ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
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- To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
- Subject: Re: [AG-GOuFP] Flassbeck zu Importüberschüssen und Vermögen
- Date: Fri, 17 Oct 2014 02:01:43 +0200
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
OK Rudi, ich hab bei Flassbeck mal
gestöbert und auf der Seite gelesen.
Dazu passt dann auch nachfolgedner Flassbeck Link: http://www.flassbeck-economics.de/thomas-mayer-uber-austeritat-in-einer-welt-ohne-gewinne/ weil ich Thomas Mayer im Beitrag "interessanter Spiegel Artikel" vom Dienstag dieser Woche zitiert hab. Was schreibt Heiner Flassbeck? Diese Argumentation ist falsch. Spart ein Sektor in der Volkswirtschaft mehr, fällt unmittelbar Nachfrage für die anderen Sektoren aus. Wenn die privaten Haushalte weniger konsumieren, sinken bei den Unternehmen Umsätze und Gewinne und der Staat verzeichnet geringere Einnahmen. Daraufhin investieren die Unternehmen weniger, was auch beim Investitionsgütersektor negativ zu Buche schlägt und wieder den Staat trifft. Der Staat gibt ebenfalls weniger aus, was die Nachfrage bei den Unternehmen entweder direkt reduziert, wenn der Staat seine Rolle als Investor zurückfährt, oder indirekt, wenn der Staat Transfereinkommen verringert und die Nachfrage der privaten Haushalte drückt. Mir ist der Teil wichtig, den ich unterstrichen hab. Ich bin der Meinung, es hagelt Widersprüche in diesen zwei Abschnitten. Einen dieser Widersprüche möchte ich hier darstellen. Der Widerspruch liegt im Gedanken "geringere Nachfrage durch Sparen" Wenn durch Sparen (= Geld wird nicht ausgegeben) geringere Umsätze erzielt werden, so müssen die Gewinne nicht zwangsläufiger ebenfalls geringer ausfallen. Die Umsatzzahlen und Voökswirtschaftliche Größen (Bruttosozialprodunkt oder Bruttoinlandsprodukt) fallen geringer aus. Aufgrund dieser schlechter werdenden Zahlen sinken Konjunkturerwartungen und andere Kennziffern. Diese sinkenden Umsätze verursachen geringere Erwartungen bzw "schlechtere" Prognosen. Aufgrund der schlechteren Prognosen und sinkender Umsätze kommen Privatleute und Firmen schlechter an Kredite = "neues Geld". Schlechter bedeutet in diesem Falle, daß die Kreditsicherheiten höher ausfallen müssen und die Zinsen steigen. Man sagt dann: "Das Geld wird teurer." Dadurch kommt noch weniger frisches Geld in den schwindsüchtigen Kreislauf und die Wirtschaftsprognosen/Konjunktuerwartungen werden immer schlechter. Was wiederum dazu führt, das noch weniger Geld in den Kreislauf kommt, weil die Gewinn und Verlustrechnungen immer geringere Umsätze ausweisen, ddie Bevölkerung immer weniger Einkommen zur Verfügung hat usw. . Zunächst wird der Ruf nach staatlichen Konjunkturprogrammen immer lauter. Dann wird die Austeritätspolitik verteufelt und der Staat soll trotzdem Konjunkturprogramme auflegen. Der Staat kann als einziger Gläubiger auch in schlechten Zeiten günstig an frisches Geld kommen, denn der Haushalts eines Staates mit seinen "Bürgern" ist nicht nur der beliebteste Schuldner der Banken sondern in deflationären Zeiten der einzige Wirtschaftsteilnehmer in dem derzeitigen System, der dann noch "billig" an frisches Geld kommt. Und dann soll auch der Staat keine Schulden mehr machen. Woher kommt jetzt das frische Geld, das für einen Konjunkturaufschwung nötig ist? Ich gehe von einem Fortbestand des derzeitigen Systems aus. Das bedeutet: Schuldgeld, welches durch Kredite entsteht, Kreditsicherheiten = die Sachwerte oder Bürger stellen Zinszahlungen/Zinsforderungen der Gläubiger die aufgrund von Ratings (Einschätzungen) steigen oder fallen. Sparer, die mehr Geld in die Finger bekommen (einnehmen) und dort auch halten können. Politiker, deren Politik und Konjunkturprogramme finanziert werden müssen, weil diese Programme/Hilfen nicht aus den Staatseinnahmen (Steuern) bezahlt werden können. Entweder verschuldet sich der Staat immer tiefer => dadurch werden die verschuldeten Staaten von den Ratingagenturen abhängig - oder die Halter von hohen Geld und Sachvermögen (also die Elite-Sparer) werden ausnahmslos "zwangsentspart". Die Gefahr der Abhängigkeit der Politik und/oder der Bevölkerung von den Ratingagenturen ist extrem groß. Bei 3 % Zinssteigerung sind viele Pleiten zu erwarten. 3% Zinssteigerung entspräche den Verhältnissen von vor etwa 10 Jahren (2004) Dabei ist es egal ob die EZB die Zinsen anhebt oder die Ratingagenturen ein Risiko auch nur "vermuten". Sobald ein höheres Risiko vermutet wird tritt zumindest eine Zinssteigerung ein. Das Risiko folgt dann wie von selbst... Warum Flassbeck dann von Sparern spricht, die Ihr Gespartes bei der Bank anlegen - das versteh ich nicht. Schon wenn Geld aus einem Wirtschaftsraum in einen anderen transferiert wird, entsteht in "dem Wirtschaftsraum mit Zahlungsabfluss" augenblicklich ein Liquiditätsengpass. Die Kreditnehmer = die Geber frischen Geldes - geraten unter Druck. Sparen Wirtschaftsteilnehmer Geld, so entsteht ebenfalls ein Liquiditätsengpass, denn die übrigen Wirtschaftsteilnehmer der Region oder des Wirtschaftsraumes können mit ihren schlechteren Zahlen schlechter Kredite aufnehmen. Auch Konsumenten werden kaum mehr Konsumieren und selbst wenn sie konsumieren wollen - ein Arbeitsloser oder auf Kurzarbeit gesetzter Arbeitnehmer bekommt nicht so einfach einen Kredit für ein neues Wohnzimmer oder ein neues Auto. Sparen bedeutet weniger Umsatz und weniger Umsatz bedeutet schlechtere Konjunkturprognosen und damit erschwerte Kreditaufnahme. Wenn in solchen Zeiten nicht zwangsweise Geld und Sachvermögen entspart werden, dann wird der Wirtschaftsraum deflationär. Kredite Platzen, Firmen gehen Pleite, Konsumenten verlieren Haus und Eigentum. Wer in der tiefsten Deflation Geld hat oder auch nur kreditwürdig ist, der kann in dem Überangebot von Waren sein Vermögen sehr gut vermehren. In den Zeiten tiefster Deflation lohnt es sich Geldvermögen in Sachvermögen zu investieren (umzuschichten). Dabei sollte man besonders jene Sachvermögen erwerben, die die Unvermögenden dringend brauchen. Kaufe ich beispielsweise Häuser (Wohnraum) zahlungsunfähiger Arbeiter oder Unternehmer, so halte ich das Sachvermögen und kassiere in der Zukunft die Miete der verarmten Menschen, weil die Menschen irgendwo wohnen müssen. Gleichzeitig ist kein neues Wirtschaftsgut entstanden und die Konjunkturbelebung in dem Wirtschaftsraum ist gleich null. "Entsparen" ist also auch nicht immer das Gelbe vom Ei, wenn Entsparen nicht durch Steuernzahlen geschieht. Flassbeck stellt diese Mechanismen nicht oder nur ungenügend dar. Flassbeck erklärt die Abhängigkeiten nicht oder nicht vollständig. Das finde ich nicht gut. Am 16.10.2014 um 11:05 schrieb Rudi: http://www.flassbeck-economics.de/koennen-importueberschuesse-aus-vermoegen-bezahlt-werden/ Letzter Absatz als Appetizer: "Dass selbst die Regierung in Berlin und die Verantwortlichen in Frankfurt und Brüssel das im Grunde wissen, kann man daran sehen, dass sie Deutschland nicht auffordern, den Euroraum zu verlassen. Dann nämlich gäbe es ganz von allein eine schlagartige Korrektur der Ungleichgewichte durch die „Marktkräfte“ (nämlich in erster Linie durch die am Devisenmarkt), in deren Gefolge der so gefeierte Freihandel über Nacht dafür sorgen würde, dass Deutschlands Überschüsse auf null, vermutlich sogar unter null sänken. Das wäre dann mit einem Wirtschaftseinbruch in Deutschland von 7% und mehr verbunden.... |
- [AG-GOuFP] Flassbeck zu Importüberschüssen und Vermögen, Rudi, 16.10.2014
- Re: [AG-GOuFP] Flassbeck zu Importüberschüssen und Vermögen, ukw, 17.10.2014
- Re: [AG-GOuFP] Flassbeck zu Importüberschüssen und Vermögen, Patrik Pekrul, 17.10.2014
- Re: [AG-GOuFP] Flassbeck zu Importüberschüssen und Vermögen, Thomas Weiß, 17.10.2014
- Re: [AG-GOuFP] Flassbeck zu Importüberschüssen und Vermögen, thomas, 17.10.2014
- Re: [AG-GOuFP] Flassbeck zu Importüberschüssen und Vermögen, Patrik Pekrul, 17.10.2014
- Re: [AG-GOuFP] Flassbeck zu Importüberschüssen und Vermögen, ukw, 17.10.2014
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