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Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
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- Subject: Re: [AG-GOuFP] Newsletter von Christoph / Auswege innerhalb des "Schuldgeldes"
- Date: Fri, 31 Jul 2015 21:09:03 +0000
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- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
Hallo Arne,
unsere Sichtweisen haben vieles gemeinsam, deswegen versuche ich mal, die Unterschiede herauszuarbeiten.
Es gibt auch nicht „den“ Wert, sondern unterschiedliche Werte, wie z.B. Tauschwert, Gebrauchswert oder persönlicher Wert.
Ökonomisch relevant sind Vermögenswerte (die werden bilanziert), würde ich sagen. "Tauschwert" ist keine kaufmännische Kategorie, "Gebrauchswert" (persönlicher Nutzen) auch nicht.
Jeder Wert entsteht dynamisch im Kontext eines Beziehungs- und Leistungsgeflechtes und kann sich ändern, wenn sich dieser Kontext ändert.
Genau. Allerdings gibt es fixierte (festgeschriebene) und variable Werte. Der Nominalwert einer Forderung ist fixiert. Der Wert von Eigentumsrechten dagegen nicht - deren Wert kann sich in Abhängigkeit von Erwartungen des Eigentümers (und seiner Gläubiger) in Bezug auf "den Kontext" (s.o.) ändern.
*Wert des Geld*
*Innerer Wert*: Der Nominalwert ist der Wert des Geldes, d.h. 10 Euro sind genau 10 Euro wert, weil man mit 10 Euro genau eine Verbindlichkeit von 10 Euro begleichen kann. Dieser Wert bleibt immer gleich!
Die innere Stabilität ist konstruktionsbedingt gegeben und eine der genialen Eigenschaften.
Ja. Allerdings kann der Marktpreis vom Nominalwert abweichen - siehe z.B. Schwarzmarktpreise für DDR-Mark in BRD-Mark 1987. Der offizielle Umtauschkurs war 1:1, auf dem ("Schwarz"-)markt gab es für 1 Westmark 10 Ostmark.
*Äußerer Wert* oder Tauschwert: Der Wert des Geldes drückt sich im Preis der Waren und Dienstleistungen aus. Dieser Wert ändert sich ständig.
Da würde ich nicht vom "Wert" des Geldes reden, sondern von seiner Kaufkraft. Was sich ändert, sind die Preise (und bilanzierten Werte) der Waren und Dienstleistungen (Eigentum), gemessen im Geldnominal.
Die Bedeutung der äußere „In“-Stabilität wird m.E. nicht ausreichend gewürdigt.
Inflation/Deflation bedeutet doch genau das, oder? Das Wert-/Preisniveau von
Tauschwertstabilität ist kein Selbstzweck. Die Forderung müsste m.E. lauten: So stabil wie möglich und so instabil wie nötig.
Ja. Das kommt ja im Inflationsziel der ZBen, das "Geldwertstabilität" (eigentlich das Preisniveau der nominell variablen Vermögenswerte) definieren soll, auch zum Ausdruck.
Die Dynamik moderner Volkswirtschaften beruht m.E. zu einem erheblichen Teil auf der Instabilität des Tauschwertes.
Instabilität der PREISE/WERTE der nominal variablen Vermögenswerte.
Über die Instabilität erfolgt die Anpassung der Volkswirtschaft an geänderte Bedingungen.
Neben dieser sachlich bedingten Instabilität (= gute Instabilität) gibt es noch die spekulativ induzierte Instabilität (= schlechte Instabilität), die die Wirtschaft durcheinander bringt.
Warum soll "sachlich bedingte Instabilität" NICHT "spekulativ induziert" sein? Auch Änderungen des Preisniveaus von nominal variablen Vermögenswerten - Eigentum an Waren, Dienstleistungen etc. - hängen von Erwartungen ab. Z.B. geht in die Preiskalkulation eines Unternehmens die erwartete Nachfrage ein, d.h. der Unternehmer spekuliert (=bildet begründete Erwartungen) wie "kauffreudig" die Kunden sein werden.
Und es gibt Hyper-Instabilität (Hyperinflation, deflationäre Depression).
Die äußere Instabilität des Tauschwertes ist nebenbei bemerkt auch eine Frage des Standpunktes. - Vom Standpunkt des Geldes könnte man argumentieren: Nicht der Wert des Geldes ändert sich, sondern der Wert der Waren und Dienstleistungen, der sich in den unterschiedlichen Preisen ausdrückt.
Genau, und dieser Sprachgebrauch wäre wesentlich konsequenter und klarer. Analog zur Rede von der "Variabilität des Geldwertes" müßte man auch von der "Variabilität der Länge des Meters" sprechen. Geld ist eine Maßeinheit und die ist fix.
Bei einem Thermometer kommen wir ja auch nicht auf die Idee zu sagen, dass die angezeigten Schwankungen dem Thermometer anzulasten sind. (Solche Thermometer gibt es natürlich auch. :=) )
Genau.
*Volkswirtschaftlicher Wert:* Aufgrund der Funktionen des Geldes entstehen volkswirtschaftlich erhebliche Synergieeffekte.
Ok.
Geldschöpfung ist bis zu einem gewissen Ausmass Wertschöpfung.
In meinem Verständnis nur dann, wenn es um "Warengeld" geht. Kreditgeldschöpfung schafft NIEMALS Vermögen, sondern nur mit Chancen und Risiken behaftetete Verpflichtungsbeziehungen. Nicht nur in der konsolidierten gesamtwirtschaftlichen Bilanz, sondern auch in den Einzelbilanzen der Beteiligten.
Deine Aussage, "Geldschöpfung ist bis zu einem gewissen Ausmaß Wertschöpfung" verstehe ich nicht. Wie meinst Du das?
Last, but not least: Was die sog. *Wert-Deckung* von Geld anbelangt handelt es sich aus meiner Sicht um ein entwicklungsgeschichtlich bedingtes Missverständnis hinsichtlich dessen, was Geld und Wert ist. Kreditgeld braucht keine „Wert-Deckung“, weil es genauso wie Gold einen Wert hat.
"Deckung" ist eine irreführende Metapher. Kreditgeld braucht wie jeder Kredit für den Gläubiger eine Basis, die es ihm erlaubt, darauf zu vertrauen, daß der Schuldner alles unternehmen wird, die versprochene Leistung auch zu erbringen und dazu auch in der Lage sein wird. Zu dieser Basis zählt ganz basal schlicht und einfach allgemeine Vermögenshaftung (Schuldrecht-Basics).
Auch beim Gold hängt nicht der (Tausch-)Wert am Material des Goldes, sondern am Eigentumsrecht an diesem Material Gold. Und der Wert dieses Eigentumsrechtes steht und fällt mit dem oben erwähnten Kontext.
Genau.
Jede wie auch immer geartete „Wert-Deckung“ des Kreditgeldes wäre für Kreditgeld genauso nützlich, wie ein Mühlstein um den Hals eines Schwimmers. :=)
Eine für mich völlig unverständliche Aussage. Auf eine irreführende Metapher ("Deckung") wird eine obskure Analogie noch obendrauf gepackt. Vieldeutigkeit hoch drei - die garantiert zu Mißverständnissen führt.
Gruß
Wolfgang
- [AG-GOuFP] Newsletter von Christoph / Auswege innerhalb des "Schuldgeldes", Arne Pfeilsticker, 27.07.2015
- Re: [AG-GOuFP] Newsletter von Christoph / Auswege innerhalb des "Schuldgeldes", Rudi, 27.07.2015
- Re: [AG-GOuFP] Newsletter von Christoph / Auswege innerhalb des "Schuldgeldes", moneymind, 31.07.2015
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