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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Die Bedeutung der zwei Seiten einer Bilanz

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] Die Bedeutung der zwei Seiten einer Bilanz


Chronologisch Thread 
  • From: Arne Pfeilsticker <Arne.Pfeilsticker AT piratenpartei-hessen.de>
  • To: Gerhard <listmember AT rinnberger.de>
  • Cc: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Die Bedeutung der zwei Seiten einer Bilanz
  • Date: Sat, 22 Aug 2015 21:52:05 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>



> Am 22.08.2015 um 18:26 schrieb Gerhard <listmember AT rinnberger.de>:
>
> Hallo zusammen,
>
> Merijn Knibbe hält in einer Randnotiz auf RWER eine Entdeckung von Ravi
> Kanbur und Joseph Stiglitz fest:
> <https://rwer.wordpress.com/2015/08/21/links-luther-loans-and-capital-and-italian-central-bank-discovers-old-truth/>
>
> Bilanzen haben zwei Seiten. Auf der einen Seite (Passiva) geht es
> prinzipiell um Eigentumsrechte und Macht während auf der anderen
> (Aktiv-)Seite die realen und finanziellen Vermögenswerte registriert
> sind.

Hallo Gerhard,
eine Bilanz ist eine Aufstellung des Vermögens eines Rechtssubjektes.
Vermögen sind die bewertbaren subjektiven Rechte, die einem
Wirtschaftssubjekt zugeordnet werden können.

Subjektive Rechte sind Rechtsbeziehungen. Das eine Ende nennt man Recht, das
andere Ende Pflicht.

Auf der Aktiva-Seite einer Bilanz werden die Rechte eingetragen, auf der
Passiva-Seite die Pflichten.

Die meisten Eigentumsrechte, Grundstücke und Grundstücksgleiche Rechte oder
Betriebs- und Geschäftsausstattung, stehen auf der Aktiva-Seite.
Das sog. Eigenkapital auf der Passiva-Seite ist aus der Sicht eines
Unternehmens eine Pflicht, aus der Sicht des z.B. Aktionärs ein
Beteiligungsrecht und ein Recht auf Dividende.

Eine sog. Beteiligungen auf der Aktiva-Seite im Unternehmen X stehen als
Eigenkapital auf der Passiva-Seite des Unternehmens Y.

Die Macht eines Unternehmens geht also immer von der Aktiva-Seite aus.

Auf der Passiva-Seite stehen die Pflichten, d.h. die Rechte und damit die
Macht Dritter.

Gruß
Arne

> Knibbe zitiert dabei aus dem Originalartikel (meine Übersetzung):
>
> Kanbur, Ravi/Stiglitz, Joseph: Wealth and income distribution: New
> theories needed for a new era. In: VoxEU.org. Online unter:
> http://www.voxeu.org/article/wealth-and-income-distribution-new-theories-needed-new-era.
>
> <cite>
> Was Piketty und andere als Vermögen ('W') messen ist ein Maß über die
> Kontrolle von Ressourcen und nicht ein Maß für das Kapital ('K') in dem
> Sinne das es im Kontext einer Produktionsfunktion verwendet werden könne.
> </cite>
>
> Knibbe führt weiter aus, dass zur Bestimmung des 'produktiven
> Kapitalanteils' das Finanzkapital selbstverständlich vom Gesamtvermögen
> *abgezogen* werden muss. Eine Reform der Bankenbilanzierung im Sinne der
> Quantumökonomie ist in der Lage eben dieses zu leisten.
>
> Zur Erinnerung, es werden drei Departements unterschieden:
>
> I. Im monetären Departement wird vehikulares Geld verbucht.
> (Zahlungsabwicklung)
>
> II. Im finanziellen Departement wird Einkommen deponiert. (das
> Finanzierungskapital entspricht dem Geldvermögen bei Stützel)
>
> III. Im Fixkapitaldepartement werden investierte Profite verbucht,
> welche zuvor im zweiten Departement eingetragen waren. (das Fixkapital
> entspricht dem Sachvermögen bei Stützel)
>
> Wenn diese Unterscheidung nicht vorgenommen wird, werden wir immer
> wieder ein inflationäres Aufblähen von Immobilien- und ähnlichen
> Vermögenspreisen beobachten können. Nebenbei bemerkt, führt dies auch zu
> der Auffassung, dass Annahme eines einheitlichen Produktionsfaktors
> Kapital in der Lehrbuchökonomie als kompletter Bullshit verworfen werden
> kann.
>
> Kanbur und Stiglitz machen diesen Zusammenhang an zwei Beispielen fest
>
> 1. Die Küstengrundstücke an der französischen Riviera
>
> Das ist zweifellos eine schöne Gegend und weckt Interesse (=Nachfrage)
> bei denen, die es sich leisten können. Die Eigentümer erzielen hieraus
> ein Mieteinkommen wodurch ihr Vermögen und damit die Verfügungsgewalt
> über Kaufkraft steigt. Der reale Input in die Produktion bleibt
> unverändert, ceteris paribus bleibt auch der nationale Output
> unverändert. Es findet eine reine *Umverteilung* statt.
>
> 2. Implizite Garantie von Regierungen für einen Banken-Bail-Out
>
> Die dadurch bedingte Unterstützung von Einkommenszuwächsen aus diesen
> Anspruchsrechten gegenüber Banken wird im Wert dieser Anspruchsrechte
> kapitalisiert. Gleichzeitig besteht aber ein Haftungsverhältnis
> gegenüber allen anderen in der Volkswirtschaft, insbesondere abhängig
> Beschäftigten, die nur ihr Humankapital einbringen können. Auch hier
> stellen wir fest, ohne irgendwelche Produktiontheorien zu bemühen, dass
> der gesamtwirtschaftliche Output unverändert bleibt. Die politisch
> Verantwortlichen verschaffen somit den Anteilseignern ein leistungsloses
> Einkommen, das einen sich selbst verstärkenden Zyklus der Umverteilung
> von unten nach oben bewirkt. Daraus leiten die Autoren zwei
> Feststellungen her:
> Die Rentiers erhalten zusätzliche finanzielle Ressourcen um das
> politische System zu unterstützen, das ihnen diese Privilegien gewährt.
> Durch die Abkopplung dieser Einkommensspirale vom Produktionssystem
> sinkt die gesamtwirtschaftliche Produktivität (genauer des Anteils des
> produktiven Vermögens am Gesamtvermögen einer Volkswirtschaft) und zwar
> für beliebige Niveaus von 'K' und Arbeit.
>
> ivl1705
>
> --
> AG-Geldordnung-und-Finanzpolitik mailing list
> AG-Geldordnung-und-Finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
> https://service.piratenpartei.de/listinfo/ag-geldordnung-und-finanzpolitik





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