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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] (kein Betreff)

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] (kein Betreff)


Chronologisch Thread 
  • From: Christoph Ulrich Mayer <CU_Mayer AT Menschen-gerechte-Gesellschaft.de>
  • To: "PauleJunior AT t-online.de" <PauleJunior AT t-online.de>
  • Cc: "ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de" <ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] (kein Betreff)
  • Date: Tue, 3 Dec 2013 23:54:25 +0000
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>

1/3 der erarbeiteten Wertschöpfung geht an Steuer/Sozialgeld, das versteht man unter Lohnnebenkosten und natürlich kann man darüber reden. Viel mehr reden sollte man über das weitere 1/3, das als Ausschüttungen und Rendite von der Wertschöpfungseinnahmen abgezweigt wird, bevor staatliche Gelder oder das dritte 1/3, die Arbeitsentgelte, ausbezahlt werden. 
Das Dilemma fehlender Investitionsgelder bei höheren Löhnen kriegt man gelöst, wenn man die Kreditschöpfung (Verschuldung der wertschöpfenden Unternehmen und der Bürgergemeinschaft Staat) durch wertschöpfungsgebundene Geldschöpfung ersetzt. (Wertschöpfungsentgelt)
So steht genug Geld in der Wirtschaft zur Verfügung, das Eigentum an den Unternehmen gehört dann aber den Bürgern und nicht urgenwelchen "Investoren". Und samit gehört uhnen auch das, was heute als Kapitalkosten und Ausschüttungen an Dritte abfließt. 

Christoph Mayer, per mobiltelefon gesendet.

Am 03.12.2013 um 20:10 schrieb "PauleJunior AT t-online.de" <PauleJunior AT t-online.de>:

Thomas schrieb:
Unser AG-Mitglied Rudi ist genauso wie Heiner Flassbeck
(http://www.flassbeck-economics.de/) ein Verfechter von signifikanten
Lohnsteigerungen in Deutschland. Orthodoxe Ökonomen und Politiker lehnen
diese Maßnahme oft ab, mit der Behauptung, dass das die
Wettbewerbsfähigkeit vermindert und Arbeitsplätze vernichtet. Damit
haben sie nicht Unrecht.

Steigen die Löhne, so erhöhen sich für deutsche Firmen die Ausgaben für
Lohnkosten. Das reduziert die erreichbaren Profite und vermindert
folglich die Motivation für Unternehmer in Deutschland zu investieren,
also Arbeitsplätze zu schaffen. Soweit so gut.

Viel zu wenig wird jedoch in der deutschen Öffentlichkeit die andere
Seite der Medaille angesprochen: die Nachfrage. Steigende Löhne bedeuten
auch steigenden Konsum bzw., aus Unternehmerseite betrachtet, steigende
Umsätze und Profite.

Kompensiert also nun der Nachfrageeffekt die höheren Lohnkosten, sodass
die Profite der Unternehmen unterm Strich stabil bleiben? Leider nur
teilweise. Hier kommt nämlich der Außenhandel ins Spiel. Man darf
selbstverständlich nicht annehmen, dass die höhere Nachfrage vollständig
in *inländische* Produkte fließt. Der Teil, mit dem ausländische
Produkte gekauft, also zusätzliche Importe finanziert werden, schlägt
sich letztendlich negativ auf die Profite deutscher Unternehmen nieder.

Die Wettbewerbsfähigkeit sinkt also tatsächlich durch die höheren Löhne.
Dass aber nicht alle gleichzeitig ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern
können, und dass Deutschland innerhalb der EWU klar
*über*-wettbewerbsfähig ist, wurde bereits hier
(http://www.geldsystempiraten.de/wp/populare-irrtumer-die-sache-mit-der-wettbewerbsfahigkeit/)
dargelegt. Trotzdem stellt sich die Frage, ob es eine Möglichkeit gibt,
Arbeitslosigkeit global zu reduzieren, oder ob man diese letztendlich
nur zwischen den Ländern hin- und herschieben kann. Anders ausgedrückt:
Hätte die deutsche Wirtschaft den Erfolg der letzten Jahre auch
erreichen können, ohne durch exzessives Lohndumping seine europäischen
Partner niederzukonkurrieren?

Ich sage ja. Eine Möglichkeit dazu liegt in den Lohnnebenkosten, also
der Differenz zwischen den Lohnkosten der Unternehmen und den
Nettolöhnen der Arbeiter. Eine Senkung der Lohnnebenkosten stärkt die
Nachfrage während die Gewinne der Unternehmen erhalten werden. Sinnvolle
Wirtschaftspolitik sollte also Sozialabgaben reduzieren (bei
gleichzeitigem Erhalt der Leistungen durch den Staatshaushalt) oder
*nachfragewirksame* Steuersenkungen (Einkommensteuerfreibeträge,
Mehrwertsteuer) durchführen. Die Regierungen der letzten Jahre haben
stattdessen genau nicht nachfragewirksam Steuern gesenkt, betreffend
Vermögensteuer, Erbschaftssteuer, Spitzensteuersatz,
Kapitalertragssteuer, siehe hierzu http://www.nachdenkseiten.de/?p=18433.

Offensichtlich würden diese Reformen zu einer höheren Neuverschuldung
führen. Ich jedoch kann nicht verstehen, dass diese Zahl auf dem Papier
wichtiger sein soll als das Elend von Millionen von Bürgern.

Bedenken:
Lohnnebenkosten laut Wikipedia:

   Sozialbeiträge der Arbeitgeber, darunter
       Gesetzliche Arbeitgeberbeiträge zur Sozialversicherung
       Lohn- und Gehaltsfortzahlung
       Unterstellte Sozialbeiträge zur Alters- und Gesundheitsvorsorge von Beamten
       Sozialbeiträge der Arbeitgeber für Auszubildende
       sonstige freiwillige Sozialleistungen der Arbeitgeber, darunter:
           Zuschüsse des Arbeitgebers zum Krankengeld
           Beihilfen zu Kosten für Arztleistungen und Kuren
           Zahnersatz
   Kosten für die berufliche Aus- und Weiterbildung
   Sonstige Aufwendungen, darunter
       Anwerbungskosten
       vom Arbeitgeber gestellte Berufskleidung
       Umzugskostenerstattungen
       Einrichtungsbeihilfen bei Einstellungen
   Steuern auf die Lohnsumme oder Beschäftigtenzahl

Wenn diese Beträge gekürzt werden, dann fehlen diese Gelder wo anders.
Die Ausdrücke wie nachfragewirksame* Steuersenkungen sind zwar medienwirksam, aber zu allgemein. So lange man das fehlende Geld nicht da wegnimmt, wo es im Überfluss ist, werden wir weiter bei der Mittelschicht umschichten.
Pavel





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