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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Der Brackteatentaler

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] Der Brackteatentaler


Chronologisch Thread 
  • From: alex AT twister11.de
  • To: Christoph Ulrich Mayer <CU_Mayer AT menschen-gerechte-gesellschaft.de>
  • Cc: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Der Brackteatentaler
  • Date: Wed, 5 Sep 2012 20:24:29 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>

+1 :-)
Nur das ich nicht der Meinung bin, dass es der Geschichte bedarf um zu zeigen warum der Brackteatentaler so toll war.
Heute wäre ein Brackteatentaler sicher auch funktionsfähig, bliebe aber weit hinter den technischen Möglichkeiten zurück.

Statt eines Gültigkeitsintervalls kann die Gültigkeit endlos sein für den Fall das niemand anfängt zu horten.
Beginnt ein Horten (dazu gehört auch Sparen) - denn man müsste/sollte natürlich die Regeln auf Geldvermögen ausdehen, sonst kann man sich gegen den Gültigkeitsverfall durch Darlehenvergabe schützen welches nicht mitverfällt - dann muss der Bereitschaftsdienst der den Nichthortern anfällt vergütet werden.
Das wirkt dann wie ein Negativzins oder ein 'künstlicher Verzehr' dessen Einnahmen aber an alle Wirtschaftsteilnehmer gleichmäßig ausgeschüttet werden.

Um "Ungerechtigkeitsspitzen" zu vermeiden ist also meiner Meinung nach eine stetige Bezahlung von Hortung besser als es wäre Hortung zu erlauben und dann mit einem Schlag alles einzuziehen. :-)

[Hoffe ich habe Brakteatentaler vom Konzept her richtig verstanden]


2012/9/5 Christoph Ulrich Mayer <CU_Mayer AT menschen-gerechte-gesellschaft.de>

Der Brackteatentaler

 

Nach Veröffentlichung der ersten Auflage habe ich hinreichend Material gefunden, das den Brackteatentaler belegt und ihn als Beispiel eines sinnvollen Geldsystems qualifiziert. Ein besonders lesenswertes Werk zu allen Epochen der Geldsysteme ist „Das Geld in der Geschichte“ von Karl Walker [Walker, 1959 \223]. Sie finden es heute auch online unter: http://userpage.fu-berlin.de/~roehrigw/walker/gdg.htm, ich beziehe mich im Folgenden vor allem auf sein Werk. Weitere Nachweisungen finden Sie unter [Siemer, 2000] und im Werk „Befreiungsphilosophie des Geldes“ von Alfred Racek. Belege für die Existenz zahlreicher Brackteatentaler finden sich auch in Museen, z.B. in Bernburg und Hersbruck.

 

Erzbischof Wichmann von Seeburg führte nach 1152 in Magdeburg den Brackteatentaler ein. Die Brateatentaler waren sehr dünn, oft nur einseitig geprägte und z.Tl. brechbare/teilbare Geldstücke, der nach 1 Jahr verfiel. Da sie dün waren, nützten sie schneller ab als andere Münzen und mussten schon deshalb häufiger ersetzt werden. Allein von Bischof Wichmann von Magdeburg sind über 70 Prägungen bekannt. In Magdeburg wurde zwei mal im Jahr eine „Münzverrufung“ vorgenommen, 12 alte Pfennige wurden gegen 9 neue Pfennige ausgetauscht. Man könnte nun meinen, dass dadurch das Geld immer weniger wurde, doch diese Maßnahme hatte noch einen anderen Zweck: Die 3 verbleibenden Pfennige wurden nämlich auch in der neuen Währung geprägt und als Steuereinnhme verwendet, teilweise an den Domschatz abgeführt. Es war eine gut versteckte Steuer mit positiven Nebenwirkungen (Dies ist etwas, das auch für ein heutiges Steuersystem anwendbar wäre).

 

Denn eine Hortung des Geldes war nicht möglich bzw. nicht luktariv. Dadurch wurde Geld auch breiter verteilt, es gab auch keine großen Ansammlungen von Geld. Deshalb gab es auch keine Möglichkeit zum „Geldstreik“ (Verweigerung von Finanzierung) und die Arbeit hatte höheres Gewicht. Nicht umsonst blühte in dieser Zeit auch das Handwerk auf.

Das, was nach dem Münzwechsel nicht verfiel, waren die Sachwerte und die gesellschaftliche Stellung. Deshalb wurde viel gebaut und gespendet. Beispielsweise der Kölner Dom wurde von einer 20.000 Einwohner großen Stadt aus privaten Spendengeldern erbaut! Alle großen Dome wurden in dieser Zeit erbaut und man konnte Investoren für langfristige Projekte (200 Jahre und mehr) finden.

 

Der Brackteatentaler verbreitete sich rasch in fast alle Städte (es gab ihn nicht auf dem Land, dort herrschte die „Hörigkeit“ und der Feudalismus). 

Die Blüte der Städte in dieser Zeit ist ganz wesentlich auf den Brackteatentaler zurückzuführen. Frankfurt, Bremen, Köln, Nürnberg, Regensburg, Ingolstadt, Brandenburg, Braunschweig, Bern, Genf, Wien und viele andere Städte erblühten und waren Orte der Freiheit, die sich sogar teilweise gegen die Adeligen der Regionen durchsetzen konnten.

 

Wie wäre die Wirkung, wenn es heute diese Geldart gäbe? Es ist durchaus vorstellbar und wahrscheinlich, dass die beschriebene Wirkung auch heute eintreten würde.

 

Erst mit der Einführung des „ewigen Pfennig“ und der Abtretung der Schürfrechte an Familen/ Unternehmen verschwand diese Blüte und die Herrschaft der Welser, Birkheimer, Fugger und Patrizier begann. In dieser Zeit verarmte der Adel und die Finanzgeber bestimmten sogar darüber, wer König wurde.

Auch aus dieser Epoche kann man lernen - nämlich wie sich das Recht zur Geldschöpfung auf die Verteilung von Reichtum auswirkt.

 

 



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