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Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
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[AG-GOuFP] Fw: [AG Wirtschaft] TARGET2-Salden - Hintergründe um den "Chaff" ein wenig zu reduzieren
Chronologisch Thread
- From: "Frank Giebel" <frankgiebel AT web.de>
- To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
- Subject: [AG-GOuFP] Fw: [AG Wirtschaft] TARGET2-Salden - Hintergründe um den "Chaff" ein wenig zu reduzieren
- Date: Wed, 4 Dec 2013 11:45:37 +0100 (CET)
- Importance: normal
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
- Sensitivity: Normal
finde ich interessant, was meinen die Spezialisten?
TARGET2 ist nicht sonderlich schwierig, es gibt aber leider nur ganz wenige Leute die's verstehen und auch kommunizieren, also habe ich mal nachgefragt.
Heute mittag habe ich einen meiner Kollegen bei einer deutschen Großbank abgepaßt, der auf Leitungsebene für das Intraday Cash Management ebendieser Bank zuständig ist und habe ihn mal zum Thema TARGET2 befragt, zumal er als Banklobbyist (Eigenbezeichnung) auch in den entsprechenden BuBa- und EZB-Gremien sitzt...
Hier mein Gedächtnisprotokoll als lose Chronologie mit ein paar sprachlichen Vereinfachungen:
1.) Es war einmal vor langer Zeit (im letzten Jahrtausend) eine gar prosperierende EWU mit Ländern, die alle eigene Notenbanken (NBs) hatten. Diese NBs versorgten ihre Länder mit Bargeld und Mindestreservepflichten, und sie ersannen ein System mit dem man elektronische Zahlungsanweisungen untereinander und zwischen den lokalen Geschäftsbanken abwickeln kann. Dazu hatte jede Geschäftsbank eines Landes ein Nostro-Konto bei der zuständigen Notenbank, in Deutschland war die Kontonummer bei der Bundesbank die gute alte Bankleitzahl.
2.) Die Mindestreserven waren Pflichteinlagen der Banken bei ihrer lokalen NB, die nicht verzinst wurden. Gegen Hinterlegung von entsprechenden Sicherheiten wurden diese Mindestreserveeinlagen (oder Teile davon) dann zum NB-Zinssatz an die Banken im Open Tender-Verfahren verliehen, damit diese damit <wasauchimmer> machen. Da die Mindestreserve begrenzt ist, hat die auf dieser Liste so populäre "Geldschöpfung" bei den NBs einen Deckel - die Mindestreservehöhe eben. Der Notenbank-Gewinn aus diesen "monetären Maßnahmen" wurde auch Jahr für Jahr dem Finanzminister gutgeschrieben und alle freuten sich.
3.) Um damals Geldtransfers zwischen den verschiedenen Ländern zu ermöglichen (u.a.) wurde das Real-Time Gross Settlement (RTGS) System aufgebaut, welches von den Zentralbanken auch tatsächlich operativ bedient wurde. Die lokalen Banken bekamen ein RTGS-Konto und länderübergreifende Zahlungen gingen fortan von BankHome -> RTGS-KontoHome -> NBHome -> switch Währung -> NBFarFarAway -> RTGS-KontoFarFarAway -> BankFarFarAway, wobei der Teil RTGS zu RTGS in voller Kontrolle der NBs untereinander ablief. Es war zwar mühselig und arbeitsintensiv, aber am 1.1.1999 wurde alles anders...
4.) Um den Euro als Gemeinschaftswährung einzuführen, wurden zum 31.12.1998 alle RTGS-Konten zweiwährungsfähig gemacht, sprich alle RTGS-Geldeingänge wurden zum jeweiligen Euro-Referenzkurs konvertiert und alle Ausgänge waren Euros. Das war die Geburtsstunde des TARGET1-Systems, welches als sog. "Interbank-Interlinking" Komponente tatsächlich noch physische Zahlungen zwischen NBs vornahm. Nun wurden länderübergreifende Zahlungen natürlich einfacher, BankHome -> RTGS-KontoHome -> TARGET1 -> RTGS-KontoFarFarAway -> BankFarFarAway, wobei TARGET1 immer noch eine Menge Arbeit bei den NBs verursachte.
5.) Am 1.1.1999 geschah noch etwas, es wurde die Umlaufgeldsumme jedes Landes, die aktuelle Giralgeldmenge und die Mindestreserve statistisch verwurstet (das Verfahren sprengt diese Geschichte) und die Summe aller Länderergebnisse als Basisgeldmenge für die damals neue EZB in einen virtuellen Topf geworfen, dessen Füllstand die EZB seither bestimmen kann. Die Verantwortung für Mindestreserven verblieben bei den lokalen NBs, die EZB greift jedoch nur ein, wenn durch einseitige Schieflagen Verwerfungen zwischen Ländern auftreten.
6.) Die TARGET1-Konten waren Saldenkonten, welche zwischen den NBs bis 2007 (*) NICHT verzinst wurden, und die RTGS-Konten waren nur Zahlungsschleudern (technische Zwischenkonten) zu oder von den Sender-/Empfänger-Nostros ohne wirkliche Tagesendsalden - und das was heute gemeinhin "Target-Salden" genannt wird ist eine rein technische Summierung, die lediglich die absoluten Überschüsse/Defizite der Zahlungen zwischen den verbundenen NBs ausweisen - ohne Zins und ohne Schuld, da als Interbank-Interlinking Komponente nur die vorher nicht verbundenen RTGS-Konten verknüpft werden sollen. Bis 2007 unverzinst, wohlgemerkt. Und nach 2007 wurden die TARGET1-Konten eingestampft...
7.) Und jetzt wird's lustig: TARGET2 wurde in drei Wellen eingeführt, einmal in 2007 und jeweils im Februar und Mai 2008. Und keine NB muss mehr buchen oder anweisen, das TARGET1-System wurde nämlich komplett auf ein gemeinsames S.W.I.F.T.-System übertragen (!) - keine NB ist mehr direkt eingebunden. Technisch ist das System komplett autark, es gibt jeweils zwei Rechenzentren (RZ) südlich und nördlich der Alpen, die lokal "heiß (synchron)" gespiegelt sind und über die Alpen hinweg asynchron gespiegelt werden (plus noch zwei als Fallback, falls durch eine Großkatastrophe zwei RZ gleichzeitig ausfallen). Technisch also hochverfügbar, aber nicht bei den NBs. Die rechtliche Verantwortung der RZs liegt bei der BuBa und bei der Bank of Italy, operativ wechseln sich 16 Notenbanken beim Betrieb und Monitoring der RZs ab. Und das sind pro RZ ja nur ein paar Datenbankserver mit angeschlossenen S.W.I.F.T.-Gateways...&nb sp;
8.) Der Interbanken-Zahlungsverkehr wurde 2007 (*) auf BICs umgestellt (...die S.W.I.F.T.-IDs der lokalen Banken) und die TARGET1- und RTGS-Konten wurden komplett abgeschafft. Und weil's so schön ist, wurde die TARGET-Saldendokumentation für statistische Zwecke fortgeführt, ohne NB-Konto wohlgemerkt. Die Rolle der NBs ist seit 2008 im Interbankenzahlungsverkehr auf einen Headereintrag in einer S.W.I.F.T.-Message reduziert! Wer in den Header einer MT202 in Europa schaut, der wird dort eine "Posting Institution" finden, die entweder "TGT" (TARGET2) oder "EBA" (die französische Analog-Sonderlocke) heißt. Die beiden Clearing-Systeme werden täglich um 16:00 CET miteinander verrechnet. So sind auch die nicht-Euro Systeme via S.W.I.F.T. verbunden, da Fedwire (USA) oder Chips (UK) nur andere "Posting Institutions" sind...
9.) Sowohl TGT als auch EBA sind S.W.I.F.T.-interne "closed user groups", wobei jedes Land für jedes andere EU-Land Unterkonten führt, zu Verrechnungszwecken. Wenn also z.B. aus Deutschland 100 m€ nach Zypern via TGT überwiesen werden und taggleich aus Zypern 10 x 10 m€ nach Paris via EBA überwiesen werden (alles vor 16:00 CET) dann ist durch den EBA-TGT-Ausgleich das statistisch geführte TARGET2-Saldo am Ende des Tages unverändert. Merkt ihr was?
10.) Wenn nun Zypern aus dem Euroverbund austritt (oder rausgeworfen wird) dann reduziert sich lediglich die EZB-Basisgeldmenge um den "Wertanteil" von Zypern - was der zyprischen NB entsprechend gutgeschrieben werden sollte (obacht: pure Spekulation meinerseits aus dem Umkehrschluß der Euroeinführung), und danach muss Zypern eben wieder sowas ähnliches wie das alte RTGS für seine neue Währung einführen... Und was in diesem Fall aus TARGET verrechnet werden soll ist mir völlig schleierhaft.
So, Arne, ich hoffe ich habe Deine Fragen hiermit beantwortet und Du verstehst warum Du von der BuBa darauf keine Antwort erhalten hast... und bin ich jetzt eigentlich noch als Mitwirkender der AG Wirtschaft erwünscht?
Und alle anderen sollten nun anders über TARGET2 denken.
Und wir wissen nun auch warum der amerikanische Zugriff auf S.W.I.F.T.-Daten so kackscheiße ist...
Und ich würde auch gerne wissen wer die S.W.I.F.T-Betriebsnutznießer sind, denn wir sind dem System auf Gedeih und Verderb ausgeliefert.
Wer bis hierher durchgehalten hat: Danke für's Lesen!
Und wenn ich jemanden erwische, der mir SEPA so ähnlich erklärt, dann lasse ich es Euch natürlich wissen.
Wir sind die mit den Fragen, gell?
Just my 2 cents.
Cheers from the Vacuum
-- AG-Wirtschaft mailing list AG-Wirtschaft AT lists.piratenpartei.de https://service.piratenpartei.de/listinfo/ag-wirtschaft
Gesendet: Mittwoch, 04. Dezember 2013 um 00:21 Uhr
Von: "Clifford Stevenson" <clifford.stevenson AT gmx.net>
An: "Arne Pfeilsticker" <Arne.Pfeilsticker AT piratenpartei-hessen.de>, ag-wirtschaft AT lists.piratenpartei.de
Betreff: [AG Wirtschaft] TARGET2-Salden - Hintergründe um den "Chaff" ein wenig zu reduzieren
Von: "Clifford Stevenson" <clifford.stevenson AT gmx.net>
An: "Arne Pfeilsticker" <Arne.Pfeilsticker AT piratenpartei-hessen.de>, ag-wirtschaft AT lists.piratenpartei.de
Betreff: [AG Wirtschaft] TARGET2-Salden - Hintergründe um den "Chaff" ein wenig zu reduzieren
Hallo Wirtschaftsliste,
ich hatte auf dem BPT13.2 mit Arne ein knuffiges Mittagsgespräch, aus welchem folgende Frage entstand:
On 12/02/2013 06:33 PM, Arne Pfeilsticker wrote:
ich hatte auf dem BPT13.2 mit Arne ein knuffiges Mittagsgespräch, aus welchem folgende Frage entstand:
On 12/02/2013 06:33 PM, Arne Pfeilsticker wrote:
Unabhängig davon ist die Frage zu den Target2-Salden. Meines Erachtens spielen die Targetsalden eine Rolle weil:
- die Targetsalden verzinst werden. Das Land mit Targetverbindlichkeiten zahlt an das Land mit den entsprechenden Targetforderungen. Die Zinszahlungen gleichen Geldschöpfungsvor-/-nachteile aus.
- wenn der Euro aufgelöst werden würde, dann würden die Targetforderungen/-verbindlichkeiten auf die nationalen Zentralbanken übertragen werden. Die Targetsalden stellen bereits vergemeinschaftete Schulden dar, weil die jeweilige Zentralbank keinen Einfluss auf ihre Entstehung hat. Beispielsweise könnte die Bundesbank nicht sagen, dass sich ihre Target2-Forderungen nur gegen die Länder x oder y richten sollen.
Ich freue mich über eine gute Diskussion und verbleibe mit vielen GrüßenArne
TARGET2 ist nicht sonderlich schwierig, es gibt aber leider nur ganz wenige Leute die's verstehen und auch kommunizieren, also habe ich mal nachgefragt.
Heute mittag habe ich einen meiner Kollegen bei einer deutschen Großbank abgepaßt, der auf Leitungsebene für das Intraday Cash Management ebendieser Bank zuständig ist und habe ihn mal zum Thema TARGET2 befragt, zumal er als Banklobbyist (Eigenbezeichnung) auch in den entsprechenden BuBa- und EZB-Gremien sitzt...
Hier mein Gedächtnisprotokoll als lose Chronologie mit ein paar sprachlichen Vereinfachungen:
1.) Es war einmal vor langer Zeit (im letzten Jahrtausend) eine gar prosperierende EWU mit Ländern, die alle eigene Notenbanken (NBs) hatten. Diese NBs versorgten ihre Länder mit Bargeld und Mindestreservepflichten, und sie ersannen ein System mit dem man elektronische Zahlungsanweisungen untereinander und zwischen den lokalen Geschäftsbanken abwickeln kann. Dazu hatte jede Geschäftsbank eines Landes ein Nostro-Konto bei der zuständigen Notenbank, in Deutschland war die Kontonummer bei der Bundesbank die gute alte Bankleitzahl.
2.) Die Mindestreserven waren Pflichteinlagen der Banken bei ihrer lokalen NB, die nicht verzinst wurden. Gegen Hinterlegung von entsprechenden Sicherheiten wurden diese Mindestreserveeinlagen (oder Teile davon) dann zum NB-Zinssatz an die Banken im Open Tender-Verfahren verliehen, damit diese damit <wasauchimmer> machen. Da die Mindestreserve begrenzt ist, hat die auf dieser Liste so populäre "Geldschöpfung" bei den NBs einen Deckel - die Mindestreservehöhe eben. Der Notenbank-Gewinn aus diesen "monetären Maßnahmen" wurde auch Jahr für Jahr dem Finanzminister gutgeschrieben und alle freuten sich.
3.) Um damals Geldtransfers zwischen den verschiedenen Ländern zu ermöglichen (u.a.) wurde das Real-Time Gross Settlement (RTGS) System aufgebaut, welches von den Zentralbanken auch tatsächlich operativ bedient wurde. Die lokalen Banken bekamen ein RTGS-Konto und länderübergreifende Zahlungen gingen fortan von BankHome -> RTGS-KontoHome -> NBHome -> switch Währung -> NBFarFarAway -> RTGS-KontoFarFarAway -> BankFarFarAway, wobei der Teil RTGS zu RTGS in voller Kontrolle der NBs untereinander ablief. Es war zwar mühselig und arbeitsintensiv, aber am 1.1.1999 wurde alles anders...
4.) Um den Euro als Gemeinschaftswährung einzuführen, wurden zum 31.12.1998 alle RTGS-Konten zweiwährungsfähig gemacht, sprich alle RTGS-Geldeingänge wurden zum jeweiligen Euro-Referenzkurs konvertiert und alle Ausgänge waren Euros. Das war die Geburtsstunde des TARGET1-Systems, welches als sog. "Interbank-Interlinking" Komponente tatsächlich noch physische Zahlungen zwischen NBs vornahm. Nun wurden länderübergreifende Zahlungen natürlich einfacher, BankHome -> RTGS-KontoHome -> TARGET1 -> RTGS-KontoFarFarAway -> BankFarFarAway, wobei TARGET1 immer noch eine Menge Arbeit bei den NBs verursachte.
5.) Am 1.1.1999 geschah noch etwas, es wurde die Umlaufgeldsumme jedes Landes, die aktuelle Giralgeldmenge und die Mindestreserve statistisch verwurstet (das Verfahren sprengt diese Geschichte) und die Summe aller Länderergebnisse als Basisgeldmenge für die damals neue EZB in einen virtuellen Topf geworfen, dessen Füllstand die EZB seither bestimmen kann. Die Verantwortung für Mindestreserven verblieben bei den lokalen NBs, die EZB greift jedoch nur ein, wenn durch einseitige Schieflagen Verwerfungen zwischen Ländern auftreten.
6.) Die TARGET1-Konten waren Saldenkonten, welche zwischen den NBs bis 2007 (*) NICHT verzinst wurden, und die RTGS-Konten waren nur Zahlungsschleudern (technische Zwischenkonten) zu oder von den Sender-/Empfänger-Nostros ohne wirkliche Tagesendsalden - und das was heute gemeinhin "Target-Salden" genannt wird ist eine rein technische Summierung, die lediglich die absoluten Überschüsse/Defizite der Zahlungen zwischen den verbundenen NBs ausweisen - ohne Zins und ohne Schuld, da als Interbank-Interlinking Komponente nur die vorher nicht verbundenen RTGS-Konten verknüpft werden sollen. Bis 2007 unverzinst, wohlgemerkt. Und nach 2007 wurden die TARGET1-Konten eingestampft...
7.) Und jetzt wird's lustig: TARGET2 wurde in drei Wellen eingeführt, einmal in 2007 und jeweils im Februar und Mai 2008. Und keine NB muss mehr buchen oder anweisen, das TARGET1-System wurde nämlich komplett auf ein gemeinsames S.W.I.F.T.-System übertragen (!) - keine NB ist mehr direkt eingebunden. Technisch ist das System komplett autark, es gibt jeweils zwei Rechenzentren (RZ) südlich und nördlich der Alpen, die lokal "heiß (synchron)" gespiegelt sind und über die Alpen hinweg asynchron gespiegelt werden (plus noch zwei als Fallback, falls durch eine Großkatastrophe zwei RZ gleichzeitig ausfallen). Technisch also hochverfügbar, aber nicht bei den NBs. Die rechtliche Verantwortung der RZs liegt bei der BuBa und bei der Bank of Italy, operativ wechseln sich 16 Notenbanken beim Betrieb und Monitoring der RZs ab. Und das sind pro RZ ja nur ein paar Datenbankserver mit angeschlossenen S.W.I.F.T.-Gateways...&nb sp;
8.) Der Interbanken-Zahlungsverkehr wurde 2007 (*) auf BICs umgestellt (...die S.W.I.F.T.-IDs der lokalen Banken) und die TARGET1- und RTGS-Konten wurden komplett abgeschafft. Und weil's so schön ist, wurde die TARGET-Saldendokumentation für statistische Zwecke fortgeführt, ohne NB-Konto wohlgemerkt. Die Rolle der NBs ist seit 2008 im Interbankenzahlungsverkehr auf einen Headereintrag in einer S.W.I.F.T.-Message reduziert! Wer in den Header einer MT202 in Europa schaut, der wird dort eine "Posting Institution" finden, die entweder "TGT" (TARGET2) oder "EBA" (die französische Analog-Sonderlocke) heißt. Die beiden Clearing-Systeme werden täglich um 16:00 CET miteinander verrechnet. So sind auch die nicht-Euro Systeme via S.W.I.F.T. verbunden, da Fedwire (USA) oder Chips (UK) nur andere "Posting Institutions" sind...
9.) Sowohl TGT als auch EBA sind S.W.I.F.T.-interne "closed user groups", wobei jedes Land für jedes andere EU-Land Unterkonten führt, zu Verrechnungszwecken. Wenn also z.B. aus Deutschland 100 m€ nach Zypern via TGT überwiesen werden und taggleich aus Zypern 10 x 10 m€ nach Paris via EBA überwiesen werden (alles vor 16:00 CET) dann ist durch den EBA-TGT-Ausgleich das statistisch geführte TARGET2-Saldo am Ende des Tages unverändert. Merkt ihr was?
10.) Wenn nun Zypern aus dem Euroverbund austritt (oder rausgeworfen wird) dann reduziert sich lediglich die EZB-Basisgeldmenge um den "Wertanteil" von Zypern - was der zyprischen NB entsprechend gutgeschrieben werden sollte (obacht: pure Spekulation meinerseits aus dem Umkehrschluß der Euroeinführung), und danach muss Zypern eben wieder sowas ähnliches wie das alte RTGS für seine neue Währung einführen... Und was in diesem Fall aus TARGET verrechnet werden soll ist mir völlig schleierhaft.
So, Arne, ich hoffe ich habe Deine Fragen hiermit beantwortet und Du verstehst warum Du von der BuBa darauf keine Antwort erhalten hast... und bin ich jetzt eigentlich noch als Mitwirkender der AG Wirtschaft erwünscht?
Und alle anderen sollten nun anders über TARGET2 denken.
Und wir wissen nun auch warum der amerikanische Zugriff auf S.W.I.F.T.-Daten so kackscheiße ist...
Und ich würde auch gerne wissen wer die S.W.I.F.T-Betriebsnutznießer sind, denn wir sind dem System auf Gedeih und Verderb ausgeliefert.
Wer bis hierher durchgehalten hat: Danke für's Lesen!
Und wenn ich jemanden erwische, der mir SEPA so ähnlich erklärt, dann lasse ich es Euch natürlich wissen.
Wir sind die mit den Fragen, gell?
Just my 2 cents.
Cheers from the Vacuum
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- [AG-GOuFP] Fw: [AG Wirtschaft] TARGET2-Salden - Hintergründe um den "Chaff" ein wenig zu reduzieren, Frank Giebel, 04.12.2013
- Re: [AG-GOuFP] Fw: [AG Wirtschaft] TARGET2-Salden - Hintergründe um den "Chaff" ein wenig, Axel Grimm, 04.12.2013
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