ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
Listenarchiv
- From: Rudi <expiratrudi AT gmx.de>
- To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
- Subject: Re: [AG-GOuFP] Fernseh-Tipp
- Date: Wed, 03 Jun 2015 19:56:49 +0200
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
- Newsgroups: pirates.de.talk.politik.geldordnung-finanzpolitik.ag-bereich
- Organization: Newsserver der Piratenpartei Deutschland - Infos siehe: http://wiki.piratenpartei.de/Syncom/Newsserver
Am 15.05.2015 um 18:41 schrieb moneymind:
Mal schauen, was er antwortet.
Kannst die Antwort ja hier posten.
Hat zwar etwas gedauert, aber hier ist die Antwort:
Meine Frage lautete:
> Sehr geehrter Herr Sinn,
>
> auf meine Frage vom 24.04.15 hier im Forum, welche Maßnahmen
> Deutschland Ihrer Meinung nach ergreifen muss, um zu einem
> Importüberschussland zu werden, damit es sein verliehenes Kapital
> zurück erhält, haben Sie geantwortet:
>> In den Jahren 1991 bis 2000 wies Deutschland Leistungsbilanzdefizite
>> auf, was an dem Ressourcenbedarf für die deutsche Vereinigung lag.
>> Es wird automatisch ein Defizit entstehen, wenn Deutschlands
>> Bevölkerung altert, nicht mehr so viel exportieren kann und seine
>> Auslandsanlagen auflöst, um davon zu leben. Denn dann werden die
>> Importe steigen.
>
> Ist es nicht so, dass die Länder, mit denen Deutschland hauptsächlich
> Handel treibt, ebenfalls altern werden? Die haben dann ja das gleiche
> Problem. Wie also kann Deutschland zu einem Importüberschussland
> werden?
>
> Erlauben Sie mir bitte noch eine weitere Frage, die ich in dem
> gleichen Kontext sehe. Bei Ihrem Vortrag bei der TOP Investment
> Konferenz 2015, den ich mit Interesse verfolgt habe, sind Sie auf die
> Wettbewerbsfähigkeit der Euro-Länder zueinander eingegangen und haben
> eine Grafik (BIP-Deflator) gezeigt, in der empfohlen wird, dass fast
> alle Euroländer an Wettbewerbsfähigkeit gewinnen sollen, nur
> Deutschland solle um 31% an Wettbewerbsfähigkeit verlieren. Leider
> sind Sie darauf in Ihrem Vortrag nicht weiter eingegangen.
>
> Die Massnahmen, mit denen die anderen Länder an Wettbewerbsfähigkeit
> gewinnen sollen, sind ja hinreichend bekannt: Löhne und Renten senken.
>
> Wie soll aber Deutschland die 31% an Wettbewerbsfähigkeit verlieren?
> Was ist in diesem Zusammenhang Ihr Rat an Politik und Wirtschaft?
Die Antwort seiner Mitarbeiterin kam heute:
Zitat:
...
zu Ihrer ersten Frage: ein interessanter Punkt, den Sie da ansprechen. Zum einen sehen aber die Bevölkerungspyramiden in anderen Ländern anders aus als in Deutschland und zum anderen weisen andere Länder eine viel höhere Fertilitätsrate als Deutschland auf. Lesen Sie dazu bitte folgenden Beitrag von Prof. Sinn: "Land ohne Kinder – die Fakten, die Folgen, die Ursachen und die Politikimplikationen", Vortrag vor der nordrheinwestfälischen Akademie der Wissenschaften, Düsseldorf, Juni 2014 im Anhang beigefügt).
Link: https://www.cesifo-group.de/dms/ifodoc/docs/politikdebatte/texte/Vortrag-Sinn-2014-Land-ohne-Kinder.pdf
Zu Ihrer zweiten Frage: Die von Ihnen beschriebene Grafik zeigt die Entwicklung verschiedener (u.a. griechischer, deutscher oder französischer) Preisniveaus in Relation zum Rest der Eurozone. Dabei ist der gezeigte relative Preisindex so normiert, dass er zum Zeitpunkt der Lehman-Krise den Wert 100 erreicht. Zusätzlich zum tatsächlichen Verlauf der relativen Preise werden in der Abbildung auch noch alternative Schätzwerte für die über einen Zeitraum von zwanzig Jahren erforderlichen Preisänderungen für die verschiedenen Länder eingetragen, die zu unterschiedlichen Zeitpunkten und für unterschiedliche Schuldenstände von der volkswirtschaftlichen Abteilung von Goldman Sachs errechnet und hier so umgerechnet wurden, dass sie mit den Eurostat-Daten vergleichbar sind, die selbst im Kurvenverlauf zum Ausdruck kommen. Danach müsste Griechenland um etwa 30% gegenüber dem Lehman-Zeitpunkt abwerten, um wieder wettbewerbsfähig zu werden und eine langfristige Schuldentragfähigkeit für die Gesamtökonomie (also nicht nur für den Staat) zu erreichen. Deutschland hingegen müsste teurer werden. Die EZB versucht derzeit, mit ihrer Nullzins-Politik und speziell auch der Politik des Quantitative Easing eine solche Inflation im Umfang von 2% pro Jahr herbeizuführen. Wenn die Südländer klug sind, entscheiden sie sich gleichwohl für eine gemäßigte Austeritätspolitik, um selbst nicht bei der Inflation mitzumachen. Dann müsste Deutschland freilich umso rascher inflationieren. Wenn z.B. Deutschland für zehn Jahre um 4% pro Jahr inflationieren würde, während die Krisenländer inklusive Griechenlands (aber ohne Irland) bei null Prozent verharren, Frankreich mit 1% und die anderen Euroländer (einschließlich Irlands) mit durchschnittlich 2% inflationieren, wäre die nötige Anpassung der relativen Güterpreise nach zehn Jahren im Großen und Ganzen erreicht. Ob die Toleranz der Bevölkerung der Krisenländer ausreicht, eine solche zehnjährige Stagnation hinzunehmen, und ob Deutschland umgekehrt die Erhöhung seines Preisniveaus um die Hälfte akzeptieren würde, steht in den Sternen. Lesen Sie dazu bitte auch das entsprechende Kapitel 4 im Buch “The Euro-Trap” (Oxford University Press) von Prof. Sinn.
...
Zitat Ende
- Re: [AG-GOuFP] Fernseh-Tipp, Rudi, 03.06.2015
- Re: [AG-GOuFP] Fernseh-Tipp, Rudi, 03.06.2015
- Re: [AG-GOuFP] Fernseh-Tipp, Rudi, 15.06.2015
- Re: [AG-GOuFP] Fernseh-Tipp, ukw, 15.06.2015
- Re: [AG-GOuFP] Fernseh-Tipp, Rudi, 15.06.2015
- Re: [AG-GOuFP] Fernseh-Tipp, Rudi, 03.06.2015
Archiv bereitgestellt durch MHonArc 2.6.19.