ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
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- From: Christoph Mayer <CU_Mayer AT Menschen-gerechte-Gesellschaft.de>
- To: Arne Pfeilsticker <Arne.Pfeilsticker AT piratenpartei-hessen.de>
- Cc: "ag-geldordnung-und-finanzpolitik@lists piratenpartei. de" <ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de>
- Subject: Re: [AG-GOuFP] Monetary Paradigms and Liberty - Structural demand gap of money
- Date: Tue, 12 Jan 2016 10:38:19 +0100
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
Hallo Arne,
mal kommentiert:
Ich habe es damals aufgegeben, zu vermitteln wo das Problem liegt.
Dass Zins genauso Einnahme von Wirtschaftssubjekten darstellt war nie in Frage gestellt. Im Neoklassik-Modell gibt es nur einen Haushalt, in den alles rein- und rausfließt, in diesem Modell gibt es kein Problem mit irgendeinem Geldfluss.
Anhand dieses primitiven Modells argumentieren auch sogenannte Wirtschaftswissenschaftler wie H.W. Sinn.
In der Realität muss man aber Haushaltsarten (Saldenmechanik: Privat, Unternehmen, Staat, Ausland) berücksichtigen. Und man muss den Vermögensstand der Haushalte einbeziehen und diesbezüglich mindestens 3 Kategorien ins Modell einbauen: Sozialabhängige Haushalte, Arbeitsabhängige Haushalte und Haushalte mit hohem Vermögen und damit dominantem Vermögenseinkommen. Besser man baut Dezile ein (10 Vermögens-Haushaltskategorien).
Dann wird schnell klar, dass Umverteilung sehr wohl auch was mit Zins und Dividende zu tun hat. Denn die automatische Vermehrung wirkt nur zugunsten der reichen Haushalte und das in zunehmendem Maß.
Des weiteren wächst das Vermögen stets stärker als die Wirtschaft und damit nimmt die Schuldenmenge stärker zu als das BIP und damit wird der Anteil an Vermögenseinkommen an der Volkswirtschaft immer größer - bis die Haushalte mit niedrigem Einkommen so klamm sind, dass der Konsum einbricht und keine kreditwürdigen Schulder mehr gefunden werden. Vor ein paar Jahren hat man das erst durch manipulierte Kreditvergaben (Hauskäufe USA, Kreditkarten) kompensiert und dann durch die Übernahme der Schulden durch den kreditwürdigen Staat.
Und nochmal, auch wenn es wahrscheinlich mal wieder nicht richtig verstanden und zugeordnet wird:
Wenn ein Unternehmen 100% einnimmt, gehen ca. 33% an Kapitalkosten weg, bevor Arbeitsentgelt und Steuern/ Sozialabgaben verteilt werden.
Teils sind das versteckte Kapitalkosten, hauptsächlich in Pacht (>50% der Pacht sind Kapitalrendite), teils sind es Gewinnabführungen (Dividende, Unternehmereinkommen).
Das bedeutet, dass für den der arbeitet nur 1/3 ankommt und das bedeutet, dass er 3x so viel arbeiten muss, um sich 1h der eigenen Leistung leisten zu können.
Und das bedeutet, dass Arbeit schlecht bezahlt wird und die Sozialkassen immer klamm sind, dass alle viele Arbeitsstunden leisten müssen, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen und dass deshalb die einen sich in Burnout arbeiten und die anderen nicht arbeiten dürfen. Sprich: Auch Arbeitslosigkeit hat damit viel zu tun!
Es wäre schön, wenn man mal von der primitiven Ebene von Zinskritik und -widerlegung wegkommt und mal anfängt, über die Wirtschaft als Kreislauf und komplexes Modell nachzudenken.
Am einfachsten wäre es, wenn mal jemand aus der IT das als Software-Simulation aufbaut - schließlich sind bei den Piraten ja zig Informatiker. Dann würde schnell klar werden, dass Zins, Rendite, Dividende schon ein Problem darstellen und man könnte mal an den Parametern drehen.
Gruß
Christoph
Am 12.01.2016 um 02:39 schrieb Arne Pfeilsticker <Arne.Pfeilsticker AT piratenpartei-hessen.de>:Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Collignon,ich habe mit großem Interesse ihren Vortrag über Monetary Paradigms and Liberty auf YouTube gesehen.Ungefähr bei der Uhrzeit 46:30 führen Sie die Knappheit des Geldes auf den Zinseffekt zurück (Structural demand gap of money).Wir hatten in der AG Geldordnung der Piratenpartei dieses Thema mehrfach heiß diskutiert und in einem sog. Grillfest haben die Pro- und Kontra-Vertreter die These „gegrillt“.Das Ergebnis des Grillfestes zur Zinskritik war:
- Der Streit wurde einvernehmlich beigelegt.
- Die oben formulierte "Grundthese der Zinskritik" ist völlig irrelevant, weil die Annahme eines reinen zinsbelasteten, schuldenbasierten Geldsystems falsch ist und gezeigt wurde, dass der Ausgleich des sog. fehlenden Zinses entweder über Zahlungen von Käufen von Waren und Dienstleistungen bei den Nichtbanken oder über die Ausschüttung von Dividenden an Nichtbanken erfolgt.
- Einvernehmlich wurde festgestellt, dass diese bisher von den Zinskritikern nicht berücksichtige Möglichkeit der Geldschöpfung, die schlimmsten Befürchtungen der Zinskritiker übertrifft: Der Nichtbankensektor gibt dem Bankensektor Waren und wird mit selbstgemachtem Geld bezahlt. Dieser Vorgang ist systembedingt und verschafft dem Nichtbankensektor schuldfreie Liquidität.
Details zu Widerlegung der Grundthese in der Praxis siehe Zusammenfassung der Kontraposition und Der Beweis.
Ich habe den Beweis auf Buchungsebene durchgeführt und mich würde interessieren, welchen Fehler Sie in diesem Beweis sehen, oder ob Sie ihre Meinung revidieren?Viele GrüßeArne Pfeilsticker
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- [AG-GOuFP] Monetary Paradigms and Liberty - Structural demand gap of money, Arne Pfeilsticker, 12.01.2016
- Re: [AG-GOuFP] Monetary Paradigms and Liberty - Structural demand gap of money, Christoph Mayer, 12.01.2016
- Re: [AG-GOuFP] Monetary Paradigms and Liberty - Structural demand gap of money, Arne Pfeilsticker, 12.01.2016
- Re: [AG-GOuFP] Monetary Paradigms and Liberty - Structural demand gap of money, moneymind, 12.01.2016
- Re: [AG-GOuFP] Monetary Paradigms and Liberty - Structural demand gap of money, Arne Pfeilsticker, 12.01.2016
- Re: [AG-GOuFP] Monetary Paradigms and Liberty - Structural demand gap of money, moneymind, 12.01.2016
- Re: [AG-GOuFP] Monetary Paradigms and Liberty - Structural demand gap of money, Christoph Mayer, 12.01.2016
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