. auch Studien der
Pharmafirmen angefordert. Unsere Statistiker haben diese Studien nahezu alle
in Grund und Boden gerissen. Bei vielen waren bereits einfachste statistische
Grundforderungen nicht erfüllt (z.B. vernünftige Verblindung). Bei sehr
vielen war die Nullhypothese nicht gegeben, d.h. die Fragestellungen wurden
unzulässigerweise im Nachhinein geändert (zufällige Zusammenhänge gibt es
immer) , statistische Tests waren ungeeignet, die Aussage nicht
praxistauglich usw.
Über Manipulationen oder geschickte Darstellung der Ergebnisse möchte ich gar
nicht lange sprechen (z.B. die neue Pille reduziert ein Risiko um 50% - das
Risiko tritt jedoch überhaupt nur mit einer Häufigkeit von 1:1 Mio auf).
Ich möchte auch auf die Seite des Arzneitelegramms verweisen:
http://www.arznei-telegramm.de/index.php3?&knr=091307/328322 .
Dort kann man beispielsweise sehen, wie viele Studien von Fachmännern
zerrissen werden.
Hinzu kommen Durchführungsfehler der Studien, die der Leser meist gar nicht
beurteilen kann.
Unterscheiden muss man vielleicht noch zwischen Studien, die z.B. von
Pharmafirmen mit spezieller Zielsetzung erstellt werden und denjenigen die
reine Grundlagenforschung enthalten.
Zu jeder Studie sollte auch immer gehören, welche Abhängigkeiten die Autoren
(z.B: zu Pharmafirmen) haben und wie das ganze finanziert wurde.
Michaela
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ag-gesundheitswesen-bounces AT lists.piratenpartei.de
[mailto:ag-gesundheitswesen-bounces AT lists.piratenpartei.de] Im Auftrag von
ag-gesundheitswesen-request AT lists.piratenpartei.de
Gesendet: Montag, 15. März 2010 13:00
An: ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
Betreff: AG-Gesundheitswesen Nachrichtensammlung, Band 4, Eintrag 4
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Meldungen des Tages:
1. Re: AG-Gesundheitswesen Nachrichtensammlung, Band 4, Eintrag
3 (Birger Haarbrandt)
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Message: 1
Date: Mon, 15 Mar 2010 06:37:49 -0500
From: Birger Haarbrandt <haarbrandt AT googlemail.com>
Subject: Re: [AG-Gesundheit] AG-Gesundheitswesen Nachrichtensammlung,
Band 4, Eintrag 3
To: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de>
Message-ID:
<d71de02c1003150437o4e2ac79ap3c8380081a41a902 AT mail.gmail.com>
Content-Type: text/plain; charset="iso-8859-1"
Hallo Michaela,
> diese erfüllen meist noch nicht einmal die einfachsten statistischen
> Grundvorraussetzungen, geschätzt sind mindestens 95% aller Studien nicht
> brauchbar oder sogar manipuliert
>
diese Aussage würde ich gerne fundiert haben. Gibt es dazu Studien
beziehungsweise, woher hast Du diesen Schätzwert? Die Studien sind sehr
stark reglementiert und da ich selber in der Pharmaindustrie im Bereich der
Klinischen Forschung gearbeitet habe kann ich zumindest behaupten, dass,
wenn eine Studie nicht funktioniert, daran auch nichts geschönt wird. Ich
habe selbst erlebt, wie die Studie eines Kollegen mit einem Budget von ca. 2
Millionen Euro erfolglos verlief, da die Prüfärzte zu doof waren dem
Studienprotokoll zu folgen. Das war quasi für den Mülleimer (bis auf die
gesammelte Erfahrung :) und dort ist es auch geblieben.
Bei der zentralisierten Zulassung in der EU geht das über die Europäische
Arzneimittelagentur und ich glaube, dass dort genügend Kompetenz
vorherrscht, um die Studienprotokolle richtig zu lesen. Problematisch wird
es beispielsweise (auch aus eigener Erfahrung), wenn man beispielsweise
gerne eine Neuzulassung für eine neue Applikationsform haben möchte. Ein
Beispiel aus der Praxis:
Es ging darum, dass man in vielen Fällen von Asthma die Kombination aus
einem Kortikoid und einem langwirksamen Beta-2-Sympathomimetikum benötigt.
Dieses wurde bis dahin in zwei getrennten Inhalatoren verabreicht. Die
Neuentwicklung: Es gibt nur noch einen Inhalator. Warum das besser ist?
Medizinische begründet würde es die Complience der Patienten verbessern. Ich
weiß leider nicht, wie die Sache ausging, jedoch war auch den Mitarbeitern
bewusst, dass der Nutzen sich doch in Grenzen hielt.
Also: so einfach ist es dann doch nicht und die behaupteten 95% sollten
nochmal mit Fakten unterfüttert werden.
-------------- nächster Teil --------------
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- Re: [AG-Gesundheit] AG-Gesundheitswesen Nachrichtensammlung, Band 4, Eintrag 4 -- Nutzen medizinischer Studien, mb, 15.03.2010
- Re: [AG-Gesundheit] AG-Gesundheitswesen Nachrichtensammlung, Band 4, Eintrag 4, georgberlin, 21.03.2010
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